Aschau – Mit dem Plan, ein Porträt ihres geliebten Kini, Ludwig II., in den Fels der Kampenwand zu hauen, haben die Guglmänner einiges Aufsehen erregt. Doch inzwischen zweifeln sie selbst an der Machbarkeit. „Die Kampenwand hat nicht genug Masse, um da großflächig arbeiten zu können“, erklärt ihr Mittelsmann, Hans-Peter Huber aus Münsing. „Außerdem ist der Kalk wohl zu brüchig.“ Daher bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihre Idee schweren Herzens aufzugeben.
Das bedeutet aber keineswegs, dass die Königstreuen ihre Vision ganz fallen lassen, im Gegenteil. Jetzt ist erst recht Kreativität gefragt. Ein Wahrzeichen verdient hat Ludwig II. für sie auf alle Fälle. Das sieht man bereits daran, dass ein Denkmal für nach wie vor fehlt. „Dabei kennen die ganzen Chinesen und Japaner, die viel Geld nach Bayern bringen, nur unseren Kini“, sagt Huber.
Der neueste Plan sieht vor, nach dem Vorbild der Bavaria auf der Münchner Theresienwiese eine große Statue zwischen der Steinlingalm und der Kampenwand aufzustellen. Sie soll aus Karbon bestehen und nach Möglichkeit für die Besucher der Alm die Illusion erzeugen, als wäre der Kini Teil der Wand. „Das ist durchaus realisierbar“, so Huber. Nach den vorläufigen Ideen der Guglmänner wäre die Statue fußläufig erreichbar, man könnte eine Rutsche für Kinder integrieren oder es ermöglichen, dass – genau wie bei der Bavaria – Besucher durch die Augen der Statue in die Ferne blicken.
Wer diese Statue baut, könnte einen Rekord aufstellen, denn eine Figur von 20 oder 30 Metern aus Karbon gibt es noch nicht.
Doch selbst wenn dies aus Gründen des Naturschutzes nicht möglich sein sollte – die Guglmänner haben auch Plan C in der Tasche. Denn: Jungunternehmer Florian Melzer, der als Mitveranstalter der Startup-Börse „Bits and Pretzels“ kürzlich Barack Obama zu Gast hatte, hat eine besondere Sympathie für das Projekt. Er brachte die Idee ins Spiel, das Konterfei des Kini in bestimmten Nächten – etwa Todes- oder Geburtstag – auf die Kampenwand zu projizieren. „Da ist überhaupt nichts dabei, das tut niemandem weh“, so Huber. „Auch der Naturschutz ist dann berücksichtigt.“ Man könnte eine Drohne oder einen Mini-Zeppelin mit dem Beamer beladen – und los geht’s.
Damit ist die Idee, den Kini in der Kampenwand so zu verewigen, wie es die Amerikaner mit ihren Präsidenten im Mount Rushmore getan haben, zunächst einmal passé. Quasi zum Abschied fand kürzlich in Münsing ein Kini-Stammtisch statt, bei dem ein Nachbau der ursprünglichen Idee gezeigt wurde. Der Künstler, der nach Art der Guglmänner lieber anonym bleiben möchte, findet die Idee an sich ziemlich gut. „Ich kann mich damit voll und ganz identifizieren“, sagt er. Vor allem, dass der Geheimbund den Kini aus der romantischen Ecke herausholt und in ihm einen Friedensfürsten sieht, überzeugt ihn. Er appelliert an die Kini-Getreuen, weiter groß zu denken. „Wenn es irgendwann eine Karbonsäule werden sollte“, erklärte er, „dann darf sie auf keinen Fall zu klein ausfallen. Alles andere bringt nichts.“
Derweil macht es den Eindruck, als bliebe die Diskussion um die richtige Form der Huldigung für Ludwig II. auf den Starnberger See beschränkt. „Aus dem Chiemgau hat sich bei den Guglmännern niemand gemeldet“, erzählt Huber. Das stört ihn aber nicht weiter. Am Morgen des Stammtischs hat sich bereits ein Komponist spontan bereit erklärt, einen Eröffnungsmarsch für das Kini-Denkmal zu komponieren, in welcher Form auch immer es eines Tages realisiert wird. Es soll etwas im Stil von Richard Wagner werden, bekanntlich Lieblingskomponist des Kini. Huber: „Man sieht, die Idee fasziniert die Leute einfach.“
Ob die neuen Ideen auf mehr Gegenliebe in der Region stoßen? Viele Halten das Vorhaben schlichtweg für einen Scherz. In der Gemeinde Aschau, auf deren Grund die Kampenwand steht, fallen die Reaktionen teils belustigt, teils entgeistert aus. Die Idee sei aber mit sanftem und nachhaltigem Tourismus in Aschau nicht vereinbar.