Weiter Rätselraten um Todessturz

von Redaktion

Rosenheimer stirbt an der Aschauer Ache – Ursache liegt im Dunkeln

Kirchberg/Rosenheim – „Das Leben ist zu kurz zum fad sein.“ Das steht über seinem Profilbild auf Facebook. Und so viel scheint gewiss: Der 28-jährige Rosenheimer, der am Samstagmorgen in Kirchberg (Tirol) tödlich verunglückte, hatte Freude an Freunden und am Leben. „Es ist brutal“, sagte Klaus Jordan, der Vorsitzende des SV Westerndorf, des Vereins, in dem der junge Rosenheimer besonders viele Freunde hatte: „Jeder hat ihn gemocht.“

Was führte ihn
an diesen Ort?

Warum es zu dem tödlichen Sturz in die Ache kam, ist auch vier Tage danach rätselhaft. Ein Mitarbeiter der Gemeinde Kirchberg hatte am Samstagmorgen gegen 8.30 Uhr einen leblosen Körper in der Aschauer Ache gesichtet. Der Mann setzte daraufhin die Rettungskette in Gang, der Notarzt konnte aber nur noch den Tod des Mannes feststellen. Geborgen hatte den Mann die Feuerwehr mittels eines Schleifkorbs.

Er war ein
begeisterter Skifahrer

Es ist denkbar, dass der Mann auf der rutschigen Böschung über dem Ufer der Ache den Halt verloren hatte, bevor er über die Einfassungsmauer rutschte, ins Flussbett stürzte und mit dem Kopf auf einen Stein prallte. Um die Ursache des Todes zu klären, ordnete die Staatsanwaltschaft Innsbruck eine Obduktion an. Das Ergebnis gab die Landespolizeidirektion bekannt: ein Schädel-Hirn-Trauma sowie – wohl infolge dieser Verletzung – Erbrochenes im Rachen. Das Wasser ist an dieser Stelle höchstens knietief. Der Rosenheimer, der als Mechatroniker arbeitete und in München wohnte, lag mit dem Gesicht unter Wasser, als ihn der Gemeindemitarbeiter sichtete. Hinweise auf ein Fremdverschulden hätten sich nicht ergeben, sagte wiederum Josef Feyersinger.

Die Frage ist, was den jungen Rosenheimer zum Unfallort führte. Zusammen mit einigen Freunden war er nach Kirchberg gefahren, um Ski zu fahren. Es war die zweite große sportliche Leidenschaft des Rosenheimers, der sogar Skilehrer war. Der Familie eines der Freunde gehört eine Ferienwohnung in Kirchberg. Sie befindet sich am Rand der Ortschaft, nahe einer Skipiste – eine Wohnung eher fürs Skifahren als fürs Apres Ski. Es sei denn, man nimmt einen langen Heimweg auf sich.

Die Polizei sucht
weiter nach Zeugen

Mit seinen Freunden war der 28-Jährige im Zentrum von Kirchberg ausgegangen. Seine Freunde brachen irgendwann zur Unterkunft auf. Der Rosenheimer blieb noch ein wenig länger und machte sich vermutlich gegen 2 Uhr nachts auf den Heimweg. Zu Fuß ein weites Stück: Eine Dreiviertelstunde hätte er einplanen müssen. Der Rosenheimer trug Sneaker. „Wir haben in Kirchberg nicht gerade hochwinterliche Verhältnisse“, sagt Feyersinger. „Andererseits: Winterschuhe sind das auch nicht.“

Der Mann kam nur bis ans Ufer der Ache, genauer: Bis in die Gegend der Parkgarage an der Neugasse, an ein Gebäude, das der Gemeinde Kirchberg gehört. Dort wird auch geräumter Schnee in die Ache geschoben. Die Polizei geht davon aus, dass der Körper nur wenige Meter von der tatsächlichen Absturzstelle entfernt gefunden wurde. „Die Ache führt gerade nicht wirklich viel Wasser“, sagte Josef Feyersinger.

Was er dort suchte, eine Abkürzung oder eine Mitfahrgelegenheit, bleibt rätselhaft. „Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren“, sagte Feyersinger. Die Unfallstelle jedenfalls liegt nicht an einem Weg. „Der Mann war querfeldein unterwegs“, hatte Feyersinger dem OVB schon am Montag erklärt. „Er lief etwa durch einen Garten und überquerte sogar einen Zaun.“ Es habe dort nichts gegeben, keinen Abkürzer, kein mögliches Ziel, erklärte jemand von der Gemeinde dem OVB.

Die Polizei sucht weiterhin nach Zeugen. Bis zum Dienstagnachmittag ohne Erfolg: „Es hat sich kein Zeuge gemeldet.“ Was aber feststeht, ist der unglaubliche Verlust, den Freunde, Familie und der SV Westerndorf erlitten haben.

„Ein Pfundskerl“, sagte SV-Chef Klaus Jordan, „einer, den man zum Freund haben wollte.“ Und einer, der seinen Freunden treu blieb. Nach seinem Umzug nach München setzte er alles daran, um doch für den SVW spielen zu können – mangels Trainingszeit in der zweiten Mannschaft. „Er wollte unbedingt weiterhin mit seinen Freunden spielen“, sagte Jordan.

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