Rosenheim/Mühldorf – Das Münchner Unternehmen Flixbus ärgert sich. Für die Fernverkehrstickets der Bahn wird die Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Für Flixbus nicht. Der Fernbusbetreiber fühlt sich benachteiligt. Dadurch würden sich die Rahmenbedingungen im Fernverkehr massiv verschieben. „Als Konsequenz müsste Flixbus das Streckennetz um voraussichtlich 30 Prozent einschränken“, kündigt die Sprecherin Franziska Köhler an. Allein in Bayern sollen 23 Haltestellen wegfallen.
Vor allem in Schwaben, Nord- und Ostbayern wären Flixbus-Stationen betroffen. In Oberbayern sind die Haltepunkte in Rosenheim, Mühldorf und Landsberg am Lech bedroht. Von Rosenheim aus werden etwa Fahrten nach Wien, Budapest, Zürich und Graz angeboten. Auch im Voralpenraum werde es eine starke Ausdünnung des Angebots geben, kündigt Köhler weiter an. Details will sie noch nicht nennen, deutete aber bereits an, dass vor allem ländliche Regionen von den Streichungen betroffen sein könnten.
In Oberbayern gibt es weitere beliebte Haltestellen in Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald oder Schongau. Am Wochenende fährt Flixbus auch von München über Ettal, Linderhof, Oberammergau, Steingaden, Halblech und Schwangau nach Füssen und zurück. Raubling bei Rosenheim ist eine Drehscheibe für Fahrten zwischen dem Balkan und München sowie Augsburg und Stuttgart. Siegsdorf, Ruhpolding, Inzell, Bad Reichenhall und Bischofswiesen werden in Richtung München angefahren.
Auch die Fahrten, die in München starten, wären von der Streichung betroffen. „Wir können womöglich weniger Verbindungen zu Zielen innerhalb Deutschlands anbieten und müssten uns auf Verbindungen in Richtung Ost- und Südeuropa konzentrieren“, sagt Köhler.
Die Politik habe die Fernbusse einst ermöglicht, betont die Flixbus-Sprecherin. „Nach nur wenigen Jahren zurückzurudern und diese Entwicklung in der Fläche massiv einzuschränken, wäre schwer zu verstehen und ginge gegen eine nachhaltige Mobilitätswende.“ Laut Bundesumweltamt hätten Fernbusse sogar eine bessere Klimabilanz als Züge, argumentiert Köhler.
Steuerliche
Neutralität
Außerdem verweist sie auf ein neues Gutachten, das belege, dass eine Ungleichbehandlung von Fernbahn und Fernbus gegen den Grundsatz der steuerlichen Neutralität verstößt. „Wir werden die Mehrwertsteuerreduzierung für den Fernbus einklagen“, sagt Köhler.
Sogar eine Verfassungsbeschwerde sowie eine Beschwerde bei der EU-Kommission kann sich das Unternehmen vorstellen. Sollten auch die Fernbusse von einer Reduzierung der Mehrwertsteuer profitieren, würde Flixbus die Tickets günstiger anbieten und in alternative Antriebe investieren, sagt Köhler. Johannes Welte