Gottes Bodenpersonal

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

„Unsere Mama war schon gläubig, nur mit Gottes Bodenpersonal hat sie sich schwer getan.“ Dieser Satz fällt in einem Trauergespräch, in dem mir zwei Frauen aus dem Leben ihrer verstorbenen Mutter erzählen.

Immer wieder berichten mir Menschen von unterschiedlichen Erfahrungen, die sie mit den offiziellen Vertretern der Kirchen gemacht haben, ganz zu schweigen von den Skandalen, die in den vergangenen Jahren auch mein eigenes Ideal zertrümmert haben.

Das macht mich traurig, denn als Seelsorgerin gehöre ich heute selber zu „Gottes Bodenpersonal“. Mittlerweile komme ich in Situationen, in denen ich mich sogar dafür rechtfertigen muss. An meinem Verhalten als kirchlicher Mitarbeiter wird zu Recht Maß genommen und doch weiß ich, dass ich mit meinen menschlichen Fehlern und Schwächen weder besser noch schlechter bin als andere. Ich habe gelernt, zu meinen Grenzen zu stehen, denn genau so finden auch andere den Mut, ihr Leben ehrlich anzuschauen.

„Wer selber große Irrtümer begangen hat, blickt nicht ganz so verachtungsvoll auf die Fehler anderer“, schreibt Stan Nadolny in seinem Buch „Das Glück des Zauberers“. Für das „Bodenpersonal Gottes“ müssen das Leben und die Botschaft Jesu immer der Leitfaden bleiben. Jesus hat nie vorschnell verurteilt oder andere wegen ihrer Fehler niedergemacht. Er hat aufgerichtet, damit so eine neue Lebensspur gefunden werden kann.

Übrigens: Zu „Gottes Bodenpersonal“ gehören wir alle, wenn wir in irgendeiner Form mit ihm in Beziehung stehen. Der bekannte Franziskanerpater Richard Rohr hat es so gesagt: „Wenn man immer mit Gott rumhängt, dann färbt der Typ auch irgendwie ab.“ Gott hat mit jedem von uns eine ganz eigene Geschichte!

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