Söchtenau – Die Staatsregierung müsse bei Ausschreibungen mehr auf Zuverlässigkeit setzen, Bahnbetreiber besser kontrollieren und Hersteller von Mängel-Zügen stärker in die Haftung nehmen. Das fordert der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn (SPD) nach dem Meridian-Fiasko in Krottenmühl mit Hunderten Betroffenen am 11. August.
An dem heißen Sommer-Sonntag erlebten viele Bahnreisende auf der Strecke Salzburg-München einen Horror-Trip. Zwischen Bad Endorf und Rosenheim blieb der Meridian-Zug liegen. Erst nach Stunden wurden die Fahrgäste aus den übervollen und überhitzten Waggons geholt.
Stellungnahme
liegt jetzt vor
Warum das so war, wollte von Brunn, verbraucherschutzpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, von der Staatsregierung wissen. Nun liegt die Stellungnahme vor. Von Brunns Bilanz: „Bei dem Ausfall am 11. August stand der Meridian-Zug – und mindestens ein weiterer Meridian – stundenlang bis spät in die Nacht. Toiletten waren defekt, die Fahrgäste wurden nicht informiert, einige stiegen irgendwann auf offener Strecke einfach aus.“
Schlecht geschultes Personal und Personalmangel hätten die Lage noch verschärft. Der SPD-Politiker fordert die Staatsregierung deshalb auf, das Ausschreibungsprozedere offen zu legen und das Verfahren zu überprüfen. Mit Zugausfällen, Verspätungen und defekten Toiletten überzeuge man niemanden, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen.
Die Bahnpanne hat sich laut Bayerischer Oberlandbahn (BOB) und DB Netz AG so abgespielt:
18.20 Uhr: Der M79038 kommt in Krottenmühl (Gemeinde Söchtenau) nach einer Schnellbremsung zum Stehen.
18.30 Uhr: Der Triebfahrzeugführer informiert den Netzkoordinator darüber, dass der Zug steht und ein Fortsetzen der Fahrt wegen einer Fahrzeugstörung nicht möglich ist, da die Schadenssuche erfolglos verläuft.
18.55 Uhr: Die Notfallleitstelle wird verständigt. Der Notfallmanager begibt sich allerdings wegen bereits eingeleiteter Maßnahmen („Abschleppen und keine Evakuierung“) vorerst nicht an die Ereignisstelle.
19.15 Uhr: Der aus Kufstein gerufene Hilfszug M99987 trifft ein. Der liegen gebliebene M79038 kann aber wegen einer Leittechnik-Störung nicht schleppfertig gemacht werden.
20 Uhr: Die Transportleitung des Meridian meldet, dass der Zug nicht abschleppfähig ist und entscheidet nun, eine Evakuierung einzuleiten.
20.35 Uhr: Der BOB-Notdienst trifft ein und meldet, dass Fahrgäste die Notentriegelung von Außentüren betätigt haben.
20.45 Uhr: In der integrierten Leitstelle Rosenheim gehen nach Angaben des Rosenheimer Kreisbrandrats Notrufe von Fahrgästen aus dem Zug ein. Gleichzeitig hält der Fahrdienstleiter in Rosenheim den M79042 (Planabfahrt um 19.15 Uhr in Salzburg) auf Weisung des BOB-Notdienstes in Krottenmühl an.
20.59 Uhr: Der Notfallmanager trifft ein, die Evakuierung beginnt und das Gegengleis wird gesperrt.
21.30 Uhr: Der M79042 nimmt etwa 300 Fahrgäste in Krottenmühl auf.
21.37 Uhr: Der M79042 fährt weiter in Richtung München.
22.30 Uhr: Der Hilfszug
M99987 fährt als M79038 weiter in Richtung München.
22.35 Uhr: Ende der Gleissperrung zwischen Landl und Bad Endorf. Ludwig simeth