Rosenheim – Kein Gang zur Wahlurne, ausschließlich Briefwahl, beim Auszählen Gesichtsmaske und Handschuhe – die Corona-Krise beherrschte die Stichwahlen in Stadt und Landkreis durch und durch. Und dennoch: Die Wähler ließen sich nicht verschrecken, ganz im Gegenteil. Sie machten bei einer Wahlbeteiligung von gut 52 Prozent (Stichwahl 2014: 32,7 Prozent) von ihrem Wahlrecht einmal mehr Gebrauch – und brachten so manchen Amtsinhaber zu Fall.
Über ein deutliches Ergebnis kann sich Otto Lederer (CSU) freuen, den die Wähler mit beachtlichen 68,9 Prozent zum neuen Landrat machten (vorläufiges Ergebnis zu Redaktionsschluss; 137 von 162 Stimmgebiete ausgezählt). Er tritt damit in die Fußstapfen von Landrat Wolfgang Berthaler (CSU), der aus gesundheitlichen Gründen kein zweites Mal hatte antreten können. Berthaler hatte 2014, ebenfalls in der Stichwahl, 58,9 Prozent gegen seinen Kontrahenten Sepp Hofer (Freie Wähler) erreicht.
Die Freude und auch die Erleichterung ob des klaren Ergebnisses ist bei Otto Lederer, der den Wahlabend aufgrund der Ausgangsbeschränkung zuhause in Ostermünchen verbrachte, groß. „Ich bin sehr froh und glücklich über diesen Vertrauensvorschuss.“ Als die große Herausforderung – aktuell wie auch zum Amtsantritt am 1. Mai – sieht Lederer die Corona-Krise. Schon in den vergangenen Tagen habe er sich in vielen Bereichen des Krisenmanagements eingebracht. Dies will Lederer fortführen, um als Landrat nahtlos „übernehmen“ zu können. Die Region sieht er gut gerüstet. „Ich glaube, dass wir mit unseren Kliniken und den Hilfsorganisationen sehr gut aufgestellt sind.“ Obgleich die Herausforderung groß werden dürfte, ist er überzeugt.
Mit besonderem Augenmerk verfolgte Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags und selbst in Feldkirchen-Westerham lebend, die Landratswahl. Sie zeigte sich hocherfreut: „Ein verdienter Sieg für Otto Lederer. Er ist der richtige Mann für den Landkreis Rosenheim. Lederer ist äußerst engagiert, nah am Menschen und hat ein vermittelndes Wesen. Genau diese Eigenschaften braucht es jetzt.“
Knapp ein Drittel der Stimmen konnte Grünen-Kandidatin Ursula Zeitlmann im zweiten Wahlgang auf sich vereinen. Sie hatte sich vor zwei Wochen noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Rainer Auer (Parteifreie/ÜWG) und Sepp Hofer (Freie Wähler) um den Einzug in die Stichwahl geliefert. Wenn es auch nichts mit dem Einzug ins Landratsamt wurde, ist Zeitlmann dennoch sehr zufrieden: „Ein Super-Ergebnis.“ Und weiter: „Gemeinsam mit unserer starken Kreistagsfraktion werden wir unsere Inhalte in den nächsten sechs Jahren mit Nachdruck einbringen.“ Dem Wahlsieger gratulierte sie ausdrücklich – und bot ihm die Zusammenarbeit an.
Einen klaren Sieger hat auch die Stichwahl um die Nachfolge von Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU): Andreas März setzte sich mit 61,5 Prozent gegen Franz Opperer von den Grünen (38,5 Prozent) durch.
Zittern bis zum Schluss, das war gestern Abend in der ein oder anderen Stadt und Gemeinde im Landkreis angesagt. Ein regelrechtes Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelte sich in Bad Aibling und Prien. An der Mangfall setzte sich Stephan Schlier (CSU; 51,2 Prozent) durch. Am Chiemsee machte Andreas Friedrich (ÜWG; 52,5 Prozent) das Rennen.
Zu einem Amtswechsel kommt es in Bernau. Dort löst Irene Biebl-Daiber (CSU; 53,8 Prozent) den amtierenden Bürgermeister Philipp Bernhofer (BL) ab. Abgewählt wurde auch Bad Endorfs Bürgermeisterin Doris Laban (Parteiunabhängig; 34,4). Hier setzte sich Alois Loferer (CSU; 65,6) durch. Denkbar knapp im Amt halten konnte sich Stefan Lederwascher (CSU; 50,9 Prozent) in Flintsbach. Sein Vorsprung: 31 Stimmen.
Keine Ergebnisse zur Landratswahl lagen bis Redaktionsschluss aus Bad Aibling, Riedering und Samerberg vor. Am Samerberg wurde gar nicht erst ausgezählt, mangels Wahlhelfer, wie Bürgermeister Georg Huber erklärte. „Die Wahlbriefe liegen im Tresor.“