Entdecker von Gerd Müller ist tot

von Redaktion

Walter Fembeck, Ex-Geschäftsführer des FC Bayern, stirbt in Oberaudorf

Oberaudorf – Wenige Tag vor seinem 99. Geburtstag ist in Oberaudorf der ehemalige Geschäftsführer des FC Bayern München, Walter Fembeck, gestorben. Er gilt als Entdecker von Fußballer Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“. Neben seiner Familie mit Sohn, zwei Enkelkindern sowie zwei Urenkeln, trauern der FC Bayern München sowie zahlreiche Oberaudorfer Freunde um den Verstorbenen. Insgesamt 26 Jahre, von 1957 bis 1983, war Fembeck Geschäftsführer von Deutschlands berühmtestem Sportverein.

Als Kriegsgefangener
in Bad Aibling

Walter Fembeck begann seine Laufbahn in Wien mit einer kaufmännischen Ausbildung. Diese hatte er kaum beendet, dann folgte schon die Einberufung zur Wehrmacht. Trotz mehrmaliger Verwundungen erlebte er das Kriegsende – in Gefangenschaft in Bad Aibling. Nach Wien wollte er, aus Angst vor den russischen Besatzern, anschließend nicht zurück.

Durch eine Bekanntschaft orientierte er sich nach München und bekam nicht zuletzt wegen seiner sportlichen Aktivitäten eine Anstellung beim Bayerischen Landessportverband für Handball. „Als aktiver Handballspieler, ich war wirklich gut“, sagte Fembeck einmal. Er wurde Spieler beim SV München 1880. 1949 nahm er das Angebot des FC Bayern München an, nicht nur Handball zu spielen, sondern auch eine Mannschaft zu trainieren. Nach dem Trainer-Amt folgte die Übernahme als Abteilungsleiter der Sparte Handball des FC Bayern.

1957 griff Walter Fembeck zu, als ihm der FC Bayern München nach dem Tod von Karl Ambach dessen Amt als Geschäftsführer anbot. Kaum im neuen Amt, konnte Fembeck mit dem Fußballteam des FC Bayern den DFB-Pokalsieg feiern. 1965 folgte der Aufstieg des FCB in die Fußball-Bundesliga. Bald reihte sich Erfolg an Erfolg: dreimal Europapokalsieger der Landesmeister, einmal Europapokalsieger der Pokalsieger, ein Weltpokalerfolg, sechs deutsche Meisterschaften und sechs DFB-Pokalsiege. Geschäftsführer Fembeck entdeckte viele Talente – Rainer Ohlhauser, „Bulle“ Franz Roth, Klaus Augenthaler oder Dieter Brenninger und Gerd Müller und man verpflichtete sie für seinen FC Bayern München.

Von 1957 bis 1983 war Walter Fembeck Geschäftsführer und zwischendurch von Dezember 1977 an noch fast zwei Jahre Manager und damit direkter Vorgänger von Uli Hoeneß. Nachfolger Karl Hopfner wurde von dem damals 63-jährigen Fembeck noch in das Geschäftsführer-Amt eingearbeitet. Seit 1988 hatte Walter Fembeck in Oberaudorf einen Erstwohnsitz. Klar, dass er sich auch hier in Richtung Fußballverein Oberaudorf orientierte, dessen Jugendarbeit mit Sachspenden förderte und einen neuen Freundeskreis gewann.

Seit dem Tode seiner Frau im Jahre 2001 (ihre Urne ist im Pfarrfriedhof Oberaudorf) lebte Walter Fembeck allein, doch pflegte er Geselligkeit im Freundeskreis, beim heimischen Stammtisch und auch bei den „Montags-Kickern“, einen von ihm 1975 gegründeten Freizeit-Kicker-Club in München, in dem er noch als 72-Jähriger mitspielte. Walter Fembeck war auch Mitglieder mehrere Oberaudorfer Vereine wie dem Fußballverein Oberaudorf oder dem Wintersportverein Oberaudorf. Er nahm mit großem Interesse am Ortsgeschehen teil und engagierte sich als Freund und Gönner.

Walter Fembecks größter Coup

Als eines der größten Meisterstücke bezeichnete Walter Fembeck die Verpflichtung von Gerd Müller, dem späteren „Bomber der Nation“. Sozusagen in letzter Minute schnappte Fembeck seinem Geschäftsführer-Kollegen Ludwig Maierböck (TSV 1860 München) Gerd Müller weg. Der Fußballer des TSV 1861 Nördlingen, der damals in der 2. Amateurliga spielte und zahlreiche Tore erzielte, hatte sich, obwohl ihn sein Trainer lieber beim 1. FC Nürnberg gesehen hätte, bei den Münchner Löwen beworben. Mit dieser Kenntnis fuhr Walter Fembeck nach Nördlingen und erlangte Müllers Vertragsunterzeichnung für den FC Bayern München. Seinem Kollegen vom TSV 1860 kam er um wenige Minuten zuvor. „Gerd Müller glaubte bis zur Unterschrift, die Herren aus München seien vom TSV 1860, doch die Bayern waren ihm genauso recht“, erinnerte sich Fembeck. So wechselte Gerd Müller im Jahr 1964 zum FC Bayern in die Regionalklasse Süd, damals die zweithöchste Spielklasse. Trainer Tschik Cajkovski war damals offenbar nicht begeistert von der Verpflichtung des jungen, gedrungenen Stürmers und sagte: „Was soll ich mit dieses Junge – diese Figur unmöglich“. Später nannte er ihn liebevoll „kleines dickes Müller“.

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