Wieso haben Sie sich dazu entschieden, Kinderbuchautor zu werden?
Pongs: Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung habe ich vor vielen Jahren ein Projekt zum demografischen Wandel durchgeführt und dabei festgestellt, dass wir im Interesse der Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft deutlich mehr in die Bildung unserer Kinder investieren müssen. Das Thema „Leseförderung“ wird eher stiefmütterlich behandelt. Um das zu ändern, bin ich Kinderbuchautor geworden und setze meine ganze Energie ein, Kinder für das Lesen und Schreiben zu begeistern.
Wie kamen Sie auf die Idee zu Ihrer Kinderbuchreihe „Krokofil“?
Mein Patenkind wünschte sich vor zehn Jahren eine Gute-Nacht-Geschichte über ein Krokodil. Da habe ich mir eine eigene Geschichte ausgedacht. Schnell wurde die Hauptfigur zu einem freundlichen Krokodil und erhielt den Namen Krokofil. Da die Geschichte so gut ankam, habe ich sie aufgeschrieben. Inzwischen gibt es drei Märchenbände, ein Liederbuch und drei Tagebuchbände.
Sie wohnen in Rimsting. Wie beeinflusst Ihre Heimat Ihre Geschichten?
Ein Kapitel aus meinem Buch „Das Karussell der Farben“ spielt auf der Herreninsel. König Ludwig II. und seine Märchenwelt haben meine Fantasie beflügelt. Der Blick auf die Kampenwand inspiriert mich jeden Tag aufs Neue. Die Natur und die Menschen in meiner Umgebung tragen zur positiven Ausgestaltung meiner Geschichten bei.
Gibt es bald weitere
Kindergeschichten?
Mein Lebensprojekt ist die Krokofil-Tagebuchreihe mit 366 Geschichten. Januar-, Februar- und Märzband sind inzwischen erschienen. Jede Geschichte folgt der Beantwortung einer Frage, wie sie von Kindern an mich gestellt wurden: Warum ist der Himmel blau? Warum blüht und sprießt es jetzt überall? Warum findet das Oktoberfest im September statt? Die Geschichten beinhalten Besonderheiten unserer Kultur und folgen den Eigenheiten der Jahreszeiten. Kinder sollen sich und ihre Umwelt intensiver wahrnehmen und mit einer Vielzahl an neuen Wörtern und Bildern durch den Alltag gehen, getreu meinem Motto: Lesen macht reich (an Bildern im Kopf).
Sie geben Lesungen und Schreibkurse für Kinder…
Ich will Kinder für das Lesen und Schreiben begeistern. Das gelingt mir, wenn ich in Schulen unterwegs bin. Mit über 400 Lesungen im Jahr und 80 Schreibwerkstätten erreiche ich mehr als 50000 Kinder. Eine arbeitsintensive, aber sinnerfüllte Arbeit.
Denken Sie, dass Kinder heute weniger lesen als früher? Wenn ja, wie wirkt sich das aus?
Kindern wird weniger vorgelesen. Wenn Kinder schon mit zehn Monaten ihr eigenes i-Pad erhalten, hat das Auswirkungen auf ihre gesamte Entwicklung. Als Folge von exzessivem Computer- und Fernsehkonsum lassen sich bei immer mehr Kindern Verhaltensauffälligkeiten feststellen: Ess- und Sprachstörungen, Bettnässen und die mysteriöse „Aufmerksamkeits-Defizit-Störung mit Hyperaktivität“, besser bekannt als ADHS. Viele Eltern unterliegen dem Trugschluss, ihrem Kind mit dem Kauf einer Spielkonsole zu helfen, sich besser im digitalen Zeitalter zurechtzufinden. Das Gegenteil ist der Fall: Viele Kinder verpassen den Zugang zum 21. Jahrhundert, wenn sie nicht richtig lesen und schreiben können.
Was sind Ihre Tipps für Eltern, um Kinder zum Lesen zu begeistern?
Vorlesen im Kleinkindalter erleichtert den Buben und Mädchen später das Erlernen des Lesens. Das Leseinteresse wird geweckt, wenn die Kinder erleben, dass Bücher auch im Leben ihrer Eltern eine wichtige Rolle spielen. Deshalb muss im Elternhaus regelmäßig, wenn möglich jeden Abend, mindestens 15 Minuten vorgelesen werden. Kinder werden zu erfolgreichen Lesern, wenn das Lesen zum familiären Alltag gehört.
Wie begeistern Sie Kinder für das Lesen?
Ich habe eine didaktisch ausgeklügelte Form der Kinderbuchlesung konzipiert, mit der es gelingt, 100 Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren eine Stunde lang in den Bann zu ziehen. Ich lese im Stehen, binde die Kinder mit ein.
Welches Buch haben Sie als Kind am liebsten gelesen – und warum?
Ich erinnere mich noch gerne an das Buch „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler, das mir meine Eltern vorgelesen haben. Später habe ich selbst die Fantasiewelt von Astrid Lindgren und Michael Ende für mich erobert. Das Lieblingsbuch meiner Kindheit jedoch war „Der Prinz und der Bettelknabe“ von Mark Twain, das ich auch heute noch jedem Kind im Alter von acht bis zwölf Jahren empfehlen möchte. Eine sehr spannende Geschichte! Interview: magdaLena Scheck