Autofrei ab Grafenherberg?

von Redaktion

Das Sommerkonzept fürs Sudelfeld macht Fortschritte. Jetzt haben Bayrischzell und die Bergbahnen die Touristiker mit der Ausarbeitung beauftragt. Geprüft werden soll unter anderem die Autofreiheit des Oberen Sudelfelds. Das geht aber nur mit einer neuen Gondelbahn.

Brannenburg/Bayrischzell – Die Seiser Alm in Südtirol könnte als Vorbild dienen. Täglich von 9 bis 17 Uhr ist das Landschaftsschutzgebiet am Schlern für den Autoverkehr komplett gesperrt. Wer dann zum Wandern auf den Aussichtsbalkon in den Dolomiten gelangen möchte, muss letztlich in die Gondel steigen. Ein Modell, dass sich Bayrischzells Bürgermeister Georg Kittenrainer auch für das Obere Sudelfeld vorstellen kann. Doch das entscheidende Glied in der Kette fehlt bislang: eine Bergbahn vom Tal hinauf ins Almgebiet.

Durchdachte Vermarktung

Die Idee, das Sudelfeld ganzjährig zu nutzen, beschäftigt die Gemeinde und die Bergbahnen Sudelfeld GmbH schon seit Längerem. Nun haben sie das Tourismus-Kommunalunternehmen Alpenregion Tegernsee-Schliersee (ATS) damit beauftragt, ein Sommerkonzept zu erarbeiten. „Das Sudelfeld ist nicht nur für Wintersportler ein Traum, sondern auch für Wanderer“, ist Kittenrainer überzeugt. Gerade Einheimische sind auch heute schon auf den Wegen unterwegs, doch eine durchdachte Vermarktung fehlt bislang.

Das liegt für Kittenrainer nicht zuletzt am Autoverkehr. Wer vom Tal aus aufs Obere Sudelfeld schwitzt und dort dann auf einen großen Parkplatz trifft, fühle sich nicht wirklich wie in einem idyllischen Almgebiet. Genau dieses Potenzial habe das Sudelfeld aber, findet der Bürgermeister.

Gerade das Dreieck aus Walleralm, Speckalm und Speichersee ist bereits jetzt ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie. Daran haben in erster Linie auch die Wirte einen großen Anteil. Deshalb will sie Kittenrainer als Betroffene einer möglichen Autofreiheit eng in die Gespräche einbeziehen. „Wir haben uns bereits zusammengesetzt“, sagt der Rathauschef. Entschieden sei noch lange nichts.

Denkbar wäre aber eine Sperrung des Oberen Sudelfelds ab Grafenherberg. Damit die Belieferung der Gastronomen und die An- und Abreise für Übernachtungsgäste möglich bleibt, könne man die Straße außerhalb der Öffnungszeiten der Bergbahnen wieder für den Verkehr freigeben, erklärt Kittenrainer – wie eben auf der Seiser Alm.

Wirtschaftlich machbar?

Derzeit fahren im Sommer aber noch keine Lifte am Sudelfeld. Im Rahmen des Konzepts könnte sich das ändern. Höchstens zwei Bahnen wären dann laut Bergbahnen-Chef Egid Stadler in Betrieb – wahrscheinlich sogar nur eine. Eine Kalkulation werde zeigen, ob und wie das wirtschaftlich machbar ist.

Fest steht für Kittenrainer hingegen bereits, dass an einer Gondelbahn ins Tal kein Weg vorbeiführt. Der genaue Trassenverlauf stehe aber längst noch nicht fest und müsse erst in vielerlei Hinsicht geprüft werden. Als potenzieller Ort für die Bergstation wäre aber der Bereich um den Speicherteich ideal. „Der Wanderweg um den See ist sogar für Rollstuhlfahrer geeignet“, sagt Kittenrainer. Und auch Waller- und Speckalm wären binnen weniger Minuten zu Fuß erreichbar.

Ein Argument, um den Verzicht aufs Auto zu erleichtern? Genau das sollen die Experten der ATS nun herausfinden. „Wir beginnen heuer unsere Arbeit“, sagt ATS-Vorstand Harald Gmeiner. Wenn das Konzept steht, solle es zunächst den Auftraggebern vorgestellt werden. Dann stehen eine Machbarkeitsstudie, Gespräche mit Grundstückseigentümern und Prüfungen der Naturschutzbehörde auf dem Plan. Auf einen Zeitplan will sich derzeit keiner der Beteiligten festnageln lassen. Als „Traumziel“ für eine Realisierung nennt der Bürgermeister das Jahr 2022.

Grundsätzlich soll das Sudelfeld ein Ort werden, wo sich Familien auch im Sommer den ganzen Tag aufhalten können, erklärt Stadler. Einen künstlich erschaffenen Freizeitpark müsse aber niemand fürchten. Vielmehr wolle man den Gästen die traditionelle Almwirtschaft authentisch näherbringen. „Das wird kein Disneyland“, betont auch Stadler. „Das Sommerkonzept soll zu uns und dem Sudelfeld passen.“

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