Traunstein/Siegsdorf – Geschäftliche und private Streitigkeiten bildeten den Hintergrund für angebliche Buttersäure-Anschläge einer 43-Jährigen aus Siegsdorf auf Dinge ihres früheren Lebensgefährten und Geschäftspartners. Ein 48-jähriger Traunsteiner soll die Frau auf die Idee gebracht haben. Die stinkende Flüssigkeit in sechs Türschlössern eines Anwesens in Siegsdorf und auf der Kopfstütze eines 180000-Euro-Pkw hatte gemäß Anklage körperliche Beeinträchtigungen beim Geschädigten sowie einen enormen Sachschaden zur Folge. Das Amtsgericht Traunstein mit Richter Wolfgang Ott unterbrach die Hauptverhandlung jetzt auf Beweisanträge der Verteidiger hin.
Staatsanwältin Mona Peiss hatte die Vorgänge am Nachmittag des 16. Juni 2018 im Anwesen des Nebenklägers in Siegsdorf angeklagt als gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung. Demnach soll die 43-Jährige die Buttersäure in die Türschlösser eingebracht haben. Ein aufwendiger Feuerwehreinsatz unter Einsatz von Atemschutzgeräten war notwendig, um die Türen zu entfernen und auszutauschen. Außerdem erlitt der Nebenkläger starke Kopfschmerzen durch die unangenehme Substanz.
Schaden am Pkw
rund 80000 Euro
Die Frau soll weiterhin durch die etwas geöffnete Seitenscheibe eines sündteuren Pkw eine Kopfstütze ebenfalls mit Buttersäure kontaminiert haben. Die Staatsanwältin bezifferte den Schaden an dem Liebhaberfahrzeug auf mindestens 80000 Euro. Der 48-Jährige soll die Frau zu den Taten angestiftet haben.
Die Angeklagten mit ihren Verteidigern Dr. Andreas Kastenbauer und Dr. Herbert Buchner, beide aus Traunstein, wiesen alle Vorwürfe als unzutreffend zurück. Allerdings war auf dem Handy der Frau ein Chatverlauf entdeckt worden, in dem Buttersäure eine Rolle spielte. Der 43-Jährigen liegt außerdem zur Last, eine Straftat vorgetäuscht zu haben. Sie hatte Anzeige erstattet, der Nebenkläger habe ihr einen sechsstelligen Betrag entwendet. Dem Geschädigten steht Nebenklageanwalt Korbinian Ortner aus Traunstein zur Seite.
Ein Kraftfahrzeugsachverständiger aus München wie ein Diplom-Chemiker vom Bayerischen Landeskriminalamt sprachen vom „bestialischen Gestank“ der Buttersäure. Der Gutachter verglich den Geruch: „Er erinnert stark an Erbrochenes.“ Die Sanierung kontaminierter Dinge gelte „als schwierig bis ausgeschlossen“. Angesichts des hohen Werts des Pkws sei ein Reparaturkonzept entwickelt worden. Man habe das gesamte Interieur auswechseln und den Rest mit Ozon bedampfen wollen – ohne Erfolg: „Der Geruch war nicht zu 100 Prozent zu beseitigen.“
Der Reparaturversuch sei abgebrochen worden, fuhr der Kfz-Sachverständige fort. Über eine Restwertbörse sei das Fahrzeug verkauft worden. Was man damit noch anfangen könne, wollte der Richter wissen. Der Gutachter dazu: „Man kann den Wagen nur komplett ausbeinen und einen Rennwagen draus machen.“