Bad Endorf – In einem Rutsch Autogramme von so gut wie allen zu bekommen, die im Deutschen Wintersport Rang und Namen haben? Eine Chance, die man sich nicht entgehen lassen kann. Keine Frage: Die Autogrammstunden zählten mit zu den Höhepunkten am Tag der offenen Tür der Bundespolizeisportschule in Bad Endorf.
Überhaupt, die Vorführungen: Bei den Demonstrationen konnten die Besucher hautnah erfahren, welche Leistung in den Sportarten steckt. Zum Beispiel bei den Skeleton-Schlitten: Im Fernsehen zu sehen, wie sie mit bis zu 140 Stundenkilometern die Strecke hinabbrettern ist eines, selber auf einem Schlitten zu liegen, das Kinn gerade mal zehn Zentimeter über der Bahn, etwas ganz anderes. Zumal wenn man dabei noch dazu angeschoben wird von den drei Medaillenfrauen Tina Hermann, Jacqueline Loelling und Sophia Griebel, die bei der letzten Weltmeisterschaft Gold, Silber und Bronze holten.
Nicht viel anders beim Biathlonschießstand: Dass die eigentliche Kunst bei diesem Sport darin liegt, aus vollem Lauf heraus die fürs Schießen nötige Körperruhe zu erreichen, weiß man als Fernsehzuschauer. Dass aber tatsächlich eigentlich nur dann Chancen auf einen Treffer bestehen, wenn man im Moment des Schießens den Atem anhält, war auf dem Laser-Schießstand ganz unmittelbar zu erleben.
Beim Skispringen zum Beispiel, so war zu erfahren, hängt der Erfolg ganz wesentlich von der Körperhaltung beim Start ab. Deshalb setzt man einen Simulationsstand ein, der auch die geringste Abweichung von der Optimalposition festhält.
Gesorgt war aber auch für alle, die es nicht ganz so genau wissen wollten. Es gab Simulatoren, die einfach mal ein Gefühl dafür vermittelten, wie es ist, am Start einer Abfahrt oder auf einer Schanze zu stehen und dann zu versuchen, sich durch die Strecke hinabzuwedeln beziehungsweise während des Sprungs die Ski beieinander zu halten, sodass eine sichere Landung möglich ist.
Bundespolizei will Personal aufstocken
Zweck des Tags der offenen Tür war es aber nicht nur, einen Einblick in die Sportarten und heutiges Training zu ermöglichen, es ging auch darum, die Polizei als attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Denn das Personal der Bundespolizei soll in den kommenden drei Jahren um zehntausend Personen aufgestockt werden. Dafür gab es durchaus spektakuläre Vorführungen wie etwa einen Fallschirmabsprung mit anschließender Punktlandung von sechs GSG-9 Beamten oder die Simulation einer Festnahme aus dem fließenden Verkehr heraus.
Dazu natürlich auch Fahrzeuge, vom Motorrad bis zum 33 Tonnen schweren Wasserwerfer, der auch in Aktion zu sehen war.
Infos über den Wasserwerfer
Und auch beim Wasserwerfer konnte man beispielhaft Einblick gewinnen, wie anspruchsvoll und vielfältig der Dienst in jedem Einsatzbereich der Polizei ist. Wer weiß schon, dass Wasserwerfer dank ihres riesigen Tankvolumens von zehntausend Litern auch schon als rollende Trinkwasserreservoire eingesetzt wurden, wie zum Beispiel in Passau bei der Überschwemmungskatastrophe im Jahr 2013. Oder dass Wasserwerfer mittlerweile auch auf der Fahrt zurück von den Einsätzen einen zumindest teilweise gefüllten Tank haben:
„Wenn der Befehl zum Einsatz kommt, ich im Zielbereich meines Werfers aber zum Beispiel eine Frau mit Kinderwagen hätte, würde ich warten oder aber den Wasserstrahl so streuen, dass er keine Gefahr darstellen könnte“, sagte ein Beamter aus der Besatzung. Überhaupt sei der beste Einsatz sowieso der, an dem auch nach seinem Abschluss der Tank noch voll sei, weil die Präsenz des Fahrzeuges als solche zur Abschreckung ausgereicht habe.
Alles in allem war der Tag der offenen Tür ein Familientag. Er bot aber auch die Chance, tiefere Einblicke in Sportförderung, aber auch Polizeiarbeit zu gewinnen. Ein Angebot, das angenommen wurde. In der letzten Planungsphase hatte man mit der Unsicherheit des Wetters zu tun und, wie Thomas Leuthardt, Chef der Bundespolizeisportschule, scherzhaft sagte, vorsichtshalber eine Besucherspanne von fünf bis fünftausend Besucher angenommen. Am Ende waren es wohl zwischen 6000 und 7000.