Auf den Spuren des Ikarus

von Redaktion

Der Traum vom Fliegen begann für die Menschheit mit einem ersten Versuch. Einem Mythos nach startete Ikarus mit Flügeln aus Wachs und Federn. Zuerst ging alles gut. Dann aber wurde Ikarus übermütig und stieg so hoch hinauf, dass die Sonne das Wachs seiner Flügel schmolz. Die Federn lösten sich und Ikarus stürzte ins Meer.

Übermut tut selten gut! Dieser Satz wird oft so schnell dahingesagt. Aber was wäre unsere Welt ohne Persönlichkeiten wie Ikarus? Was wäre die Welt ohne all die wunderbaren Bastler, Tüftler und Denker, ohne die Forscher und Wagemutigen? Wir wären arm dran!

Schon an unseren Kleinkindern und Jugendlichen können wir beobachten, dass die Sehnsucht zum Entdecken und Ausprobieren uns Menschen förmlich eingepflanzt ist. Wenn wir dabei allerdings zu hoch hinaus wollen, folgt der Absturz auf dem Fuß. Bei aller Freude über die Phantasie und den Entdeckergeist der Menschheit ist das für mich genau unser Problem: Wir testen unsere Grenzen aus und überspannen dabei den Bogen oft auf Kosten unserer Schöpfung und auf dem Rücken anderer.

Die Tugend der Demut – einmal recht verstanden – bedeutet, sich die „humilitas“, die Bodenhaftung, zu bewahren. Manchmal müssen wir uns unsere beschränkten Möglichkeiten auch eingestehen können und uns damit versöhnen. „Gott verleiht deinen Grenzen Frieden“, heißt es in einem Psalm der Bibel.

Dieser Zuspruch ist mir ein großer Trost. Wenn wir feste Wurzeln haben, können wir uns zu unserer vollen Größe ausstrecken – und manchmal wachsen dann sogar Flügel!

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