„Wir wollen aktiv mitreden und mitgestalten“

von Redaktion

Senioren-Union in Stadt und Landkreis Rosenheim feiert 20-jähriges Bestehen – Thomas Goppel hält Festrede

Rosenheim – „Erfahrung gestaltet Zukunft“ – das war für einige Jahre das Motto der Senioren-Union der CSU. Doch Thomas Goppel meint: „Es war kein optimales.“ Der Landesvorsitzende der Senioren-Union hielt jetzt die Festrede anlässlich des 20. Geburtstags der Senioren-Union Rosenheim Land und Stadt und erklärte dort auch seine Probleme mit dem damaligen Motto.

„Das war mir für

uns zu wenig“

„Erfahrung gestaltet Zukunft“ sei ein Satz gewesen, der einen eigentlich auf die Austragsbank schicke, von der aus man sich ab und zu durch Zwischenrufe hätte bemerkbar machen dürfen. „Das war mir für uns zu wenig“, sagte der ehemalige Staatsminister, „wir wollen aktiv mitreden und mitgestalten“.

Das aktuelle Motto lautet denn auch „Wir lassen nicht locker“ und kommt der jugendlich-kämpferischen Stimmung des bald 73-Jährigen viel näher, eine Stimmung, die er bei der Geburtstagsfeier im Gasthof Höhensteiger auch auf die rund 100 Gäste zu übertragen versuchte. Denn seiner Meinung nach kommen auf die Generation 60plus in Zukunft große Aufgaben zu. Nicht nur, weil durch die demografischen Veränderungen in Deutschland die Arbeitskraft und die Erfahrung der Älteren länger benötigt werde, sondern auch weil sie in der Gesellschaft ein Element der Stabilität seien: „Unsere Gesellschaft verändert sich immer schneller und in diesem Prozess sind wir dabei, einen ganz wesentlichen Wert zu verlieren.“

Einen Wert, den Goppel einen urbayerischen nannte und den man in dem Satz „Leben und leben lassen“ auf den Punkt bringen könne. Diesen Wert, so fügte Goppel halb scherzhaft, halb im Ernst dazu, habe man den Wittelsbachern zu verdanken und der Tatsache, dass sie über 800 Jahre hinweg alle Kriege – 150 an der Zahl – verloren hätten: „Da blieb, um zu überleben, nur die Diplomatie.“ Der Satz selbst meine nichts anderes, als dass man die grundlegende Maxime allen Handelns in einer schlichten Tatsache sehen müsse: Der andere ist genauso viel wert, wie man selbst, seine Meinung genauso zu respektieren wie die eigene und Veränderungen deshalb immer nur über Miteinanderreden und das Schließen von Kompromissen zu erreichen. Zu glauben, nur man selbst habe die Erkenntnis, wie es in Zukunft weitergehen müsse, sei Ideologie „und wohin Ideologien führen, weiß unsere Generation noch aus eigener Erfahrung: in Faschismus und Stalinismus“.

„Dieses Wissen darf nicht untergehen“, so Goppel weiter, „und deshalb ist es wichtig, dass ihr auch in Zukunft so zahlreich wie heute auftretet und das Bewusstsein über unsere Geschichte wachhaltet“. Ein Satz, der auf die Tatsache anspielte, dass zu der Geburtstagsfeier viel mehr Gäste gekommen waren, als von den Organisatoren erwartet. Der Saal, der ursprünglich für 60 Gäste bestuhlt war, fasste am Ende rund 100, darunter fast alle amtierenden CSU-Politiker aus Stadt, Bezirk und Land sowie zahlreiche, die bereits außer Amtes waren.

Werteerhalt in

der Gesellschaft

Die Probleme, die sich für die Zukunft stellen, sind, wie Thomas Goppel erläuterte, für die Senioren nicht nur grundsätzliche, wie die Frage nach dem Werteerhalt in der Gesellschaft. Es geht auch um ganz konkrete: Um die Verbesserung der Lebensbedingungen für ältere Menschen durch die Optimierung der Infrastruktur wie zum Beispiel Barrierefreiheit, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Erweiterung von Teilzeitpflegeangeboten.

Vor allem aber gehe es, wie Goppel betonte, um die gesamte Rentenproblematik. Hier müsse man seiner Meinung nach wohl über einen Renten-Soli nachdenken, um zu verhindern, dass die Rentenbelastung allein den kommenden Generationen aufgebürdet werde.

Ein Mitglied der ersten Stunde

Und er freute sich, wie er sagte, in diesem Zusammenhang vor allem darüber, an diesem Nachmittag eine Frau besonders ehren zu dürfen: Elke Garczyk sei nicht nur ein Mitglied der ersten Stunde in der Senioren-Union und Gründungsmitglied des Kreisverbandes Rosenheim Land, sondern auch eine unermüdliche Kämpferin für die Rentengerechtigkeit, die das Thema immer wieder aufs Tapet gebracht habe. Sie, die von 2011 bis 2019 auch Vizepräsidentin der Europäischen Senioren-Union war, ist für Goppel in ihrem leidenschaftlichen Engagement offensichtlich ein Paradebeispiel für den „UnRuhestand“, den er sich für alle Mitlieder der Senioren-Union wünschte. Johannes Thomae

Artikel 11 von 11