Rosenheim – Die Zahl der Neuinfizierten in Stadt und Landkreis Rosenheim sinkt weiter. Deutlich unter der kritischen Marke von neuerdings 35 liegt auch die 7-Tage-Inzidenz – womit die Region Rosenheim weit entfernt wäre von einem erneuten Lockdown.
Und dennoch: Der Blick nach Tirol und Südtirol zeigt, dass noch ein längeres Wegstück vor der Region liegen dürfte bis zur endgültigen Entspannung. Nach wie vor besteht – das zeigt der Blick auf die Zahlen – ein erhöhtes Infektionsrisiko. Darauf weist auch die Stadt Rosenheim auf der Grundlage einer vergleichenden Analyse des Infektionsgeschehens in der Stadt Rosenheim sowie dem Land Tirol und Südtirol hin. Zwar zeigt die 7-Tage-Inzidenz für die Stadt Rosenheim in den letzten Tagen eine sehr positive Entwicklung: Sie ist von 165,8 am 8. April auf aktuell 12,6 am 22. Mai gesunken. Rosenheim ist damit nicht mehr in den bundesweiten Top-Ten der Neuinfektionen vertreten. Ebenso der Landkreis: Hier liegt die aktuelle 7-Tage-Inzidenz bei 11,5 (Robert-Koch-Institut, Stand 22. Mai 0 Uhr).
In Stadt und Landkreis hat sich auch die Zahl der Neuerkrankten im Wochenverlauf reduziert: von zuletzt 81 (KW 20) auf aktuell 48 Fälle. Die höchsten Steigerungen waren im Stadtgebiet Rosenheim mit +8 Neuinfizierten zu verzeichnen, gefolgt von Prien (+7), Wasserburg (+5), Kiefersfelden (+4) und Bad Aibling (+3). Ehemals regionale Hotspots wie Bad Feilnbach und Nußdorf hatten zuletzt keine positiven Testergebnisse mehr; Aschau diese Woche +2.
Entspannung
in den Hotspots
Mit Blick auf die Gesamtzahl der Infizierten pro 1000 Einwohner liegen landkreisweit nach wie vor Nußdorf (20), Aschau (20) und Bad Feilnbach (19) an der Spitze.
Keine Neuinfizierten mehr waren diese Woche unter anderem in Riedering, Soyen und Albaching (alle ehemals stark betroffen) zu verzeichnen. Auch in Rimsting, das zuletzt zwölf Covid-19-Fälle hatte, ist wieder Ruhe eingekehrt. Hier war ein Pflegeheim betroffen, das in der Folge unter Quarantäne gestellt und mit einem Bauzaun umgeben wurde.
Trotz der allgemeinen Entspannung warnt Rosenheims Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK), Hans Meyrl, die Bürger vor Nachlässigkeit. „Es wäre falsch, jetzt sorglos zu werden. Im Gegenteil, gerade gegenüber Risikopatienten, speziell älteren Menschen, sollten alle Bürger nach wie vor besonders achtsam und rücksichtsvoll sein“, so Meyrl. Für die Analyse des Verlaufs der Infektionszahlen in Stadt und Landkreis Rosenheim, Tirol und Südtirol hat die Stadt die Fallzahlen jeweils auf 100000 Einwohner umgerechnet. In der Zeit von 16. März bis 18. Mai hat sich demnach in der Stadt Rosenheim die Anzahl der bestätigten Infektionsfälle von 5 auf 801 beziehungsweise um den Faktor 160,2 erhöht.
In Südtirol stieg die Anzahl der Fälle im gleichen Zeitraum von 45 Infizierten auf zuletzt 486 Fälle. Dies entspricht einem Faktor von 10,8.
In Tirol sind die Fallzahlen in dieser Zeit von 41 auf 466, also um den Faktor 11,4 angestiegen. „Die Entwicklung bei Infizierten und Genesenen zeigt, dass die Stadt Rosenheim gegenüber Tirol und Südtirol etwa vier Wochen hinterherhinkt“, so Thomas Bugl, Sprecher der Stadt Rosenheim, zur Schlussfolgerung seiner Analyse.
Corona-Krise noch nicht ausgestanden
Bugl weist aber auch ausdrücklich darauf hin, dass wegen der methodischen Normierung der Fallzahlen auf jeweils 100000 Einwohner diese Häufigkeitszahlen nicht mit den vom Rosenheimer Gesundheitsamt publizierten Zahlen an bestätigten Infizierten verglichen werden können. Die Umrechnung der Infektionszahlen auf jeweils 100000 Einwohner sei jedoch notwendig, um die unterschiedlichen Bevölkerungsgrößen von Stadt und Landkreis Rosenheim sowie Tirol und Südtirol miteinander in Beziehung setzen zu können, erläutert der Sprecher.
„Die inzwischen erreichten Lockerungen und der Rückgang bei der 7-Tage-Inzidenz sind hoffnungsvolle Zeichen für eine zumindest in Ansätzen wiedergewonnene Normalität. Dennoch zeigt die Entwicklung der Zahlen in der Stadt Rosenheim, dass der Kampf gegen die Viruserkrankung noch lange nicht zu Ende ist“, betont Meyrl.
Deshalb auch sein Appell: die neugewonnenen Freiheiten in der Gastronomie maßvoll und achtsam zu genießen. „Die Einhaltung der bestehenden Abstandsregelungen sowie das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken sind auch weiterhin absolut notwendig, um weitere Neuansteckungen zu verhindern“, warnt Meyrl vor zu viel Sorglosigkeit. Dem kann sich der Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, Dr. Wolfgang Hierl, nur anschließen: „Überall dort, wo eine Vielzahl an Menschen zusammenkommt, sei es in Fußgängerzonen, Schulen, Biergärten oder beim Wandern, besteht grundsätzlich die Gefahr, sich und andere anzustecken.“
Zudem ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes aus Sicht des Gesundheitsamts-Chefs eine Möglichkeit, die Infektionsgefahr zu reduzieren, da hierdurch eine Übertragung unwahrscheinlicher wird.