Appell an die Politik

von Redaktion

Züchtertag der Viehzuchtgenossenschaft Rosenheim – Kritik an Ausfuhrverbot

Rohrdorf – „Es war ein schwieriges Jahr und ich bin mir sicher, das neue wird nicht besser.“ Johann Rauchenberger, Vorsitzender des Zuchtverbandes Miesbach, ist pessimistisch. Dennoch will er sich nach eigenen Angaben den Problemen stellen. Und auch die rund 130 Landwirte beim Züchtertag der Viehzuchtgenossenschaft (VZG) Rosenheim, die zur Versammlung in Rohrdorf zusammengekommen waren, wollen den Weg mit ihm und dem Vorsitzenden der VZG Rosenheim, Georg Lechner, gehen.

Als großen Problemverursacher haben die Viehzüchter die bayerische Landesregierung ausgemacht, die laut VZG ohne Absprache mit anderen Bundesländern, ohne Absprache mit der Bundesregierung, ohne Absprache mit der Europäischen Union Mitte 2019 „von heute auf morgen die Ausfuhr von weiblichen Mastkälbern in 17 Ländern verboten hat“, wie Rauchenberger betonte.

Der Trend zum

Aufgeben hält an

Der Trend zum Aufgeben hält an: Die Zahl der in VZG organisierten Betriebe mit Herdbuch im Landkreis Miesbach sank im vergangenen Jahr um vier auf 340. Im Landkreis Rosenheim verringerte sich die Anzahl solcher Bauernhöfe um einen auf 670. Herdbuch-Kühe gibt es allerdings 1378 mehr, insgesamt sind es in den beiden Landkreisen nun 47077.

Rauchenberger appellierte an die Mitglieder: „Bleibt uns treu. Auch, um gegen schlechte Vermarktungslagen anzugehen, sind die Zuchtverbände einst gegründet worden. Trotz des extrem schlechten Kälbermarktes haben wir eine leicht positive Bilanz geschafft, was nicht alle Verbände sagen können.“ Geschäftsführer Christian Preßlaber erklärte zudem: „Wir zählen zu den beitragsgünstigsten Verbänden in Bayern.“

Preßlaber bezifferte den durchschnittlichen Kilopreis je Mast- respektive Zuchtkalb auf 5,03 beziehungsweise 5,26 Euro. Ausfälle bei Tiertransporten beliefen sich auf 0,4 Prozent. Die bayerische Landesregierung habe nach dem runden Tisch Arten- und Naturschutz die Ausfuhr weiblicher Mastkälber unter anderem in den Hauptabsatzmarkt Spanien verboten. Die Bauern aus Baden-Württemberg dagegen lieferten weiter, weil das Verbot eben ausschließlich bayerische Bauern treffe. Die Kollegen jenseits der Landesgrenze boten den bayerischen Landwirten daraufhin an, deren Bestände für den Export zu übernehmen: Zu höchstens zwei Euro je Kilo.

Ein Rind mehr

im Durchschnitt

Doch es gab bei der Versammlung auch Positives zu berichten: Stefan Kirchbeck, verantwortlich für die Großtier-Vermarktung, berichtete, dass die Zahl der abgesetzten Tiere – vor allem in den dafür größten Markt Niederlande – auf ein Dekadenhoch gestiegen sei: „Die Höfe verkauften über die VZG durchschnittlich ein Rind mehr als im Jahr 2018.“

Rauchenberger wünscht sich weiterhin vor allem die Wertschätzung von Lebensmitteln durch die Bevölkerung: „Es würde uns Bauern sehr helfen, wenn wenigstens diejenigen regionale Nahrungsmittel kaufen, die bei den entsprechenden Bürgerbegehren unterschrieben haben.“

Kritik und Appelle gingen insbesondere an die Politiker in Bayern, denn „der Rückhalt in der Politik ist gleich Null“, wie es Rauchenberger formulierte. „Politiker, hängt euch rein, damit wir wieder selber exportieren können. Dann können wir auch einen guten, tiergerechten Transport organisieren. Die Versteigerer bei uns sind fix und fertig, weil keine Käufer kommen. Wir haben versucht, wenigstens Käufer für Mastkälber aus dem Ausland heranzubekommen“, so der Vorsitzende des Zuchtverbands weiter. Früher seien diese Rinder vor allem in Betriebe rund um München gegangen. Doch die Märkte bewegen sich und sind nun „über Nacht von der Landesregierung verboten worden“.

Subventionen

in der Diskussion

Kreisobmann Josef Dobmeier versicherte, die Landwirte stünden völlig zu Unrecht in puncto Subventionen in der Diskussion. Die Qualität, die die Rosenheimer Bauern erzeugen, könnten zu den Preisen des Weltmarktes nicht geliefert werden. Deswegen bekämen die Betriebe Ausgleichszahlungen. Niemand wolle diesen Strukturwandel, aber es geben immer mehr Bauern auf und das seien eher die kleineren Höfe: „Die Banken wissen das. Wir fordern die Politiker auf, jetzt zu handeln.“

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