Rosenheim/Mühldorf – Korbinian Eberwein (20) und Julian Gülich (26) zögern keine Sekunde. „Wir würden sofort einziehen“, sagen die zwei Rosenheimer TH-Studenten, die begeistert sind von der Weihnachtsaktion „OVB-Leser zeigen Herz“.
Das Katholische Jugendsozialwerk (KJSW) ist gerade dabei, mit Unterstützung der OVB-Leser eine inklusive Wohngemeinschaft in Rosenheim zu gründen. Dort werden Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichberechtigt zusammenleben – vielleicht ziehen ja auch Eberwein und Jülich mal ein.
Der Bedarf
ist groß
Der Bedarf für das Projekt ist groß. Da sind zum einen Menschen mit Beeinträchtigung, die noch bei ihren Eltern leben und endlich flügge werden wollen. Ebenso interessieren sich Menschen ohne Behinderung dafür, zum Beispiel Korbinian Eberwein. „Ich kann mir gut vorstellen, in einer inklusiven WG zu leben. Für mich wäre das überhaupt kein Problem, wenn mein Zimmernachbar eine Beeinträchtigung hat.
Der 20-Jährige wohnt noch daheim bei seinen Eltern, in Steinhöring im Kreis Ebersberg. Die Nachbargemeinden Albaching und Maitenbeth gehören schon zum Kreis Rosenheim beziehungsweise Mühldorf. „Direkt gegenüber ist bei uns eine solche Wohngruppe“, erzählt der Innenarchitektur-Student. „Wir kennen einander, grüßen uns, ratschen miteinander. Da sind total nette Leute dabei. Ich würde mich auf eine inklusive WG freuen.“
Kontaktängste hat der junge Mann mit der pfiffigen blauen Mütze nicht. Das merkt man sofort. Eberwein studiert in Rosenheim. Jeden Tag fährt er mit dem Auto hin und zurück: „Je nach
Verkehrslage brauche ich für die einfache Strecke eine halbe bis dreiviertel Stunde. Diese Zeit fehlt mir für die Arbeit.“
Er studiert im dritten Semester. „Es wäre schon schön, wenn ich allmählich daheim ausziehen könnte“, sagt der Steinhöringer. Doch ein Apartment auf dem regulären Wohnungsmarkt kann sich Korbinian nicht leisten. In einer inklusiven WG würde er dagegen keine Miete bezahlen, wenn er jede Woche einen Abend- und einmal im Monat einen Wochenenddienst übernimmt: „Dabei könnten wir sicher alle voneinander lernen.“
Auch für Julian Gülich ist eine inklusive WG mehr als eine Option. Er studiert Gesundheitsmanagement und lebt bereits in Rosenheim. Mit seiner aktuellen Vierer-WG ist er zufrieden. Doch bald ziehen zwei Mitbewohnerinnen aus.
Der 26-Jährige hat ein halbes Freiwilliges Soziales Jahr abgeleistet und dann noch ein halbes Jahr als Betreuungshelfer gearbeitet. „Ich kann mich gut auf die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung einlassen“, erklärt er. Und er ist davon überzeugt, dass das Angebot viele jüngere Menschen anspricht, die daheim ausziehen möchten, sich aber keine eigene Wohnung leisten können. Ebenso ergeht es jüngeren Menschen mit Beeinträchtigung.
Thomas Bacher, der das KJSW in Rosenheim leitet, weiß, dass die Bedürfnisse von jüngeren Leuten mit und ohne Beeinträchtigung ähnlich sind: „Nicht immer nur bei den Eltern sein, sondern auch mal etwas mit anderen zusammen unternehmen können – darum geht es“, sagt er. Sich selbst erproben, seine Fähigkeiten weiterentwickeln, mal einen Ausflug machen, ins Kino gehen, ein Café besuchen – wer mag das nicht?
Oft baut der Sport dabei Brücken. Korbinian Eberwein spielt in seiner Freizeit leidenschaftlich gern Eishockey. „Das wäre natürlich super, wenn bei den Spielen einige aus unserer WG mitkommen, um unser Team anzufeuern.“
Ein Fall für die WG – und die Aibdogs
Noch jagt er bei seinem Verein in Grafing dem Puck hinterher. Sobald Eberwein nach Rosenheim zieht, wird er wohl den Klub wechseln – zu den Aibdogs nach Bad Aibling. „Wenn sie mich nehmen“, lacht er.
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