„Inklusion kommt voran“

von Redaktion

Vierte Teilhabekonferenz für den Landkreis – Lob, aber auch Kritik an Entwicklung

Rosenheim – Eine Gesellschaft in der jeder akzeptiert wird, so wie er ist – das ist das Ziel des Teilhabeplans für Menschen mit Behinderungen im Landkreis Rosenheim. Rund 95 Bürger trafen sich jetzt im Landratsamt, um über den aktuellen Stand der Umsetzung des Teilhabeplans zu diskutieren. In den Arbeitsgruppen wurde deutlich, dass schon viel erreicht wurde. Allerdings gibt es in manchen Lebensbereichen noch großen Handlungsbedarf.

Der stellvertretende Landrat Josef Huber dankte allen Haupt- und Ehrenamtlichen für ihr Engagement. Die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen, sei eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, der sich der Landkreis schon seit vielen Jahren gerne annehme, sagte Huber.

Der Sozialplaner im Landratsamt Rosenheim, Jürgen Laupheimer, wies darauf hin, dass schon 1997 die ersten Konzepte im Sozialplan des Landkreises niedergeschrieben wurden. In den Folgejahren wurden viele Maßnahmen Zug um Zug umgesetzt. Durch die UN-Behindertenrechtskonvention 2009 bekam die Inklusionsbewegung einen entscheidenden Schub. Seither sind Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen des Lebens mit dem Recht ausgestattet von Anfang an dabei zu sein und aktiv teilhaben zu können.

Etwa 60000 Menschen mit Behinderung

Legt man das neue Verständnis „man ist nicht behindert, sondern man wird behindert“ zugrunde, dann leben aktuell etwa 60000 Menschen mit Behinderungen im Landkreis Rosenheim. Mit dem 2013 verabschiedeten Teilhabeplan hat sich der Landkreis Rosenheim eine Art Wegweiser zur Verwirklichung der Inklusion gegeben. Auch wenn die darin empfohlenen Maßnahmen rechtlich nicht bindend sind, ist mit dem Teilhabeplan die Erwartung verbunden, dass sich die Lebenssituation für Menschen mit Behinderungen verbessert.

Zur Einstimmung auf die Konferenz wurde die filmische Biografie von Monika und Hannes Bachmeier aus Rosenheim gezeigt. Beide sind auf den Rollstuhl angewiesen und von schwerer körperlicher Behinderung und Pflegebedürftigkeit betroffen. Der Film von Sebastian Grießl streifte alle Lebensbereiche seit der Kindheit des Ehepaars, das ebenfalls an der Konferenz teilnahm. Der Film wurde im Auftrag des Fördervereins „Inklusives Leben und Wohnen Rosenheim“ hergestellt. Er soll Menschen trotz schwerster Behinderungen ermutigen, den Weg eines selbstbestimmten Lebens zu gehen.

Fachstelle existiert seit drei Jahren

Seit über drei Jahren gibt es im Rosenheimer Landratsamt die Fachstelle Inklusion. Die Botschaft des zuständige Fachmanns Jakob Brummer an die Konferenzteilnehmer lautet „Inklusion kommt voran“. In vielen kleinen Schritten ist die Integration und Inklusion von Menschen mit Behinderungen weit vorangekommen. „Allerdings, und vor allem aus Sicht der Betroffenen und Angehörigen, nicht weit genug“, sagte Brummer.

Im Anschluss konnten sich die Konferenzteilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv in die Diskussion einbringen. Es wurde deutlich, dass es im Landkreis viele positive Beispiele und sogenannte Leuchtturmprojekte der Inklusion gibt. Das Bewusstsein für die Situation von Menschen mit Behinderungen entwickelt sich – darüber waren sich die Initiatoren einig. Im Bereich der frühkindlichen Bildung und Schule gab es jedoch Kritik an den aktuellen Rahmenbedingungen. Auch im Arbeitsleben und in der Freizeit gibt es noch einige Vorbehalte.

„Es gibt also noch viele Gründe, weiterzumachen und Wege zur Inklusion aufzutun“, sagte Brummer. Gelegenheit dazu gibt es in den regelmäßigen Arbeitsgruppen der Fachstelle Inklusion und auf der nächsten Teilhabekonferenz.

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