„Wir sind zeitlich wieder auf Kurs“

von Redaktion

Besuch auf der Baustelle von Inn-Salzach-Klinikum und Romed-Klinik

Wasserburg – Das größte Krankenhaus-Neubauvorhaben in Bayern hat nicht unter der Corona-Krise gelitten. Im Gegenteil: Der gemeinsame Neubau des kbo-Inn-Salzach-Klinikums (ISK) mit der Romed-Klinik Wasserburg hat die Zeitverzögerung von einem halben Jahr, entstanden durch Geländemodellierungen und durch die Trennung von einem Planungsbüro, wieder reingeholt. „Wir sind auf Kurs“, sagt der kaufmännische Leiter des ISK, Dr. Stefan Piehler, bei einem Baustellenbesuch.

Der Rohbau in Bauabschnitt zwei, an dem bis zu 130 Bauarbeiter tätig waren, ist fertig. Im Innern wird schon an den Patientenzimmern gewerkelt. Langsam zeigt sich auf der schon von Weitem durch die vielen Kräne sichtbaren Großbaustelle in Wasserburgs Stadtteil Gabersee, wie das Klinikum, das hier entsteht, einmal aussehen wird.

Zwölf Meter
Höhenunterschied

Die Vorstellungskraft des Laien wird jedoch gefordert: Denn das Gelände drückt den Gebäudeteilen den Stempel auf. Sie sind zum Teil in den Hang hineingeschoben. Unten geht der Besucher auf der einen Seite ebenerdig hinein, auf der andere schaut er von einem Balkon im zweiten Stock auf einen Innenhof von oben hinunter – und von den Patientenzimmern sowie Personalräumen bei guter Sicht auf das Alpenpanorama. Zwölf Meter beträgt der Höhenunterschied im Baufeld, fünf Ebenen entstehen, auf denen sich sechs Baukörper verteilen werden. Was ebenfalls schon zu erkennen ist: Die Architektur nimmt den historischen Pavillonstil der 130-jährigen Architektur des Inn-Salzach-Klinikums auf dem parkähnlichen Gabersee-Gelände auf.

Einer, der sich im Labyrinth der Baustelle nicht verläuft, ist Piehler. Er ist täglich auf der Baustelle, kennt hier jeden Stein – und verfolgt hautnah, wie schnell sich ein Innenraum mit dem Kabel- und Rohrgewirr der vielen Versorgungsleitungen in der noch offenen Decke in eine fast fertige Station mit Zimmern und einander gegenüberliegenden Stützpunkten verwandelt.

Erster Umzug Anfang
2022 geplant

Anfang 2022 sollen nach Piehlers Informationen die ersten fünf Stationen des Inn-Salzach-Klinikums, ein psychiatrisches Krankenhaus in Trägerschaft der Kommunalunternehmen des Bezirks Oberbayern (kbo) und die gesamte Romed-Klinik Wasserburg einziehen. Letztere gibt, wie berichtet, ihren fast 50 Jahre alten Standort in der Innstadt auf und vereint sich nur wenige Fußminuten entfernt – baulich – mit dem Inn-Salzach-Klinikum. Diese Kooperation hat bundesweit Modellcharakter: Erstmals schließen sich ein kleines somatisches Krankenhaus (Romed) und eine große psychiatrische Klinik (ISK) räumlich zusammen.

Gemeinsame
Eingangshalle

Das ist beim Baustellenbesuch schon zu sehen: Denn die lichtdurchflutete gemeinsame Eingangshalle, erreichbar vom Gaberseer Kreisel, ist erkennbar, die gemeinsame Notaufnahme ebenfalls. Doch dann trennen sich die Wege – rechts geht es in den Komplex der Romed-Klinik, links in den des Inn-Salzach-Klinikums. Optisch wird dies farblich markiert: Das ISK zeigt sich demnächst in drei Grün-, das Romed in drei Orangetönen.

148 Betten werden im aktuellen Bauabschnitt für das ISK geschaffen, 130 für die Romed-Klinik. Die beiden Häuser teilen sich Pforte mit Patientenaufnahme und Kiosk, Cafeteria, Personalspeise- und Andachtsraum. Auch funktionell setzten die Kliniken auf Synergien: das Romed stellt beispielsweise den Computertomografen, das Inn-Salzach-Klinikum das Labor.

21000 Kubikmeter
Beton verbaut

Im Bauabschnitt zwei, dem ersten mit optisch sichtbarem Hochbau, wurden nach Angaben der Bauherren 21000 Kubikmeter Beton und 4000 Tonnen Stahl verbaut. Noch zwei Bauabschnitte werden folgen, die Raum für weitere Stationen des Inn-Salzach-Klinikums schaffen. 2025 sollen alle Altgebäude des kbo-Klinikums für Psychiatrie und Neurologie geräumt sein. Einige Gebäudeteile wie die alte Neurologie werden abgerissen. Für die typischen Pavillons im Villenstil gibt es jedoch Folgenutzungen, etwa für niedergelassene Ärzte und Therapeuten, berichtet Piehler.

Es sind viele kleine Details, die darauf hinweisen, dass in Gabersee neben dem Allgemeinkrankenhaus auch eine psychiatrische Klinik für Menschen mit psychischen, psychosomatischen und neurologischen Erkrankungen gebaut wird: Die fünf Stationen, die derzeit entstehen, können offen und geschlossen geführt werden. Türen gehen nur nach außen auf, damit sich Patienten nicht verbarrikadieren können. Bei den Duschen, fertige Module nach dem Baukastenprinzip, sind automatische Alarmausrüstungen gleich mit eingebaut, die Suizide verhindern. Die Pfosten-Riegel-Fassade besteht aus Sicherheitsglas. Jede Station hat auch einen „Time-out-Raum“, in dem sich Patienten im psychischen Ausnahmezustand beruhigen können. Schön gestaltete Aufenthaltsräume sollen dafür sorgen, dass die Erkrankten ihre Zimmer verlassen – oft der erste Schritt zurück in die Genesung.

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