Rosenheim – Über 20000 Schüler besuchen im Durchschnitt die Workshops zu den Ausstellungen im Lokschuppen Rosenheim. Hier wird – zum Ausstellungsthema passend – viel geboten: Nach Knochen graben wie Archäologen, ägyptische Skarabäen herstellen und bunt bemalen, einen Sportbeutel mit Sauriermotiven bedrucken, glitzernde Schmuckkästchen basteln und vieles mehr. Verantwortlich für das museumspädagogische Programm im Ausstellungszentrum Lokschuppen ist Stefanie Kießling, die den OVB-Heimatzeitungen Einblick in ihre Arbeit gewährt hat.
Zur Ausstellung „Saurier – Giganten der Meere“ gibt es wieder ein vielfältiges museumspädagogisches Programm. Welche Workshops bietet der Lokschuppen dazu an?
Für die kleinsten Gäste ab vier Jahren haben wir den Workshop „Pappsaurier“ konzipiert. Hier entstehen aus Pappe, Stiften und Schere fantasievolle Meeressaurier. Die Kinder lieben es, dass dieser Pappsaurier ein bewegliches Maul mit gefährlichen Zähnen hat. Schüler von der Grundschule bis zur siebten Klasse können in unserem Workshop „Drucken“ nach eigenen Ideen Sportbeutel mit Sauriermotiven gestalten und dabei mit Druckstempeln und Farbe experimentieren. In unserem Workshop „Fossilien“ lernen die Schüler die Arbeitsweise eines Paläontologen kennen. Beim Fossilengießen erstellen sie Abgüsse eines Originalfossils. Jede Gruppe kann das Ergebnis ihrer Forschungsarbeit mit nach Hause nehmen. In allen Workshops lernen die Kinder und Schüler ganz nebenbei Wissenswertes rund um die Welt der urzeitlichen Meeresgiganten und zu den Stars unserer Ausstellung.
Das Ausstellungsthema steht fest, Sie sollen die Workshops entwickeln. Wie gehen Sie an die Aufgabe heran?
Zuerst sammeln wir gemeinsam mit dem Team unserer freiberuflichen Museumspädagogen alle möglichen Ideen und testen diese auf ihre Machbarkeit. Wichtig ist uns, dass wir alle Altersgruppen und mehrere Schwierigkeitsstufen abdecken. Die Workshops sollen kreativ und spannend sein, die Inhalte unserer Ausstellung nachhaltig vertiefen und Spaß machen. Wir stimmen unsere Ideen zusätzlich mit dem wissenschaftlichen Kurator und den Ausstellungsinhalten ab. Das Feinkonzept und die Ausarbeitung der Workshops kommen von unseren erfahrenen, freiberuflichen Museumspädagogen. Es kommt auch vor, dass wir nach der „Testphase“ den einen oder anderen Workshop wieder verwerfen, weil wir feststellen, dass das Programm in einer Schulstunde nicht machbar ist. Besonders wichtig ist es uns, dass jeder Teilnehmer ein kreatives Ergebnis mit nach Hause nehmen kann. Eine bleibende und nachhaltige Erinnerung an den Ausflug in den Lokschuppen.
Welche Rolle spielen die Lehrpläne an den bayerischen Schulen? Werden sie im Konzept berücksichtigt?
Die Einbindung in den Lehrplan ist uns als außerschulischer Lernort sehr wichtig. Mit unseren museumspädagogischen Angeboten möchten wir eine Ergänzung zu den Aktivitäten in Kindergarten und Schule anbieten und die Bildungsziele aller Schularten und Bildungseinrichtungen unterstützen. Wir stellen die Lehrplanbezüge in unserem Programmheft zusammen. Zusätzlich gibt es auf unserer Homepage eine Verknüpfung zur Online-Version des neuen Lehrplan Plus. Bei der Ausarbeitung der Konzepte prüfen wir genau, wo wir Verknüpfungen zu den Lehrplänen herstellen können. Mit „Drucktechniken zu experimentieren“ ist beispielsweise ein Thema aus Lehrplänen das wir im Workshop „Drucken“ aufgreifen. Und der Workshop „Fossilien“ nimmt Bezug zum Fach Geografie, weil er die Lehrplanthemen Erdgeschichte, Fossilien und Evolution beinhaltet.
Woher wissen Sie, dass die Workshops bei Kindern und Jugendlichen auch gut ankommen? Gibt es einen Testlauf?
Das ist immer eine spannende Frage. Natürlich sammeln wir ein Meinungsbild im Lokschuppen-Team. Einige unserer Museumspädagogen sind auch Kunstlehrer an verschiedenen Schulen und probieren die Workshops mit ihrer Klasse aus. Bei besonders aufwendigen Workshops machen wir auch schon mal einen gezielten Testlauf mit einer Gruppe. Und ich selbst präsentiere meinen eigenen Kindern die Workshopideen und warte gespannt auf die Reaktionen. Aber eine absolute Garantie gibt es nicht. Es ist daher immer wieder spannend zu sehen, welcher Workshop das Rennen im Ranking macht.
Sie betreuen seit 14 Jahren die Museumspädagogik im Lokschuppen. Welche Workshops haben Sie persönlich am meisten begeistert?
Zur Ausstellung „Wikinger!“ 2016 hatten wir den Workshop Wikingerschiff. Das war ein wirklicher Renner. Die Kinder konnten ein eigenes kleines Holzschiff gestalten und im Anschluss auf dem Vorplatz des Lokschuppens seine Seetauglichkeit prüfen. Das war einfach toll! Jeder wollte so ein Schiff bauen. Und bei der Ausstellung „Inka“ 2014 konnten die Kinder eine kleine Goldfigur – einen sogenannten „Orejon“ – gießen. Die sah dann fast genauso aus wie das in der Ausstellung gezeigte Original. Ein Highlight war auch zu „Tiefsee“ 2012 unser Tiefsee-Labor, in dem die Schüler eigene Experimente durchführen konnten. Besonders beliebt waren auch unsere zahlreichen Ausgrabungsworkshops auf dem Vorplatz, bei denen die Kinder vorproduzierte Fundstücke bergen durften. Diese Idee haben wir in unserem aktuellen Workshop „Fossilien“ mit der Museumspädagogin Gertraud Reiser weiterentwickelt.