In der Mitte eines Wirbelsturms gibt es meist eine völlig windstille Zone. Die Meteorologen sprechen vom „Auge des Taifuns“. Dafür sind in der unmittelbaren Umgebung dieses Auges die Windgeschwindigkeiten am höchsten und gefährlichsten. Wer sich also mitten im Auge des Taifuns befindet, ist momentan in Sicherheit und gleichzeitig in großer Gefahr.
Derzeit habe ich manchmal das Gefühl, im Auge so eines Taifuns zu segeln: Noch öfter als sonst muss ich auf den Friedhof, um die Verstorbenen zu beerdigen. Um mich herum erlebe ich durch die gegenwärtige Krise wirtschaftliche Existenzängste und Konflikte in den Familien und Beziehungen.
Mitten in diesem ganzen Chaos versuche ich, ruhig und besonnen meine Kreise zu ziehen. „Jeder Sturm hat wie ein Nabel, ein Loch in der Mitte, durch das eine Möwe in Stille fliegen kann“, schreibt der amerikanische Poet Harold W. Bynner. Wir können vor den Problemen der Welt und unseres eigenen Lebens gar nicht davonlaufen.
Die alten Seefahrer wussten schon, dass man gerade im Auge des Taifuns die gefährlichen Ränder sorgsam im Auge behalten muss. Mitten im Chaos gibt es aber den inneren Ort der Ruhe in unserem Herzen. Nur wenn wir uns diesen stillen Kraftort bewahren, bleiben wir handlungsfähig und haben das Ruder unseres Lebens noch in der Hand.
Ein Psalm der Bibel bringt das sehr treffend zum Ausdruck: „Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht.“ Wenn ich wieder einmal Gefahr laufe, meine innere Ruhe zu verlieren, muss ich mich daran erinnern.