Das kriminelle Spiel der Auto-Poser: Die Straße als Bühne

von Redaktion

Mit 150 Sachen in die Radarfalle: Polizei geht mit verschärften Kontrollen gegen Raser vor

RosenheimSie sind Männer, meistens jung und unvernünftig. Und sie überschätzen häufig ihr Können am Steuer: Auch nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen treiben Raser ihr Unwesen auf den Straßen. Besonders gern in Rosenheim, in der Stadt, „dort also, wo man sieht und gesehen wird“, wie Robert Maurer von der Polizeiinspektion sagt. Eine Marke zu setzen, einem Konkurrenten zu zeigen, wo der Hammer hängt: Das sei es, was die Männer antreibe.  Die Polizei spricht daher gar nicht mehr nur von „Rasern“, sondern von „Auto-Posern“. Die Experten vom Präsidium halten in Zusammenhang mit motorisierten Selbstdarstellern Ausschau nach frisierten und umgebauten Wagen – und ziehen sie gegebenenfalls aus dem Verkehr.

An einem Tag wurden die Beamten gleich fünfmal fündig. Etwa beim Auto eines 51-jährigen Kolbermoorers. Dass das Tieferlegen seines Autos und dessen abgefahrene Hinterreifen die Polizei veranlassen könnten, sein Auto für ein Gutachten abzuschleppen, wollte der Mann nicht akzeptieren: Er störte die Beamten, beschimpfte sie als „blöde Vögel“ und sieht nun einem Strafverfahren wegen Beleidigung entgegen. Immerhin war er nicht selbst gefahren, sondern hatte sich nach einem Restaurantbesuch von einem Kellner nach Hause bringen lassen.

Mit der Radarpistole gegen Raser

Die Polizei treibt einigen Aufwand, um Raser auszubremsen. Jeden Tag blitzen die Beamten. „Die Auto-Poser sollen verstehen, dass das gefährlich ist, was sie tun“, sagt Maurer, der von „teilweise gewaltigen Geschwindigkeiten“ spricht.

58 Fahrer erwischte die  Polizei allein in der vergangenen Woche. Auf sie warten hohe Bußgelder oder gar Punkte in Flensburg, auf zwölf von ihnen sogar ein Monat Führerschein-Entzug.

Am stärksten drückte am Sonntag ein 33-jähriger Autofahrer aus Wasserburg aufs Gas: Bei erlaubten 80 km/h rauschte er gegen 21 Uhr auf der B15 bei Schechen mit 140 Sachen in die Radarfalle.

Tags darauf wurde auf Höhe von Hochstätt ein 41-jähriger Mühldorfer mit über 150 km/h gemessen – bei erlaubtem Tempo 100. Wenige Tage zuvor hatte die Polizei zwei 21-Jährige bei einer Verfolgungsjagd in Rosenheim gestoppt.

Die Raserszene in der Region war in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt, nachdem im November 2016 zwei junge Frauen aus Samerberg bei einem schweren Unfall in Rosenheim ums Leben gekommen waren. Der Frontalzusammenstoß mit dem Golf eines auf ihrer Spur entgegenkommenden Ulmers war nach Angesicht des Gerichts durch zwei junge BMW-Fahrer mitverursacht worden, die den Ulmer nicht mehr hatten einscheren lassen. Das Gericht in Traunstein hatte die beiden zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und sechs Monaten, beziehungsweise zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Die Anwälte haben Revision beantragt, die Entscheidung steht aus. Michael Weiser

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