Wünsche für die „rollende Landstraße“

von Redaktion

Beim zweiten Verkehrsforum diskutierten Experten über den Transport auf der Schiene

Rosenheim – Seit Jahren ist ein Anstieg des alpenüberquerenden Güterverkehrs sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene festzustellen. Wie kann dem begegnet werden? Vier Experten im zweiten Verkehrsforum zeigten jetzt aus ihrer Sicht auch kurzfristig umsetzbare Lösungen auf.

In einem Impulsreferat zu bayerischen Projekten im Ballhaus in Rosenheim ging Dr. Karin Jäntschi-Haucke, Leiterin Vernetzte Mobilität im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, zur Verlagerung von Transporten von der Straße auf umweltfreundliche Verkehrsträger wie die Schiene ein. „Das ist eine von vielen Antworten auf die Herausforderungen, die uns der Verkehr mit all seinen Auswirkungen, stellt“ sagte Jäntschi-Haucke.

Sie umriss die Dimension der direkten Kohlendioxid-Emissionen des Verkehrs in Bayern, die 2007 rund 33,4 Millionen Tonnen betrugen – davon alleine 31,5 Millionen Tonnen durch den Straßenverkehr. Eine Hochrechnung auf das Jahr 2025 zeige nach wie vor Emissionen von 33,2 Millionen Tonnen, also nur rund fünf Prozent weniger. „Das starke Wachstum im Güterverkehr hat die zwischenzeitliche Effizienzsteigerung in der Technik leider kompensiert“, bedauerte die Referatsleiterin.

Die Verkehrsprognose für 2030 in Bayern zeige ein noch viel düsteres Bild. Bis 2030 steige das Transportaufkommen auf 1017 Millionen Tonnen, davon alleine 886 Millionen Tonnen im Straßenverkehr. Die Schiene hinke mit 116,4 Millionen Tonnen weit hinterher.

Genauso drastisch sei es, wenn man den Güterverkehr alleine betrachtet: 148 Milliarden Tonnenkilometer werde 2030 der Gütertransport aufweisen, 114,5 Milliarden Tonnenkilometer davon allein die Straße, nur 30,2 die Schiene. „Die Bayerische Strategie“, so Jäntschi-Haucke, „setzt dabei auf eine Erhöhung der Effizienz der Verkehrssysteme und auf verkehrsträgerübergreifende Konzepte.“ Kurz: „Eine intelligente Nutzung der Infrastruktur gepaart mit einer Steigerung der Leistungsfähigkeit von Verkehrsträgern.“

Unterstützende Projekte

Hier soll das Intermodaltransport-Konzept Bayerns die Transportwirtschaft mit Projekten unterstützen. Eines davon ist NiKRASA, ein vertikales Verladungssystem für den kombinierten Eisenbahnverkehr, welches in Standard-Terminals den Umschlagvorgang von nicht kranbaren Sattelaufliegern auf Standard-Taschenwagen ermöglicht. AlpInnoCT wiederum beschäftigte sich mit der Steigerung der Effizienz und der Produktivität des kombinierten Verkehrs.

Für Bayern sind das nach Angaben der Referentin „ganz besondere Herausforderungen, denn es wird nicht nur der Seehafenhinterlandverkehr zunehmen, sondern auch die Mittelmeerhäfen eine wachsende Bedeutung erfahren.“ Ihr Fazit daraus: „Es kommt eine erhebliche Zunahme des grenzüberschreitenden, besonders des alpenquerenden Verkehrs, auf uns zu.“

„Zum Schutze der Umwelt müssen wir den Verkehr begrenzen“ meinte die Referentin und kritisierte die Fahrverbote und Blockabfertigung des Landes Tirol. „Keine Verbote ohne Alternativen“ forderte sie.

Wie will Bayern aber nun den Brenner Transit bewältigen? Neben den Vorschlägen aus dem Brenner-Gipfel sind es nach den Worten der Referentin besonders die Brenner-Korridor-Projekte. „Es gibt viel zu tun“, fand Jäntschi-Haucke und ging zur Podiumsdiskussion über, die klären sollte, warum alles so lange dauert und was kurzfristig zu tun sei.

Große Flächen

werden benötigt

Karl Fischer vom Logistik Kompetenz Zentrum (LKZ) Prien forderte eine Abkehr von Prognosen. Er möchte klare Ziele von der Politik, wie viel man „mehr“ auf die Schiene bringen möchte. Fischer: „Dann können wir uns darauf einstellen was zu tun ist.“ Allerdings verwies Fischer darauf, dass die bisherigen Umschlagsanlagen in Hof und Burghausen dafür keinesfalls ausreichen werden. „Wir brauchen weitere Anlagen, die aber eine Fläche von 30000 bis 50000 Quadratmetern an Platz benötigen“ so der Geschäftsführer.

Bei einer Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene sei eine „funktionierende und ausreichende Infrastruktur unumgänglich“, fand Klaus Hohberger vom Unternehmen Bayernhafen. Er fasste das Plus der „rollenden Landstraße“ zusammen: „Sie ist schlank und schnell zu betreiben, fast wie eine S-Bahn.“

Bernd Weisweiler von TX Logistik AG, einem der der größten Transportunternehmen für Schienengüterverkehr in Europa, sieht den Verkehrsträger Schiene als einen der umweltfreundlichsten, mit dem man besonders auf der Langstrecke hohe ökonomische Vorteile erzielt. „Und er ist einer der sichersten Verkehrsträger“, meinte der Business-Director. Immer wieder stießen die Podiumsgäste allerdings auf ihrer Meinung nach fehlende Infrastruktur und Effizienz. Ralph Svehla: „Wir sitzen in Traunstein, zum nächsten Terminal müssten wir nach München fahren – das gibt keinen Sinn.“ Karl Fischer monierte eine fehlende zentrale Steuerung der Züge über die Bundesgrenzen hinaus. Und er forderte mehr Überholgleise, damit nicht wertvolle Zeiten verloren gehen.

„Wir werden die Anregungen in die Gremien tragen“ versprach Jäntschi-Haucke, „damit nicht nur geredet, sondern auch umgesetzt wird.“ Werner Stache

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