Grabenstätt – Mit dem Diebstahl des Rettungsspreizers der freiwilligen Feuerwehr Erlstätt Anfang März 2019 und der anschließenden, filmreifen Flucht über die Autobahn nach Österreich, haben zwei slowakische Staatsangehörige für großes Aufsehen in der Region gesorgt. Die beiden Männer wurden nun vom Landesgericht Korneuburg in Niederösterreich, unter anderem wegen dieser Tat, zu über acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Rettungsspreizer
entwendet
In der Nacht auf 6. März 2019 war es wie mehrfach berichtet zu einem Einbruch in das Feuerwehrhaus in Erlstätt bei Grabenstätt gekommen. Die Diebe entwendeten dabei einen Rettungsspreizer im Wert von rund 20000 Euro, der beispielsweise zum Bergen von eingeklemmten Personen aus Fahrzeugen benötigt wird. Ebenso wurden in der Tatnacht in Erlstätt Kennzeichen verschiedener Fahrzeuge gestohlen.
Noch bevor die Taten entdeckt worden waren, wollte eine Streifenbesatzung der Polizeiinspektion Traunstein nur wenige Kilometer entfernt in Bergen die Insassen eines Audi A6 kontrollieren. Das Fahrzeug entzog sich jedoch der geplanten Kontrolle und flüchtete mit rund Tempo 250 über die A8 Richtung Österreich. Dabei warfen die Fahrzeuginsassen sogenannte Krähenfüße auf die Fahrbahn, sodass verfolgende Streifenwägen die Verfolgung abbrechen mussten. Die Reifen mehrerer unbeteiligter Fahrzeuge wurden ebenfalls beschädigt. Die Spur des Audis verlor sich dann auf der Salzburger Autobahn A10 in Fahrtrichtung Villach.
Von Anfang an gingen die Ermittler der Kripo Traunstein davon aus, dass zwischen dem Einbruch in Erlstätt und der Flucht ein Zusammenhang besteht und es sich um international tätige Verbrecher handelt. Rettungsspreizer werden von diesen Straftätern zusammen mit Sprengstoffen oder Gasen zum Aufbrechen von Geldautomaten verwendet. Die Täter gehen in solchen Fällen auch mit äußerster Rücksichtslosigkeit gegenüber Polizeikräften vor.
Geldautomaten
gesprengt
Vor diesem Hintergrund wurde beim Fachkommissariat „Grenzbezogene Kriminalität“ der Kriminalpolizeiinspektion Traunstein die Ermittlungsgruppe „Krähe“ eingerichtet. Im Zuge des internationalen Informationsaustauschs mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich konnten Tatzusammenhänge zu einer slowakischen Tätergruppe hergestellt werden, die für eine Serie von Kfz-Diebstählen und Geldautomatenaufbrüchen in Deutschland, Österreich und Polen verantwortlich sind.
Zwei Männer dieser Tätergruppe, ein 36-jähriger und ein 44-jähriger Slowake, waren im vergangenen November nach aufwendigen, internationalen Ermittlungen in Wien festgenommen worden (wir berichteten). Ihnen konnte die Tat von Erlstätt zugerechnet werden, wofür sie auch Geständnisse ablegten.
Die Mehrzahl der begangenen Taten hatten die Männer in Österreich verübt. Insgesamt ging es um 13 versuchte beziehungsweise vollendete Aufbrüche von Geldautomaten, elf Kfz-Diebstähle sowie vier Attacken mit Krähenfüßen auf der Flucht nach den jeweiligen Taten, wie eben im März 2019 im Chiemgau.
Deshalb wurden die in Deutschland bekannt gewordenen, strafrechtlichen Sachverhalte an die österreichischen Justizbehörden zur weiteren Verfolgung abgegeben. Nun fand beim Landesgericht Korneuburg in Niederösterreich die Gerichtsverhandlung gegen die beiden slowakischen Staatsangehörigen statt.
Einsatzkommando bewacht Angeklagte
Unter großem medialen Interesse und höchsten Sicherheitsvorkehrungen – die beiden Angeklagten wurden durch das österreichische Einsatzkommando Cobra bewacht – verurteilte das Landesgericht Korneuburg den 44-Jährigen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von acht Jahren und zehn Monaten sowie den 36-Jährigen zu acht Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe. Der von den beiden Slowaken angerichtete Schaden wurde auf 4,6 Millionen Euro beziffert.