Rosenheim – Großer Wirbel um einen kleinen Fetzen Stoff: Denn zahlreiche Menschen wollen – trotz klarer Vorgabe durch den Freistaat – im Biergarten oder mitunter auch auf den Chiemsee-Schiffen einfach keine Schutzmasken zur Bekämpfung des Coronavirus tragen. Diese Erfahrungen haben jedenfalls Unternehmen aus der Region gemacht.
Auf ihrer Internetseite weisen die Verantwortlichen der Chiemsee-Schifffahrt ihre Passagiere darauf hin, während der Überfahrt eine Maske zu tragen. „95 Prozent der Fahrgäste verhalten sich völlig normal und tragen ordnungsgemäß ihre Maske“, erklärt Geschäftsführer Michael Feßler. „Aber fünf Prozent verhalten sich wie Idioten. Die kapieren es nicht und wollen es auch nicht kapieren.“
„Belastung für
das Personal“
Er beobachtet ein solches Verhalten jeden Tag: Leute kommen mit einem Attest auf das Schiff. Dieses soll bescheinigen, dass sie aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen müssen. Doch das „Attest“ hätten sie sich aus dem Internet heruntergeladen. Ein Gast trug laut Feßler eine Art Fliegengitter vor dem Gesicht. Er behauptete, damit den Vorschriften zu entsprechen. Außerdem würden viele die Maske während der Fahrt absetzen. „Das ist ein sehr schwieriges Thema und eine Belastung für das Schiffspersonal“, sagt Feßler.
Michael Heubl ist der Kapitän der „Ludwig Feßler“. Er erklärt, dass nach allgemeinen Durchsagen zur Maskenpflicht die Passagiere bei einem Durchgang kontrolliert werden. „Wenn noch jemand ohne Maske da sitzt, machen wir eine ganz persönliche Durchsage über Lautsprecher“, sagt Heubl. Die Leute würden sich schämen und ihre Maske schnell aufsetzen.
Monika Bronnhuber ist der Meinung, dass die Maske „eben sein muss“. Wenn man an sie gewohnt ist, nerve sie auch nicht, sagt die 29-Jährige aus Günzburg. Sie macht mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter Urlaub am Chiemsee. Ihr sei auf der Schiffsfahrt jedoch niemand aufgefallen, der keine Maske trug.
Ein weiteres Problem sieht Geschäftsführer Feßler in den Hassbotschaften auf den Masken mancher Leute. „Fuck you, Söder!“ sei auf einer aufgedruckt gewesen. Deshalb denkt Feßler darüber nach, solche Fahrgäste nicht zu befördern. Anna Quint vom Seewirt in Ecking hat ebenfalls tagtäglich das Problem, dass Menschen ihre Maske nicht tragen. Der Biergarten des Restaurants liegt in der Zugangsschneise zum Strand am See.
Viele Leute durchqueren laut Quint deshalb den Biergarten, um zum Wasser zu gelangen. Oder sie möchten sich an einen Tisch im Biergarten setzen. Die meisten tragen dabei keine Maske.
Garten auf
Restaurant-Grund
Da der Garten auf dem Restaurant-Grund liegt, wäre eine Maske aber Pflicht. „Den meisten Leuten ist das einfach nicht bewusst, glaube ich“, sagt die Chefin des Seewirts. „Sie denken, dass sie keinen Schutz tragen müssen, da sie draußen sind.“ Anna Quint müsse die Besucher fortlaufend auf das Gebot hinweisen.
Mittlerweile hat sie eine Tafel mit dem Hinweis aufgestellt. Einige schwarze Schafe gebe es dennoch. „Einer hat mich komplett ignoriert, als ich ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen habe.“ Das passiere aber nur vereinzelt.
Aber nicht überall gibt es Probleme mit der Maskenpflicht. In den Prechtl Frischemärkten in Raubling, Brannenburg, Bad Feilnbach und Bad Aibling beispielsweise.
Laut Geschäftsführer Andreas Prechtl junior werden die Vorgaben nach wie vor gut eingehalten. 99,9 Prozent der Kunden trügen eine Maske beim Betreten des Ladens. Diejenigen, die keine aufhaben, würden sie aus dem Auto holen oder eine kaufen. „Es gibt keine Diskussionen aufseiten der Kunden“, sagt Prechtl junior. „Sie haben sich an die Vorschrift gewöhnt.“
Ähnlich sieht es beim Busunternehmen Hollinger in Bad Aibling aus. „Wir haben wenig Probleme“, sagt Geschäftsführerin Claudia Hollinger. Es komme vereinzelt vor, dass Fahrgäste ohne Maske einsteigen. „Die weist man freundlich auf die Verordnung hin. Normalerweise haben sie eine Maske dabei und nur vergessen, sie aufzusetzen.“