Rosenheim/Landkreis – Kommunalwahl 2020, die Zweite: Trotz Corona-Kollaps hat sich die Bayerische Staatsregierung dazu entschlossen, die Stichwahlen am Sonntag, 29. März, durchzuführen. Für die exakt 254763 Stimmberechtigten in Stadt und Landkreis Rosenheim bedeutet das, dass sie noch ein weiteres oder sogar zwei Kreuzerl machen dürfen. Denn zehn von 48 Chefposten sind noch vakant. Gesucht: ein neuer Landrat, ein neuer Oberbürgermeister und acht Bürgermeister.
Schlägt doch noch die Stunde der Frauen? Das ist eine von vielen Fragen vor der historischen Briefwahl, die erstmals in der Geschichte Bayerns ausschließlich per Briefwahl abgewickelt wird. Denn bislang steht es 38:0 für die Männer: Keines der 38 bereits vergebenen Chef-Mandate im Landkreis Rosenheim ist an eine Kandidatin vergeben worden. So sucht man im Landkreis Rosenheim bisher vergeblich nach einer Bürgermeisterin. Doch das könnte sich am 29. März ändern. In sechs der zehn Stichwahlen tritt eine Frau gegen einen Mann an.
Viele Blicke sind auf Rosenheim gerichtet, wo das Rennen um die zwei bedeutendsten Chefposten in der Region erst am Sonntag entschieden wird. 208252 Bürger im Landkreis Rosenheim können sich bei der Landratswahl zwischen Otto Lederer (CSU) und Ursula Zeitlmann (Grüne) entscheiden. 46511 Rosenheimer wählen ihren neuen Oberbürgermeister, der Andreas März (CSU) oder Franz Opperer (Grüne) heißen wird.
In acht Städten und Gemeinden im Landkreis Rosenheim haben es die Bürger neben der Landratswahl noch mit einem zweiten Stimmzettel zu tun: In Bad Aibling, Prien, Bad Endorf, Bernau, Riedering, Eggstätt, Flintsbach und Halfing hat keiner der Kandidaten im ersten Anlauf die 50-Prozent-Marke übertroffen. So kommt es auch dort zur Stichwahl zwischen den zwei Bürgermeister-Kandidaten, die am 15. März die höchsten Stimmenanteile eingefahren haben.
In jedem Fall gibt es in Rosenheim eine neue Doppelspitze. Der amtierende Landrat Wolfgang Berthaler (CSU) trat aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an, Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer (CSU) hört nach 18 Jahren auf.
Auch die acht weiteren Stichwahlen im Kreis Rosenheim werden für viel frischen Wind in den Rathäusern sorgen. In fünf Kommunen legen zwei schwarze und drei parteifreie Bürgermeister ihre Ämter nieder: in Bad Aibling Felix Schwaller (CSU), in Prien Jürgen Seifert (Parteifreie), in Riedering Josef Häusler (Wählergemeinschaft Söllhuben), in Eggstätt Johannes Schartner (ÜWG) und in Halfing Peter Böck (CSU). Nur in Bad Endorf, Bernau und Flintsbach wurden die Amtsinhaber Doris Laban (Aktionsbündnis für Bad Endorf), Philipp Bernhofer (Bernauer Liste) und Stefan Lederwascher (CSU) in die Stichwahl gezwungen.
Für die Landkreis-CSU steht noch viel auf dem Spiel: Die Christsozialen haben bei neun der zehn Entscheidungen ein Eisen im Feuer. Dreimal heißt es „Schwarz gegen Grün“, in sechs Fällen treten die CSU-Bewerber gegen parteifreie Kandidaten an. Lediglich in Riedering stehen sich mit Christoph Vodermaier und Dr. Andreas Uhlig zwei parteifreie Kandidaten gegenüber. Ganz unbeteiligt ist die CSU auch dort nicht. Schließlich war Uhlig mit CSU-Unterstützung in den Wahlkampf gezogen.
Bislang zählen die Christsozialen im Kreis Rosenheim zusammen mit der SPD zu den Verlierern der Wahl. Doch im Gegensatz zu den Sozialdemokraten könnte die CSU ihre mäßige Bilanz mit einigen gewonnenen Stichwahlen verschönern – und verlorenes Terrain zurückerobern.