Oberaudorf – Vor knapp drei Monaten begann für Mama Rebecca und Oma Gabi Sillaber, beide aus Oberaudorf, der Horror: Damals verschwand der kleine Nazar, noch kein Jahr alt, in der Türkei.
Rebecca (24) hielt sich zu diesem Zeitpunkt mit dem Vater des Kleinen und dessen Familie in deren Heimatland auf. Und schmiedete Pläne, mit dem Sohn wieder nach Deutschland zurückzukehren. Dann häuften sich die Ungereimtheiten, wie Rebecca Sillaber schildert. Der Reisepass von Nazar verschwand – und kurze Zeit später war auch ihr Sohn weg. Für sie: der Albtraum.
Bei einem Marktbesuch in der Stadt Mustafakemalpasa, drei Autostunden von Istanbul entfernt, war Mama Rebecca abgelenkt – und plötzlich war die türkische Verwandtschaft weg. Wie vom Erdboden verschluckt. Und mit ihr Nazar.
Seitdem: die verzweifelte Suche nach dem Buben, wie es Mutter und Oma schildern. Oma Gabi Sillaber spricht gar von Kindesentführung. Der Enkel, so vermuten es die beiden, soll sich bei der türkischen Oma und dem Vater aufhalten. An einem offenbar unbekannten Ort. Die Kontaktaufnahme wird verweigert – und das nach wie vor. Seit nun bald drei Monaten.
„Es geht nichts weiter“, ist Oma Gabi Sillaber im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen verzweifelt. „Bald ist Weihnachten und Nazar ist nicht auffindbar.“
Botschaft, Polizei, Staatsanwaltschaft sowie Rechtsanwälte sind zwar eingeschalten – doch Gabi Sillaber fühlt sich von allen im Stich gelassen. „Es passiert nichts, wir kommen keinen Schritt weiter“, klagt die Oberaudorferin. „Uns geht es hundsmiserabel. Wir wissen nicht einmal, wie es Nazar überhaupt geht.“ Auch ein hinzugezogener Privatdetektiv brachte keine Ergebnisse.
In der Türkei, so schildern es die Sillabers, soll die Staatsanwaltschaft mit dem Verschwinden von Baby Nazar befasst sein. „Was die dort genau machen, das verschließt sich mir“, meint dazu die Oma resigniert.
Alle Hoffnung auf
neuen Rechtsanwalt
Daheim in Deutschland nimmt sich nun ein neuer Rechtsanwalt der Sache an. Tochter Rebecca hat Kontakt zu einer Kanzlei in Rosenheim aufgenommen, die sich jetzt mit der Sachlage befassen soll. „Wir hoffen, dass sich endlich was bewegt“, ist Gabi Sillaber zumindest verhalten optimistisch.
Dennoch: Dass Baby Nazar bis Weihnachten zurück in Oberaudorf sein wird und ihn seine Mama und die Oma in die Arme schließen können – darauf besteht wohl wenig Hoffnung. Denn schon zum ersten Geburtstag des kleinen Sonnenscheins wurden die Sillabers enttäuscht: Auch diesen so besonderen Tag Ende Oktober konnten sie nicht mit ihm verbringen.
Nicht weniger schlimm wird es für Mama und Oma nun zu Weihnachten sein. „Dabei würden wir uns nichts mehr wünschen, als dass Nazar bei uns ist.“