„Ich lerne bei jedem Projekt dazu“

von Redaktion

Lokschuppen Rosenheim Was macht ein Kurator? Fünf Fragen an Dr. Bernd Herkner

Rosenheim – Wie kommen Museen eigentlich zu ihren Exponaten? Und wie viel Logistik steckt hinter der Organisation einer Ausstellung? Diese und weitere Fragen beantworten die OVB-Heimatzeitungen in einer Serie zur Saurier-Ausstellung im Rosenheimer Lokschuppen. Heute geht es um das Thema: Welche Aufgaben hat ein Kurator? Deshalb haben wir uns mit Dinosaurier-Kurator Dr. Bernd Herkner unterhalten.

Wie kam es, dass Sie zum Kurator der Ausstellung „Saurier – Giganten der Meere“ wurden?

Im Herbst 2016 rief mich Dr. Miesbeck, der Leiter des Lokschuppen Rosenheim an und fragte mich, ob ich Interesse hätte eine Ausstellung über Meeressaurier zu kuratieren. Ich sagte spontan ja. Wir hatten bereits bei einer sehr erfolgreichen Ausstellung über argentinische Dinosaurier zusammengearbeitet, die in Rosenheim 2009 gezeigt wurde. Mir war klar, dass die Meeressaurier ein Knaller werden würden. So etwas gab es in dieser Größenordnung noch nicht. Da musste ich dabei sein.

Was sind Ihre Aufgaben als Kurator einer Ausstellung?

Zunächst war es meine Aufgabe ein inhaltliches Konzept zu erstellen, dass die Grundlage für die Ausschreibung zur Auswahl eines Ausstellungsgestalter-Büros war. Danach ging es an die Auswahl und Beschaffung der Objekte. Das bedeutet viele Stunden in den Sammlungen unterschiedlicher Museen zu verbringen. Das Aufwendigste für mich war das Schreiben der unzähligen Ausstellungstexte, das mit aufwendigen Recherchen verbunden war. Hierzu habe ich mehr als 300 naturwissenschaftliche Fachpublikationen beschafft und zurate gezogen. Dazu kam noch die Betreuung des Modellbaus und der Animationen für das Paläoaquarium.

Was macht einen guten Kurator aus – was muss er an Ausbildung, Wissen und Fähigkeiten mitbringen?

Ein guter Kurator muss neben umfangreichen Fachkenntnissen auch über die Fähigkeit verfügen, sein Wissen so zu vermitteln, dass die Inhalte allgemein verständlich sind und attraktiv erläutert werden.

Worauf haben Sie als Kurator bei der Gestaltung und Zusammenstellung der Meeressaurier-Ausstellung im Lokschuppen besonderen Wert gelegt?

Mir ist es wichtig, dass eine Ausstellung sowohl erlebnisorientiert gestaltet, als auch inhaltlich korrekt und wissenschaftlich auf dem neuesten Stand ist. Einen Meeressaurier so zu rekonstruieren, dass er als lebensgroßes Modell produziert werden kann, erfordert Fachwissen auf dem Gebiet der Paläontologie, der vergleichenden Anatomie sowie der Biomechanik. Für die Animationen sind Kenntnisse über die Fortbewegungsweisen und Antriebsformen von Meerestieren erforderlich sowie hydromechanische Kenntnisse.

Sie sind Saurier-Experte – wer etwas über diese Tiere wissen will, kommt an Ihnen praktisch nicht vorbei. Lernen Sie selbst aus ihrer Tätigkeit als Kurator bei einer Ausstellung wie „Saurier – Giganten der Meere“ etwas hinzu? Und was waren Ihre Erkenntnisse nach der Fertigstellung dieser Ausstellung?

Ja, ich lerne bei jedem Projekt dazu. Besonders bei der Rekonstruktionsarbeit zur Erstellung der Modelle. Ein dreidimensionales lebensechtes Modell, ob physisch oder virtuell, muss von allen Seiten stimmen. Auf einem flachen Blatt Papier kann man vieles zeichnen, was man im dreidimensionalen Raum gar nicht mehr zusammenbekommen würde. Was nützt einem etwa ein schlanker stromlinienförmiger Körper, wenn man nachher die Lunge oder das Herz nicht mehr untergebracht bekommt. Hier erweist sich die 3D-Rekonstruktion sehr schnell an der Realität. Die Erstellung eines dreidimensionalen Modells ist also ein willkommenes Experimentierfeld für mich. Das gilt auch für die Animationen. Man fragt sich, was an der Bewegung nicht stimmig ist. Dann schaut man sich noch mal die Anatomie und die Fortbewegung von heutigen Tieren an und schon versteht man, woran es liegt.

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