Die Spender sind leer, die Abfalleimer voll

von Redaktion

An den Tankstellen der Region: Corona-Krise treibt Verbrauch an Einweghandschuhen in die Höhe

Rosenheim – Der Wunsch nach Schutz vor dem Coronavirus treibt neue Blüten: Nicht nur Seifen und Desinfektionsmittel sind gefragt. An einigen Tankstellen gehen jetzt die Einweghandschuhe aus. Eigentlich gedacht als Schutz beim Tanken und als kostenloser Service angeboten, verschwinden sie nun ungenutzt in den Taschen so mancher Kunden.

„Normalerweise brauchen wir 200 Stück in einem Monat. Nun sind es fast 200 an einem Tag gewesen“, sagt Manfred Mühlberger, Pächter der BK Tankstelle in Bad Aibling. Nur wenige Objekte werden wohl in so kurzer Zeit von so vielen Menschen angefasst wie die Zapfhähne an einer Tankstelle. Nehmen die Menschen die Handschuhe tatsächlich mit nach Hause oder greifen sie lediglich öfter zum Handschuh, um sich zu schützen?

Mühlberger sagt, er selbst habe schon Kunden an seiner Tankstelle gesehen, die Handschuhe eingesteckt und mitgenommen hätten. Doch warum? „Sie haben sicherlich auch schon mal so einen Handschuh angehabt – das ist doch jetzt wirklich nichts, was gut zu tragen ist auf Dauer“, sagt Mühlberger. Und erzählt von seinem jüngsten Einkauf im Großmarkt: Da seien Putzhandschuhe ausverkauft gewesen.

Eine weitere Beobachtung hat Reinhild Gruber, Pächterin der Tankstelle in Niederaudorf, gemacht. „Die Leute ziehen sich zum Teil auch zwei Paar Handschuhe über“, sagt sie. In der Folge steigt das Müllaufkommen. Die Abfalleimer sind deutlich schneller voll, auch aufgrund des Papiers, das die Tankkunden nun weitaus häufiger verwenden. Vermutlich auch, um sich vor dem Virus zu schützen.

Was viele Menschen nicht wissen: Die Pächter bieten die Handschuhe freiwillig und auf ihre Kosten an. Eine grundsätzliche Verpflichtung besteht nach Auskunft des Kraftfahrzeugverbandes nicht. Nach Auskunft des Tankstellengewerbes in Bayern reichen unter normalen Bedingungen 100 Stück rund ein bis zwei Wochen pro Zapfsäule – 100 Handschuhe passen in der Regel in einen Spender.

Wer die Handschuhe einsteckt, begeht streng genommen Diebstahl. Ein Vergehen, das jedenfalls Pächter Manfred Mühlberger nicht nachverfolgen will: „Das ist lächerlich. Und der Schaden hält sich für uns in Grenzen.“ Ein Handschuh kostet ihn circa ein bis zwei Cent im Einkauf. Aktuell hat Mühlberger 1200 Stück nachbestellt, sie werden vermutlich eine gute Woche ausreichen.

Überraschend ist eine solche Nachbestellung schon, denn eigentlich müsste seit der Ausgangsbeschränkung der Verbrauch an Handschuhen deutlich niedriger sein. Viele Pendler arbeiten längst im Homeoffice, Ausflüge mit dem Auto sind nicht erlaubt. Und so bleibt am Ende doch der Verdacht: An einigen Tankstellen nehmen Kunden die Einweghandschuhe mit.

Doch es gibt auch positive Beispiele: Die Mitarbeiter der HEM-Tankstelle in Kolbermoor haben bisher keinen übermäßigen Schwund festgestellt. Gleiches gelte für die OMV-Tankstellen in der Region, so die Auskunft eines Sprechers. Und auch der Verband des Tankstellengewerbes in Bayern teilt mit: „Die Mitnahme von Handschuhen ist aus unserer Sicht kein Corona-Phänomen.“

Dem Bundesverband der Tankstellen hingegen sind vereinzelte Diebstähle sehr wohl bekannt. „Alles, was nach medizinischem Schutzprodukt riecht, wird derzeit mitgenommen“, sagt Sprecher Herbert W. Rabl. Heidi Geyer

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