Rosenheim – Es ist kurz vor Weihnachten, aber die Stimmung ist nicht unbedingt „himmelhoch jauchzend“. Diese Einschätzung machte Philipp Moosner, der Vorstandsvorsitzende der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Rosenheim-Bad Aibling, bei der Winterversammlung in der Rosenheimer Inntalhalle. Zahlreiche Herausforderungen beschäftigen die Landwirte im Allgemeinen und die Milcherzeuger im Besonderen.
Milchkönigin
zu Besuch
Zur Versammlung konnten Moosner und MEG-Geschäftsführerin Katharina Zuckriegl zahlreiche Ehrengäste aus Politik und landwirtschaftlichen Verbänden begrüßen. Darunter befand sich auch die Bayerische Milchkönigin Beatrice „Trixie“ Scheitz aus Andechs, die das Grußwort sprach. Sie betonte die Bedeutung der Milcherzeuger in Rosenheim. Hier sei eine der milchstärksten Regionen, die Bauern seien starke Marktpartner und eine wichtige Säule der Milchverwertung. „Ohne die Landwirte, die verantwortungsvoll mit den Tieren und der Landschaft umgehen, wären wir um einiges ärmer“, sagte sie.
Doch die Landwirte spüren derzeit einen starken Gegenwind, wie MEG-Vorstandsvorsitzender Moosner in seinem Bericht darstellte. Die Bauern würden als alleinige Verursacher von Artensterben und Insektenschwund hingestellt. Dagegen müsse man sich wehren, denn es gebe auch andere Ursachen wie den zunehmenden Verkehr oder Flächenversiegelungen. Auch die aktuell diskutierte Düngeverordnung sei nicht hinnehmbar. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckler (CDU) will bis Februar eine verschärfte Regelung verabschieden lassen.
In Punkto Milchmarkt zeigte Moosner, dass die Weltmilchanlieferung derzeit rückgängig ist. Ein Grund dafür seien unter anderem Dürreperioden in den USA oder Australien. Die Milchanlieferung der EU habe sich im Vergleich zum Vorjahr 2018 um 0,6 Prozent erhöht, wobei Irland ein Plus von 0,8 Prozent erzielte und laut Moosner weiter zulegen werden. Bei den EU-Exporten von Milchprodukten von Januar bis September konnte in vielen Bereichen der Vorjahreswert übertroffen werden, ganz vorne bei den Mengen stehen Käse mit 649000 Tonnen (2018: 622000 Tonnen), Magermilchpulver mit 762000 Tonnen (2018: 596000 Tonnen) sowie Milch und Sahne mit 879000 Tonnen (2018: 740000 Tonnen). Die Rohmilchanlieferung der deutschen Erzeuger an deutsche milchwirtschaftliche Unternehmen liegt Moosner zufolge bei -0,5 Prozent des Vorjahres.
Einbußen auch
beim Joghurt
Bei der Verbrauchernachfrage zeige sich ein deutlicher Wandel. Während zwischen Januar und Oktober im Vergleich zum Vorjahr der Verbrauch von Butter, Sahne, Quark und Käse noch stabil oder leicht rückläufig gewesen sei, habe es deutliche Einbußen bei Konsummilch und Joghurt gegeben. Dafür sei der Verbrauch von Milchimitaten um 32,4 Prozent gestiegen. Zwar handele es sich bei Sojamilch und Co. mit rund 113000 Tonnen noch immer um ein Nischenprodukt, werde aber langsam ein richtiger Konkurrent für die Milcherzeuger. Dazu, so Moosner, trage auch der Einzelhandel bei, der die Waren prominent präsentiere und richtig daran verdiene.
Innerhalb der MEG Rosenheim-Bad Aibling lag beim Milchmengenvergleich in 2018 die Molkerei Bergader (knapp 90 Millionen Tonnen) ganz oben, gefolgt von Danone (gut 70 Millionen Tonnen) und Meggle (gut 27 Millionen Tonnen). Bergader hatte 2018 insgesamt 363 Lieferanten, Danone 228, Meggle 81, die Molkerei Bauer 24 und die MVS Milchvermarktung zwei. Die Auszahlungspreise im Grundpreis lagen 2019 bei Bergader Bergbauern bei 35,74 Cent, bei Danone bei 35,22 Cent, bei Bergader bei 34,73 Cent, bei Meggle bei 33,79 Cent und bei Bauer bei 33,75, jeweils plus einem OGT (Ohne Gentechnik)-Anteil.
Extremwetter und
Handelshemmnisse
Aktuelle Herausforderungen für den Milchmarkt sind laut Moosner neben Extremwettern auch die Handelshemmnisse zwischen USA und China sowie Europa mit entsprechenden Zöllen. National sorgten zwar die Milchanlieferungszahlen für eine gute Ausgangslage. Stellen müssten sich die Landwirte aber weiterhin der Nachhaltigkeitsfrage und der Tierschutzdebatte. Insbesondere bei der Anbindehaltung nehme der Druck auf die Landwirte zu. Auch bei den Molkereien schaut es nicht ganz rosig aus. Das sagte Bernhard Mitter, Leiter Rohstoffeinkauf und Besamung bei der Molkerei Bauer. Er stellte das Unternehmen mit Sitz in Wasserburg vor, das seit 130 Jahren familiengeführt ist, 450 Mitarbeiter beschäftigt und einen Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro macht. Besonders sorgt man sich dort um den rückgängigen Joghurtmarkt. Um dem entgegenzuwirken, setzt man bei Bauer vermehrt auf den Dessert-Bereich, hat einen To-Go-Shake ins Sortiment genommen und ist in kleinem Rahmen in „Bio“ eingestiegen. Aber auch Themen wie die Reduzierung von Zucker, Verpackungsmüll und Tierwohl fordern das Unternehmen.
Kuhglocke
im Einsatz
„Die Vielzahl an kritischen Themen führt dazu, dass die Arbeit immer schwerer wird“, fasst MEG-Geschäftsführerin Zuckriegl die Problematiken zusammen. Damit es für die Gäste der Winterversammlung trotz aller Herausforderungen etwas zum Lachen gab, übernahmein Kabarettist den traditionellen Gastvortrag. Josef Brustmann sorgte mit Witz und Können an Zither, Kuhglocken und einem selbstgebauten „Alphorn To Go“ für einen humorvollen Ausklang.