Nur zu Hause tanzen?

von Redaktion

Clubbesitzer reagieren fassungslos auf Söders Kommentar

Rosenheim/Traunstein – Clubbesitzer kritisieren Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wegen einer Äußerung. Auf einer Pressekonferenz stellte ein Journalist die Frage, wann man in Clubs wieder tanzen könne. Söder antwortete, das werde noch dauern, dort sei die Ansteckungsgefahr einfach mit am höchsten. Er fügte hinzu: „Aber Sie können ja zum Beispiel zu Hause mit ihrer Partnerin tanzen.“ Seitdem schlagen die Wellen hoch.

Für viele Clubbesitzer in der Region ist der Kommentar ein Stich in eine offene Wunde. Rebecca Dinzenhofer betreibt den Eiskeller in Aschau. Sie zeigt sich entsetzt: „Man fasst sich an den Kopf!“ Angesichts der schwierigen Lage der Clubbesitzer empfindet sie Söders Worte schlicht als taktlos. „Unser letzter Öffnungstag war der 7. März. Alle unsere Kosten laufen weiter, immerhin wird unsere Miete zum Teil gestundet“, sagt Dinzenhofer. Man dürfe nicht vergessen, dass auch Clubbetreiber Familie hätten.

„Begeistert sind wir da alle nicht“, sagt Sascha Khayat. Er führt in Rosenheim den P2-Club und empfindet Söders Äußerung als ziemlich unüberlegt angesichts der schwierigen Lage der Clubbesitzer. Zwar hat Khayat mit der Bermudainsel eine Alternative gefunden, die er nun mit Kollegen betreibt. Die Umsätze seien aber nicht vergleichbar mit denen seines Clubs. Finanziell könne es daher eng werden: „Bis jetzt haben wir nur die Soforthilfe am Anfang bekommen.“

Irritationen
im Salon Erika

Christoph Schraufstetter vom Traunsteiner Club Salon Erika sagt, er habe grundsätzlich Verständnis dafür, dass kein Feiern möglich sei, um Infektionen zu vermeiden. Aber Söders Kommentar stößt auch bei ihm auf Irritation. Der Ministerpräsident habe aus seiner Sicht nicht ganz erfasst, worin der Reiz des Nachtlebens liege: „Es geht darum, dass man gemeinsam eine gute Zeit hat und die Nacht alle gleich macht.“ Im heimischen Wohnzimmer mit der Gattin zu tanzen, sei etwas völlig anderes. Sollte der Salon Erika wieder öffnen, sei Söder herzlich eingeladen, sich vor Ort vom Zauber des Nachtlebens selbst zu überzeugen. Sofern der Club dann noch besteht. Wie seine Kollegen versucht auch Schraufstetter, irgendwie durchzukommen.

Auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen nahm Söder keine Stellung zu seiner umstrittenen Äußerung. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk bekräftigte er nochmals, dass er eine baldige Eröffnung von Diskotheken ausschließe. Ebenso die Isolation von Risikopatienten, die diskutiert wird, um das öffentliche Leben zu beleben. Das passe nicht zu seiner Vorstellung einer Gesellschaft, in der Solidarität eine Rolle spiele.

Auf Solidarität warten in der Zwischenzeit auch die Clubbetreiber. Sowohl Dinzenhofer, als auch Khayat und Schraufstetter hoffen auf finanzielle Unterstützung seitens der Staatsregierung. Heidi Geyer

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