Überraschender Perspektivenwechsel

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Wer die Kathedrale von Chartres besucht hat, wird sich immer an die farbigen Glasfenster erinnern, für die diese Kirche so berühmt ist. Dabei ist der Anblick beim Ankommen erst einmal enttäuschend. Von außen sehen die Fenster dunkel und eintönig aus.

Erst wenn man das Innere betritt, fangen sie an zu leuchten und sind plötzlich voller Farbe, Licht und Leben. Die Glasscheiben sind dabei immer dieselben, aber sie schauen je nach Standpunkt völlig unterschiedlich aus, ob man draußen oder drinnen ist.

Manchmal muss man auch im Leben einen Schritt über die Schwelle wagen und bereit sein, eine Sache von der anderen Seite her anzuschauen. Die Bibel erzählt am Pfingsttag von so einem Perspektivenwechsel: Die Freunde Jesu, die sich erst noch voller Bedenken im Haus verbarrikadieren, treibt es hinaus auf die Straße. Auf einmal verstehen sie selbst die fremden Sprachen der Andersdenkenden und reden auch selber so, dass sie jeder versteht.

Pfingsten wird zum Geburtstag der Kirche. Eine Explosion von Liebe, Geist und Kraft, wie sie hier beschrieben wird und die nicht mehr aufzuhalten ist, etwas mehr Mut und Feuer würde ich mir auch für die Kirche heute wünschen. Genauso aber auch allen, die mit ihrem Glauben abgeschlossen haben und nicht mehr bereit sind, auch nur einen Schritt in das Innere zu wagen.

Wir können Gott mit dem Verstand suchen, finden werden wir ihn nur mit dem Herzen. Gottes Geist will immer bewegen. Er will wie in den Fenstern von Chartres auch in unserem manchmal grauen Leben etwas zum Leuchten bringen.

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