Bad Aibling – Dem Fön sei dank! Er hat den Faschingszug der Kurstadt gerettet. Aufgrund der Unwetterwarnung setzte der sich zwar schon 33 Minuten eher und etwas kleiner als geplant in Bewegung. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Mehr als 16000 Menschen säumten nach Schätzungen der Polizei die Route und erlebten mit, was sich die Narren aus Bad Aibling um Umgebung für diese Saison einfallen lassen hatten. Angeführt wurde der Faschingszug – passend zum prophezeiten Regenwetter – von Neptun und seinen verwunschenen Unterwasserwesen des Trachtenvereins „Edelweiß“. Auch die Dreder Musi war in die Unterwasserwelt „abgetaucht“ und blies nach dem Dreizack eines „Merk“-würdigen Neptuns in Poseidons Horn. Stimmungsvoll setzte sich der Zug mit den Kindern der „Oberlandler“ fort. Prinz Simon I. und Prinzessin Anna Maria I. hatten im 30. Jahr ihrer Garde auch ein paar „zu früh geborene“ Gardemädels dabei.
Einen letzten Gruß sandten die Höglinger Faschingsfreunde den britischen Royals Harry und Meghan – stilecht umgesetzt mit vielen Majestäten und einer unter ihren Bärenfellmützen grimmig dreinschauenden königlichen Garde. Die Beyhartinger Burschen brachten als Alternative zu Meghan ihre eigenen Prinzessinnen ins Spiel – echt boarische eben.
Ein beliebtes Motto in diesem Jahr auch die Goldenen 20er-Jahre. Besonders cool setzten das die Wiechser Burschen um. Ihr Umzugswagen war der imposanteste des Zuges, und das nicht nur wegen des PS-starken Zugpferdes. Die super Stimmung von „Bühne und Dancefloor“ ihres riesigen Oldtimers schwappte zum Publikum über. Genauso stimmungsvoll die Harthauser Burschen und der Trachtenverein Kolbermoor mit ihren 20er-Jahre-Wägen.
Passend zum Faschingsmotto der Gastgeber „Bad Aibling tanzt zur Geisterstunde“ hatten sich die Beyhartinger Spielleute verkleidet. Mit dem „Final Countdown“ und anderen Hits sorgten die Skelette im Faschingszug für „Endzeit“-Stimmung. Temperamentvoll trommelten sich die Rosenheimer „Viajantes“ durch die Massen.
Den Brenner-Nordzulauf nahmen die Pullacher unter dem Motto „Die Deutsche Bahn plant schon die Trassen, drum müssen wir unseren Wald verlassen“, aufs Korn. „Was ich hasse, ist die Trasse“, hieß es bei der Feuerwehr Großkaro.
Wenn es das Mitfahrbankerl schon nicht in der Stadt gibt, dann doch wenigstens im Faschingszug und noch dazu auf dem Weg zum Bräustüberl. Kritisch mit der Aiblinger Wirtshauskultur gingen die Harthauser ins Gericht, denn „willst Du in Aibling baierisch essen gehen, musst Du in die Ferne sehn“.
Die Dirndlschaft in Kirchdorf legte den Finger in die Wunde „Pflegenotstand“: „Verdienen soin de Pfleger a guads Geld, doch a Pflegeplatz kostet die Welt“. Ein närrischer Vorschlag aus dem Festumzug: Eine „Entbindefix-Station“ – eine mobile Geburtenstation – für Bad Aibling und hochprozentige Infusionen für die Schwangeren.
Aus Baywatch machte die DLRG-Jugend ihren „Bay-Match“, denn sie steht nach wie vor im Regen und fordert den Neubau eines Wasserrettungszentrums.
Die geplante Schließung des Danone-Werkes in Rosenheim kommentierten die Berblinger Burschen mit dem Faschingruf „Vom Fruchtzwerg zum Giftzwerg“ und machten einen zukunftsfähigen Vorschlag: Wenn Aktivia schon nicht mehr die Verdauung aktivieren wird, dann greift der Bayer zum Weißbier und aktiviert „Diarää“.
Besonders beeindruckend: Die Burschenschaft Kirchdorf spielte im Festzug als Eishockey-Mannschaft mit und hatte ihren Kumpel Michi im Rollstuhl mittendrin, denn „egal wie, Hauptsache dabei“.
Majestätisch wurde es gleich dreimal. Allen voran das Aiblinger Prinzenpaar: Prinzessin Katharina I., tanzende Herrscherin aus der Welt der heilenden Künste, und Prinz Josef I., Nachtschwärmer und Herrscher über den Elferrat aus der Faschingshochburg zu Aibling. Gemeinsam mit dem Elferrat und den Senatoren jubelten sie Tausenden Narren ein dreifaches „Oabling Gloré“ zu. Sie hatten die Herrscher der Nachbarreiche zu sich geladen. So Michael IV:, der mit seiner Santa Maria durch die Straßen schipperte. Seine Prinzessin Christina II. ließ sich entschuldigen.
Den bunten Faschingszug beschlossen die Kolbermoorer Majestäten Melanie I. und Stephan II. mit dem Kinderprinzenpaar Leonie I. und Andreas II. Die Mangfalltaler Garde zeigte einen zackigen Gardemarsch. Die Gallier Asterix und Obelix warfen ihren Hinkelstein ins Publikum. Das blieb verschont. Der Stein ging unter großem Hallo in die Brüche.
Die Bad Aiblinger Narren feierten noch lange nach dem Umzug weiter. Dass alles so reibungslos abgelaufen ist, dafür dankt die Aiblinger Faschingsgilde der Polizei, der Feuerwehr, dem BRK, der Wasserwacht, der DLRG und dem AMC Aibling. Den Faschingszug-Kehraus übernahmen Bauhof und Rettungsdienst, die hinter den Narren „herfegten“ und leider auch einige jugendliche Alkoholopfer in die Klinik brachten.