Rehkitzrettung wird ausgeweitet

von Redaktion

Wildtierhilfe sucht Spender für Drohneneinsatz im Raum Rosenheim

Amerang/Rosenheim/Samerberg/Prien – 90 Rehkitze hat die Wildtierhilfe Amerang im vergangenen Frühjahr und Sommer vor dem Mähtod gerettet. Heuer wollen die Ehrenamtlichen ihre Suchaktionen ausweiten – auf den Bereich Rosenheim, Samerberg und Prien. Doch damit die Rehkitzsuche auch hier stattfinden kann, muss noch Spendengeld für eine Drohne gesammelt werden. Dabei hilft das Crowdfunding der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee.

Wenig Schlaf
für die Helfer

Eins steht für Marie-Theres Schurrer und die Ehrenamtlichen der Wildtierhilfe Amerang schon jetzt fest: Sie werden im Frühjahr und Sommer 2020 mit wenig Schlaf auskommen müssen. Denn um Rehkitze vor dem Tod im Mähwerk retten zu können, müssen die Helfer sehr früh aufstehen. Bereits um 4 Uhr klingelt der Wecker, dann geht es zum Einsatzort, wo die Drohnenpiloten die vorher von Landwirten gemeldeten Wiesen abfliegen. Wenn die Wärmebildkamera ein Kitz ortet, laufen die Helfer los – durch hohes, oft feuchtes Gras, um das Tier mithilfe eines Korbes aufzunehmen und an den Waldrand zu tragen. Nach der Mahd werden die Kitze wieder freigelassen. „Wie am Schnürchen“ sollte ein solcher Einsatz ablaufen, „jeder muss genau wissen, was zu tun ist“, sagt Marie-Theres Schurrer. Je effizienter das Team arbeite, umso mehr Tiere könnten gerettet werden.

„Feuerwehr-Dienst“
für hilflose Geschöpfe

Ein anstrengender „Feuerwehr-Dienst“ für Geschöpfe, die dem Mähwerk der Maschinen hilflos ausgeliefert sind. Denn Rehkitze rühren sich bis zum Alter von vier Wochen nicht vom Fleck – an dem Platz, an dem sie die Mutter abgesetzt hat. Nicht einmal ein Ohr bewegt ein Neugeborenes, das noch keinen Fluchtreflex besitzt, weiß Marie-Theres Schurrer aus Erfahrung. Auch der typische Wildgeruch habe sich noch nicht entwickelt, sodass auch Suchhunde die Bambis nicht aufspüren können.

Ist das Kitz schon etwas älter und springt verschreckt auf, besteht trotzdem die Gefahr, dass es in das bis zu zwölf Meter breite Mähwerk gerät. Denn das Tier ist zu langsam im hohen Gras, um der mit Tempo 20 bis 30 fahrenden Mähmaschine davonzulaufen, berichtet die Vereinsvorsitzende.

Dass es 2019 gelungen ist, 90 Tiere – darunter viele Zwillingspaare – vor dem qualvollen Tod zu retten, hat die Wildtierhilfe Amerang nicht nur dem unermüdlichen Einsatz der Piloten und Helfer zu verdanken, sondern auch der Mithilfe von Landwirten und Jägern. Sie kennen die kritischen Stellen in den Wiesen, wissen, wo sich die Kitze am häufigsten und liebsten aufhalten. Viele Bauern meldeten sich deshalb vor dem Mäheinsatz bei der Wildtierhilfe, gaben an, wo die Mahd stattfinden wird – und freuten sich, wenn es gelang, Kitze vorher in Sicherheit zu bringen. Viele Landwirte halfen, die Tiere wieder freizugeben und schickten an die Wildtierhilfe Fotos von geretteten Tieren – mit Kommentaren, die die Erleichterung der Bauern widerspiegelten. „Die Landwirte waren uns eine sehr, sehr große Hilfe“, freut sich Marie-Theres Schurrer über die gute Zusammenarbeit. Auch viele Jäger unterstützten die Rettungsaktionen. Bei den Jagdessen zum Jahreswechsel waren Mitglieder der Wildtierhilfe heuer oft zu Gast, um über das Projekt zu informieren.

Die fachkundige Unterstützung durch Bauern und Jäger sorgte dafür, dass der Drohneneinsatz 2019 ein beinah hundertprozentiger Erfolg war: Bei fast jedem Flug entdeckte die Wärmebildkamera ein Kitz.

Trotzdem konnte die Wildtierhilfe 2019 nicht alle Wünsche auf Drohnenflüge und Rettungseinsätze erfüllen. Denn auch viele Landwirte und Grundeigentümer aus dem Rosenheimer Land meldeten sich beim Verein. Er musste sich aus Zeitgründen auf das Wasserburger Land konzentrieren. Heuer soll die Ausweitung auf den Raum Rosenheim/Samerberg/Prien jedoch gelingen. Hier hat die Wildtierhilfe ein weiteres Team gebildet und bereits fünf Piloten geschult.

Saison beginnt
wieder im Mai

Jetzt muss nur noch eine Drohne mit Kamera angeschafft werden. 6000 der 8000 Euro Kosten für eine Drohne mit verbesserter Technik sollen über das Crowdfunding-Portal der VR Bank Rosenheim-Chiemsee zusammenkommen. Spätestens Ende Februar ist die Anschaffung geplant, denn die Piloten müssen noch trainieren, damit die Einsatzbereitschaft in der Rehkitzsaison ab Mai gelingt.

Crowdfunding für die Wildtierhilfe

Die Wildtierhilfe Amerang sucht über das Crowdfunding-Portal der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee, www.vb-rb.viele-schaffen-mehr.de/rehkitzrettung nach Spenden für die Anschaffung der Drohne mit Wärmebildkamera. Außerdem werden für die Gruppen Amerang und Rosenheim-Samerberg-Prien noch Helfer und Piloten gesucht. Ansprechpartnerin ist Marie-Theres Schurrer, wildtierhilfe.

amerang@gmail.com, www. wildtierhilfeamerang.org.

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