Kaum Resonanz, aber Gesprächsbedarf

von Redaktion

„Maria 2.0.“ verpufft in der Region, die Probleme werden aber ebenfalls gesehen

Rosenheim/Tuntenhausen/
Waldkraiburg
– Vergangenes Wochenende begann eine bundesweite Aktion für mehr Frauenrechte in der katholischen Kirche unter dem Motto „Maria 2.0“. Eine Woche lang wollten die Frauen keine Kirchen betreten und ihre ehrenamtlichen Ämter ruhen lassen. Zuletzt hat Landtagspräsidentin Ilse Aigner das Ende des Zölibats und den Zugang von Frauen zu allen Ämtern gefordert. In der Region blieb die Resonanz auf den Aufruf, der von einer Gruppe von Frauen in Münster ausging, offenbar aus. Die OVB-Heimatzeitungen haben Katholikinnen gefragt, wie sie zu „Maria 2.0“ stehen.

Cornelia Meyl, Mitarbeiterin des Andenkenladens an der Tuntenhausener Basilika: „Die Diskussion um ‚Maria 2.0‘ habe ich vor allem im Fernsehen verfolgt. Von Nachbarn oder Leute im Laden bin ich bisher nicht darauf angeredet worden. Meine Meinung dazu: Frauen spielen in der Bibel eine große Rolle, höhere Ämter in der katholischen Kirche sind ihnen aber bis heute verwehrt. Ich finde das unrichtig. In der modernen Zeit wäre Gleichberechtigung angebracht. Frauen leisten in der Kirche viel Arbeit – das wird für gut befinden, aber eben auch oft als selbstverständlich hingenommen. Es wäre ein Zeichen der Wertschätzung, wenn Frauen auch in höhere Kirchenämter Zutritt bekämen. Ein Kirchenstreik bringt aus meiner Sicht aber nichts. Es kommt mir vor, als würde so etwas an den Führungsköpfen einfach abperlen. Außerdem gehe ich nicht für die anderen, sondern für mich selber in die Kirche – weil ich daraus etwas Gutes ziehe. “

Hannelore Maurer, katholische Pastoralreferentin in Rosenheim: „Es ist wichtig, auf die offenen Wunden der Kirche hinzuweisen. Trotzdem ist diese Graswurzel-Aktion aus Münster für mich keine Art, mit dem Thema umzugehen. Die Gleichberechtigung der Frauen und ihr möglicher Zugang zu Ämtern spielt doch für die Kirche weltweit gar keine Rolle. Dort geht es doch um ganz andere Themen, etwa um den Zugang zu Bildung oder die Menschenrechte. Außerdem wird es schwer sein, die hierarchische Struktur der Kirche zu durchbrechen, und ich finde, das Erzbistum hat sehr viel für die Frauen getan. Es ist aber eine grundsätzliche Einstellung von mir, dass ich mich an solchen Streikaktionen nicht beteilige. Denn dann würde ich die Menschen, die mich brauchen, allein lassen. Und das ist sicher kein christlicher Ansatz.“

Inge Schauberger, Religionspädagogin aus Waldkraiburg: Ich begrüße den Protest absolut. Ich habe auch die Petition der Gruppe „Maria 2.0“ an Papst Franziskus unterschrieben. Und ich bin nicht die einzige Katholikin hier in Waldkraiburg. Diese Aktion ist so wichtig, weil man die kleine Hoffnung haben kann, dass die Herren der Kirche hier in Deutschland dadurch aufwachen und merken, was Frauen stillschweigend in den Gemeinden alles leisten. Es braucht ein Bewusstsein bei den Pfarrern und Priestern für den wertvollen Dienst von Frauen in den Gemeinden. Und es braucht Frauen an führenden Stellen in der Kirche, weil sie empathischer sind, manchmal vermittelnder wirken als Männer und viele Bedürfnisse in einer Gemeinde oder Diözese spüren. Warum sollte eine Frau nicht Generalvikarin eines Bistums sein? Damit das klar ist: Ich will keine Frauenkirche. Es kommt auf die Mischung an.wam/bw/hg

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