Rosenheim – Er ist seit gut einer Woche im Einsatz – und hat eine Mammutaufgabe vor sich: Städtler steuert und koordiniert als neu eingesetzter Ärztlicher Leiter Führungsgruppe Katastrophenschutz nun in der Corona-Krise die Kliniklandschaft in Stadt und Landkreis Rosenheim sowie im Landkreis Miesbach, zusammengefasst im Rettungszweckverband Rosenheim-Miesbach.
„Der Aufgabenbereich ist groß, sehr groß“, fasst es der Mediziner, der als Oberarzt am Romed-Klinikum in Rosenheim tätig und nun freigestellt ist, bei seiner Vorstellung zusammen. An vorderster Stelle steht: die Kapazitäten an Krankenhausbetten zu überwachen – und gegebenenfalls die Patientenströme zu steuern. Heißt: Droht einem Haus die Überlastung, wird auf andere Standorte ausgewichen.
Für den Moment:
Kein Engpass
Wie sehen die Klinik-Kapazitäten in Stadt und Landkreis derzeit aus? Aktuell kein Engpass, kann Städtler Entwarnung geben. „Aber nur für den Moment, die Lage entwickelt sich extrem dynamisch, das kann morgen schon wieder anders aussehen.“
Grundsätzlich sieht der Ärztliche Leiter die Region gut gerüstet, der Pandemieplan steht: Covid-19-Schwerpunktkrankenhäuser wurden benannt. Dabei handelt es sich um die Romed-Kliniken Rosenheim, Wasserburg und Bad Aibling sowie die Schön Kliniken Bad Aibling und Vogtareuth. Romed- wie auch Schön Kliniken hätten dabei eine „unglaubliche Anzahl“ an zusätzlichen Kapazitäten geschaffen.
Ebenfalls mit im Plan: das Krankenhaus Agatharied im Nachbarlandkreis Miesbach.
Das Romed-Krankenhaus Prien wird indes möglichst Covid-19-frei gehalten, wie es zuletzt auch der Geschäftsführer des Romed-Klinikverbunds, Dr. Jens Deerberg-Wittram, betont hatte. „Schließlich brauchen wir auch noch Kapazitäten für andere Patienten“, ergänzt Städtler.
Hinzu komme die Bereithaltung der Rehaeinrichtungen zur nachstationären Behandlung von Covid-19-Patienten, um wiederum die Akutkrankenhäuser zu entlasten. „Denn nicht alle Patienten können sofort nach Hause entlassen werden“, erläutert Städtler.
Als äußerst positiv bewertet der Ärztliche Leiter den Austausch zwischen den Krankenhäusern. „Es ziehen alle Betreiber an einem Strang, auch die privaten“, betont Städtler. Auch personell finde inzwischen ein Austausch statt – sowohl bei Ärzten wie auch bei Pflegekräften. Eine entsprechende Datenbank, wo der Mangel am größten ist, sei seitens des Katastrophenschutzes eingerichtet.
Gleichzeitig wird an allen Stellschrauben gedreht, um für den Ernstfall weiter gewappnet zu sein. Ein Baustein: ein sogenanntes Hilfskrankenhaus. Ein entsprechendes Konzept für die Landkreise Rosenheim und Miesbach wird aktuell erarbeitet, infragekommende Objekte werden geprüft. Details, wo es angesiedelt werden könnte, wollte Städtler nicht preisgeben. Nur so viel: „Bei uns wird es sicherlich nicht in einer Turnhalle sein.“
Im Blick habe man vielmehr, wie auch von der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml empfohlen, aufgelassene Krankenhäuser und Rehaeinrichtungen. „Davon haben wir eine Vielzahl in der Region“, so der Experte.
Zugleich, so betont der Ärztliche Leiter weiter, bedeuteten die Überlegungen nicht, dass auch umgehend mit dem Bau oder Umbau für ein Hilfskrankenhaus begonnen würde. „Wir machen uns vorerst nur Gedanken darüber, wo es bei Bedarf angesiedelt werden könnte.“ Und: Nach aktueller Lage werde es auch gar nicht benötigt, bekräftigt Städtler einmal mehr die Leistungsfähigkeit der örtlichen Kliniklandschaft.
Im Notfall Zugriff
auf Rehakliniken
Denn im Notfall, so zuletzt geschehen bei der Covid-19-bedingten Evakuierung des Pflegeheims in Bad Feilnbach, könne auch auf Rehaeinrichtungen zugegriffen werden – ein Procedere, das sich nach den Worten des Ärztlichen Leiters bei der Premiere am Mittwoch erstklassig bewährt hat. „Der Einsatz verlief absolut reibungslos, die Zusammenarbeit mit den Rehakliniken war hervorragend“, ist der Mediziner voll des Lobes. Nach Schweregrad der (Covid-19)-Erkrankung und Pflegebedürftigkeit seien die 41 Heimbewohner auf verschiedene Rehaeinrichtungen und Krankenhäuser verteilt worden. Die Heimaufsicht (Landratsamt) übernimmt nun die weitere Koordination.
Trotz des zuletzt reibungslosen Verlaufs will der Ärztliche Leiter für die Zukunft möglichst ohne Verlagerungen auskommen. Sein Ziel: die Pflegeeinrichtungen an sich so weit stärken, dass sie Covid-19-Patienten, sofern nicht schwerer erkrankt, selbst weiter versorgen können. „Wir haben knapp 4000 Pflegebetten im Landkreis. Müssten wir die Patienten alle verlagern, reichten die Kapazitäten der Rehakliniken bei Weitem nicht aus.“