Giftköder: Hund Armani verblutet

von Redaktion

Verdachtsfälle, dass jemand in Bernau Giftköder auslegt, gab es im Sommer einige. Nach der Obduktion eines toten Hundes herrscht nun Gewissheit. Armani ist wegen einer Vergiftung innerlich verblutet. Und: Da es kein handelsübliches Rattengift war, ist es kaum Zufall.

Bernau – Am 16. September ist Tierheim-Hund Armani gestorben. Seine „Freundin“ Bella hat knapp überlebt. Nachdem beide Hunde zuvor zeitgleich Zahnfleischbluten bekommen hatten, rief Clarissa von Reinhardt, Vorsitzende des Vereins „Häuser der Hoffnung“, der das Tierheim betreibt, den Tierarzt. Bella konnte er noch helfen, indem er ein sogenanntes K1-Präparat spritzte, das die Blutgerinnung verhindert. Wie die Laboruntersuchung später zeigen sollte, hatte Armani keine Chance. Er litt unter einer genetisch bedingten Gerinnungsstörung.

Vier Tage vor dem Tod auf Sportplatzrunde

Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen schildert von Reinhardt, wie es zu Armanis Tod gekommen war. Vier Tage zuvor war ein ehrenamtlicher Gassigeher des Tierheims mit Bella und Armani auf der bei Bernauer Hundebesitzern beliebten Sportplatzrunde unterwegs: vom Bauhof aus am Bach entlang, über die zweite Brücke rechts die Felder hoch, dann rechts auf den Feldweg, an dem der Sportplatz liegt, über die schmale Fußgängerbrücke wieder auf den Weg am Bach und zurück zum Bauhof.

Beide Tiere waren die ganze Zeit über an der Leine, versichert von Reinhard. Nach der Gassirunde sei alles normal gewesen. Auch, als beide am nächsten Tag „etwas mäkelig“ fraßen, war dies noch kein Grund zur Sorge. Erst das Zahnfleischbluten bei zwei Tieren gleichzeitig machte sie stutzig. Bei Armani kamen später noch Unterblutungen am ganzen Körper dazu. Stunden danach war er tot.

Armani ist kein Einzelfall. Auch der Bernauer Privathund Emil starb im Sommer, nachdem er Symptome einer Vergiftung gezeigt hatte. Vier weitere Verdachtsfälle gibt es. Bei zweien überlebten die Tiere nur knapp. „Bisher hat uns der Beweis gefehlt, dass es Gift war“, so von Reinhardt.

Schweren Herzens beschloss sie, Armanis Körper in der Pathologie der Uniklinik München obduzieren zu lassen. Blut- und Gewebeproben kamen in ein Labor. Die Rechnung ist noch nicht da, wird aber ein Loch in die ohnehin knappe Tierheimkasse reißen. Mit rund 2000 Euro rechnet sie. Dennoch musste dieser Schritt sein. „Tierschutz bedeutet auch, andere vor so etwas zu bewahren“, spricht von Reinhardt über ihre Motivation.

Befund ist

eindeutig

Der Befund sei eindeutig, versichert Dr. Michael Lehner vom Tierärztezentrum Teisendorf. Er betreut die Bernauer Tierheim-Tiere, war auch in diesem Fall erster Ansprechpartner, und kennt die Laborergebnisse der Proben, die von Armani genommen wurden. „Eine bakterielle Infektion ist ausgeschlossen“, erklärt er der Chiemgau-Zeitung. Das heißt: Die Vergiftung wurde von außen herbeigeführt.

Welches Gift es genau war, sei nicht nachweisbar. Doch fest stehe, dass es keines der heute gängigen Rattengifte war. Diese wirkten zudem erst mit mehrwöchiger Verzögerung, nicht binnen weniger Tage, so der Tierarzt. An einen Zufall mag er nicht glauben, viel eher an böse Absicht. „Zu 99 Prozent hat da jemand Toxin ausgelegt“, so Dr. Lehnert. Bella habe Glück gehabt, weil sie keine angeborene Gerinnungsstörung hat – so wie Armani.

Körperlich ist die Hündin über den Berg. Doch dass sie trauert, ist nicht zu übersehen. „Sie waren sieben Jahre immer zusammen“, erzählt von Reinhardt. Als Armani im Alter von wenigen Monaten ins Tierheim gebracht wurde, habe ihn die Mischlingshündin „sofort adoptiert“. Die zwei waren unzertrennlich und hatten auch einen ähnlichen Charakter: unkompliziert und sehr lieb, vor allem mit Kindern. In ihrer gewohnten Umgebung wirkt die achtjährige Mischlingshündin besonders niedergeschlagen. „Sie braucht einen Neustart“, weiß von Reinhardt. „Wir hoffen, schnellstmöglich ein Zuhause bei liebevollen Menschen zu finden, die ihr helfen, wieder fröhlich ins Leben zu schauen.“

Vorsicht

beim Gassigehen

Panik will die Vorsitzende von „Häuser der Hoffnung“ nicht schüren. Deshalb hatte sie auch die Obduktionsergebnisse abgewartet, ehe sie die Sache öffentlich machte. Aber sie rät, beim Gassigehen vorsichtig zu sein und genau zu schauen.

„Nicht jeder angebissene Burger ist ein Giftköder“, weiß sie. Und dennoch: Wer ein verdächtiges fleisch- oder wurstartiges Stück findet, das jemand bewusst ausgelegt haben könnte, solle es dem Tierheim übergeben – zumal, wenn es komisch riecht. Solche „Fundstücke“ möchte sie dann untersuchen lassen.

Rechnung wird teuer

Rund 2000 Euro an Kosten für Behandlung und Obduktion kommen auf das Tierheim zu. Über Spenden, damit die Rechnungen bezahlt werden können, ist der Verein „Häuser der Hoffnung“ dankbar. Die Bankverbindung: VR-Bank Rosenheim-Chiemsee eG, IBAN DE36 7116 000 0009 3427 37. Mehr Infos: www.haeuser-der-hoffnung.de.

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