Edling/Rosenheim/Nguluni – „Maisha Mazuri“, das ist Swahili und bedeutet „Besseres Leben“. 2014 entstand im kenianischen Nguluni, etwa 50 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, das Kinderheim Maisha Mazuri Children Center (MCC). Nun soll ein Internat folgen. Möglich gemacht wurde dies durch die Zusammenarbeit eines Sozialarbeiters aus Nairobi und dem Edlinger Verein „Hand in Hand für Kenia“.
Dieser existiert schon seit 15 Jahren und hat es sich zum Ziel gesetzt, kenianischen Kindern und Jugendlichen eine Heimat zu geben. Die meisten von ihnen sind Waisen. Im MCC leben aber auch Kinder, die Missbrauch und Vernachlässigung erfahren haben oder deren Eltern mit der Erziehung überfordert sind. „Wir wollen verhindern, dass die Kinder in Arbeitslosigkeit und Armut abrutschen“, erklärt Barbara Krohne, Mitbegründerin von „Hand in Hand für Kenia“. Der Verein hat 200 Mitglieder, 25 sind aktiv an der Arbeit beteiligt. Alles verrichten sie ehrenamtlich. Verwaltungskosten gibt es fast keine.
Kein Besuch in
Kenia wegen Corona
Regelmäßig ist jemand vom Verein in Kenia zu Besuch. „Im März wäre ich wieder nach Afrika geflogen, um mir einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Aber das konnte coronabedingt leider nicht stattfinden“, sagt Krohne. Im Gegenzug kommen normalerweise alle zwei Jahre Kenianer nach Deutschland. Das ist laut Krohne wichtig für den Austausch.
Anfangs sei das MCC nur ein Kinder- und Jugendzentrum gewesen. Neu ist zu der Grundschule eine weiterführende berufliche Schule hinzugekommen. „Hand in Hand für Kenia“ hat zu deren Entstehung viel Geld beigesteuert. Die Schule hat den Zweck, jungen Menschen eine berufsorientierte Ausbildung zu ermöglichen. Viele von ihnen können keine weiterführende Einrichtung, wie beispielsweise eine Universität, besuchen. Den Schülern soll deshalb in der weiterführenden Schule ein „fundierter Start in einen nicht-akademischen Beruf“ gegeben werden. Zu den Ausbildungszweigen gehören ökologische Landwirtschaft und die Vermarktung der landwirtschaftlichen Produkte, Hauswirtschaft und IT für die Wirtschaft.
Der Bau eines zur Schule gehörenden Internatsgebäudes ist laut dem Verein ein großes, dringend notwendiges Projekt. Die Kinder und Jugendlichen der weiterführenden Schule sind derzeit noch in freien Unterrichtsräumen untergebracht.
Momentan werden in dieser Schule 80 Jugendliche von sechs Lehrern unterrichtet. Platz gibt es laut Krohne für 180 bis 200 Schüler, sobald das Internat steht. Sie erklärt, dass die Kenianer dem britischen Modell folgen, wonach jede weiterführende Schule ein Internat dabei haben muss. „Das ist auch hinsichtlich der oft langen Schulwege oder der Gefahren, die gerade Mädchen ausgesetzt sind, sehr wichtig“, sagt Krohne.
Reger Austausch
mit Deutschland
Mit Deutschland findet unter dem Motto „Geben und Nehmen“ ein reger Austausch statt. Immer wieder reisen Praktikanten nach Kenia, um im Projekt zu arbeiten. Zukünftig sollen auch deutsche Lehrkräfte vor Ort unterrichten.
Abwechslung auf
dem Speiseplan
Die Freiwilligen aus Deutschland helfen in MCC in Nguluni nicht nur tatkräftig mit, sondern sorgen ab und zu auch für etwas Abwechslung auf dem kenianischen Speiseplan. Wie der Verein in seinem November-Rundbrief schreibt, schmecken die Gerichte nach deutschen Rezepten zwar nicht immer allen, aber übrig bleibt trotzdem nie etwas. Vor allem Gebäck und Süßes seien sehr beliebt.
Das hochaktuelle Thema der Nachhaltigkeit spielt auch im MCC eine große Rolle. Die Erziehung in Themenbereichen wie Recycling, Mülltrennung und biologisches Anbauen beginnt schon in jungen Jahren. So wird zum Beispiel aus alten Flaschen und einem in Papier gewickelten Stein ein Bowlingspiel gefertigt. Gebastelt wird mit Kronkorken und Plastiktüten.
Zur Finanzierung des Internatbaus hat im vergangenen Jahr maßgeblich Peter Rutz, Mitglied der Grünen-Fraktion im Rosenheimer Stadtrat, beigetragen. Er sammelte auf vielen Kulturveranstaltungen insgesamt 10000 Euro und übergab diese dem Verein. Dadurch können in Kenia wichtige Gebrauchsgegenstände wie Nähmaschinen, Gasherde, Schaufeln und Harken gekauft werden. „Das ist alles immer sehr gefragt“, betont Krohne. „Die Sachen werden in Kenia gekauft. Das Geld wird also vor Ort investiert, nicht in Deutschland.“