Papst setzt ein Zeichen

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Von Papst Franziskus wird erzählt, dass er zwei Tage nach der Papstwahl seinen Zahnarzt in Buenos Aires angerufen hat, um ihm mitzuteilen, dass er den vereinbarten Termin nun leider nicht mehr einhalten könne.

Auch jetzt greift der Pontifex immer wieder selbst zum Hörer, um einzelne Menschen anzurufen, die ihm einen Brief geschrieben haben oder von deren Schicksal er gehört hat. So auch kürzlich einen 19-jährigen Studenten, den er abends ein zweites Mal angerufen hat, nachdem dieser tagsüber nicht zu Hause war.

Ich habe mir anfangs die sicher berechtigte Frage gestellt, ob ein Papst nicht andere Aufgaben hat und in Kirche und Welt nicht dringendere Probleme anstehen, um die er sich zu kümmern hätte. Mir ist aber klar geworden, dass dieses spontane Telefonieren zu seiner Persönlichkeit gehört, zu seinem echten Interesse an den einfachen Menschen, an ihren Fragen und Sorgen. Vielleicht auch zu seiner Einsamkeit hinter den Mauern des Vatikans, denn mit ihm möchte ich um nichts in der Welt tauschen.

Heute bin ich der Überzeugung, dass er damit auch ein kostbares Zeichen setzt. Seit einigen Wochen greife ich ebenfalls öfter zum Telefonhörer als früher. Ich rufe ältere Menschen an, denen ich sonst in den Gottesdiensten begegne und die mir jetzt ehrlich fehlen.

Dabei kann und möchte ich aber keine 50 Anrufe hintereinander machen. Als Mitarbeiterin in einem Callcenter wäre ich tatsächlich völlig ungeeignet. Anrufen kann ich an einem Nachmittag immer nur zwei bis drei – aber denen gehört dann mein ganzes Ohr und mein ganzes Herz.

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