Anwalt reicht Revisionsbegründung ein

von Redaktion

Unfalltod von Ramona und Melanie: Radio-Nachricht schreckt Opfer-Familien auf

Samerberg/München – „Samerberg-Prozess: Fall wird neu aufgerollt“ – diese Schlagzeile in den 10-Uhr-Nachrichten im Radiosender Bayern 1 hat am gestrigen Montag für große Aufregung in der Region gesorgt. „Meine Schwester hat mich gerade angerufen und mich gefragt, ob ich etwas Genaueres weiß“, sagte Manuela Daxlberger, Mutter der verunglückten Ramona (15), auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. „Mich hat diese Meldung aber selbst völlig überrascht.“ Und nicht nur sie: Auch der Anwalt des zu einer Haftstrafe verurteilten Daniel R. (25), der in der BR-Meldung zitiert wird, sagte gegenüber den OVB-Heimatzeitungen: „Davon, dass der Prozess neu aufgerollt wird, kann noch gar keine Rede sein.“

Es war ein Unfalldrama, das die Menschen der Region auch drei Jahre danach noch tief bewegt: Am 20. November 2016 war Melanie Rüth (21) vom Samerberg in ihrem Nissan Micra mit ihren Freundinnen Lena und Ramona Daxlberger (15) auf dem Weg nach Hause, als ihr kurz nach 21 Uhr auf ihrer Spur der damals 23-jährige Simon H. aus Ulm entgegenkam und frontal in den Nissan krachte. Die 21-Jährige starb noch an der Unfallstelle, Ramona, die auf dem Rücksitz gesessen hatte, wenige Stunden später im Krankenhaus. Ramonas Schwester Lena, heute 22 Jahre alt, überlebte schwerstverletzt.

Das Rosenheimer Amtsgericht verurteilte den Unfallfahrer Simon H. zu 20 Monaten Haft auf Bewährung, den heute 25-jährigen Daniel R. sowie Simon M. (26), beide aus der Region, zu Haftstrafen. Beide sollen den Ulmer beim Überholvorgang am Wiedereinscheren gehindert und somit den Unfall provoziert haben.

Im Berufungsprozess vor dem Landgericht Traunstein bestätigte die sechste Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Dr. Jürgen Zenkel die Urteile gegen die beiden BMW-Fahrer weitgehend. Die Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten für Simon M. blieb bestehen, die Strafe von Daniel R. wurde um fünf Monate von bislang zwei auf zwei Jahre auf zwei Jahre und fünf Monate erhöht.

Stichtag
20. Januar

Die Anwälte der beiden Angeklagten kündigten bereits kurz nach dem Urteil an, in Revision gehen zu wollen. Harald Baron von Koskull, Verteidiger von Daniel R., hat mittlerweile seine Revisionsbegründung, die bis 20. Januar beim Bayerischen Obersten Landesgericht vorliegen muss, eingereicht. Er setzt dabei nach eigenen Angaben „auf mehrere Details in der Urteilsbegründung“, die seiner Meinung nach überprüft werden müssen. Von Koskull: „Die Chancen, mit einer Revision Erfolg zu haben, sind aber in der Regel nicht besonders groß.“

Ob Dr. Andreas Michel, Verteidiger des Angeklagten Simon M., ebenfalls einen Revisionsantrag eingereicht hat, ist bislang nicht bekannt. Nach Informationen der OVB-Heimatzeitung hat sich Michel mittlerweile aber Unterstützung von einer Anwaltskanzlei in Köln geholt. Liegen beide Revisionsbegründungen dann vor, wird das Gericht diese Schriftstücke eingehend prüfen. Wann das Gericht dann über eine Revision entscheiden wird, ist noch offen.

Manuela Daxlberger, die beim tragischen Unfall ihre 15-jährige Tochter verloren hatte, hofft jedenfalls, dass trotz der Revisionsbegründung die gerichtliche Aufarbeitung des Unfalls mit dem Traunsteiner Urteil am 12. November 2019 seinen Abschluss gefunden hat.

Ob auch die seelische Aufarbeitung für die Familien der Opfer jemals ein Ende finden wird, bleibt für Daxlberger hingegen fraglich. „An Weihnachten und an Silvester hätte ich mich am liebsten in eine Ecke verkrochen“, beschreibt die Samerbergerin, welche Überwindung sie es gekostet hat, die Feiertage zu begehen: „Es waren Tage, an denen noch deutlich mehr Tränen als sonst geflossen sind.“

Gemeinsam Weihnachten gefeiert

Kraft gibt Manuela Daxlberger dabei nicht nur ihre eigene Familie, sondern auch das enge Verhältnis zur Nachbarsfamilie Rüth, die bei dem dramatischen Unfall mit der 21-jährigen Melanie ebenfalls ein Familienmitglied verloren haben. So haben beide befreundete Familien auch 2019 das Weihnachtsfest gemeinsam begangen. Daxlberger: „Wir tragen unser Schicksal gemeinsam.“ Mathias Weinzierl

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