Abschied vom Almsommer

von Redaktion

Manchmal hat ein Datum im Kalender für uns eine besondere Bedeutung. Unser Geburtstag zum Beispiel ist für jeden ein individueller Tag, der uns zumindest für einen Moment innehalten lässt. Auch unser bayerisches Brauchtum hatte immer den Sinn einer heilsamen Unterbrechung unseres Alltags. Das ein oder andere Datum im Jahreskreis hilft mir auch heute zur Orientierung in schnelllebiger Zeit. Der Michaelitag am 29. September war in Altbayern immer eine wichtige Markierung: Die Tiere sind jetzt von der Alm heimgekehrt in die heimatlichen Stallungen, beim Almabtrieb noch einmal mit Blumen geschmückt zum Ausdruck der Freude und der Dankbarkeit, wenn es keine Verluste zu beklagen gab. Der Almsommer ist unweigerlich vorbei!

Das wehmütige Ende des Almsommers erinnert mich an Abschnitte in unserem Leben, die auch irgendwann zu Ende gehen, ob wir das nun wollen oder nicht. Wir müssen uns dann eingestehen, dass etwas einfach unwiderruflich vorbei ist: Kindheit und Jugend, die Schulzeit, die aktive Zeit unseres Berufslebens – oder eine Beziehung, die uns getragen hat und sehr kostbar war. Manchmal schauen wir mit dankbaren und vielen positiven Erinnerungen zurück. Aber wie beim Almabtrieb gehen wir auch aus jedem Lebensabschnitt nicht immer blumengeschmückt und erhobenen Hauptes hervor. Abschied bedeutet immer Veränderung. Das ist oft schmerzlich, aber der Beginn von etwas Neuem.

Unser Jahreskreis zeigt uns dabei das Weitergehen und Neuwerden im Kreislauf des Lebens auf. Eine Stelle aus dem Buch Jesaja der Bibel schenkt mir Zuversicht: „Denkt nicht mehr an das, was vergangen ist. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt Ihr es nicht?“ Eine Zusage nicht nur für das Ende des Almsommers, sondern auch für andere Situationen unseres Lebens. Im Glauben leben wir aus der Hoffnung, dass uns das Beste immer noch bevorsteht. Wir können nach vorn schauen und neu beginnen – und zwar an jedem Datum im Kalender!

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