Den Urzeitgiganten auf der Spur

von Redaktion

Familie Heindl nimmt das Dinoland im Schlosspark Tüßling unter die Lupe

Keine Berührungsängste mit einem T-Rex hat Schlossherrin Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel.

Tüßling – Er brüllt, schlägt mit dem Schwanz und reißt sein Maul auf: Der T-Rex ist das imposanteste Exponat auf dem Schlossgelände in Tüßling. Bis zum 4. Oktober ist das Schloss Tüßling ein Dino-Freilichtmuseum. Familie Heindl aus Waldkraiburg mit Astrid und ihren Kindern Lorena (9) und Maximilian (6) macht den Dinoland-Test. Mit dabei sind auch Ferdinand (7) und Greta (5).

Gleich nach dem Eingang sind Lorena, Maximilian, Ferdinand und Greta nicht mehr zu halten. Dass es für jedes der 72 Exponate zu den 60 Dinosauriern eine Multimedia-Führung gibt, spielt für die Jüngeren keine Rolle. Sie laufen von Dino zu Dino, staunen über die spitzen Zähne, das Gebrüll und die Größe der lebensechten Urzeitechsen.

Lorena hingegen lässt sich Zeit, will mehr über die Dinosaurier erfahren und liest interessiert die Infotafeln. Die Steckbriefe mit Größe und Gewicht faszinieren sie. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Dinosaurier so schwer sind“, sagt sie. Die Dimensionen mancher Echsen überraschen sie: „Der ist so groß und hat so einen kleinen Kopf“, urteilt sie über den Plateosaurus.

Für ihren Bruder Maximilian könnten die Dinos gerne noch etwas größer sein. „Ich hätte gedacht, dass sie noch größer sind.“ Die Urzeitwesen, die er sonst aus seinem Lexikon kennt, nehmen nun für ihn richtig Gestalt an.

„Schon bei der Hinfahrt waren die Kinder aufgeregt“, erzählt Astrid Heindl. Und die Aufregung hält bis zum Ausgang. „Am liebsten würde ich mir die Dinos noch mal anschauen“, sagt Greta, obwohl bei ihr zum Ende die Energie nachlässt. Kein Wunder: Die Kinder huschen während des Rundgangs von Dino zu Dino, mal vor, mal zurück, lassen sie immer wieder aufs Neue brüllen und mit dem Schwanz schlagen.

Vielfältiger
als angenommen

„Ich bin positiv überrascht“, sagt Astrid Heindl nach dem Rundgang. Mit 48 Euro für eine vierköpfige Familie sei ihr das Eintrittsgeld „teuer vorgekommen“, doch der Rundgang sei vielfältiger, als sie gedacht habe. Ein Ritt auf dem Dino im Dinodrom, Dokumentationen im Dino-Kino und die Dino-Live-Show auf der Bühne sorgen für Abwechslung. Die Kinder verfolgen gespannt die Show auf der Bühne, die Jüngeren rücken auf ihrem Hocker aber lieber ein Stück zurück, als ein T-Rex auf die Bühne kommt.

Besonders gefällt Astrid Heindl das Ambiente des Tüßlinger Schlosses: „Das Gelände hier ist so übersichtlich, dass man die Kinder auch laufen lassen kann. Für Eltern ist das sehr entspannend.“ Der Rundgang sei gut eingeteilt, sodass es Gelegenheit für eine kurze Pause oder zum Balancieren gibt.

Zum Abschluss nach rund zwei Stunden geht es noch in den Steinbruch. Ausgestattet mit Schutzbrille, Hammer und Meißel, bearbeiten alle vier die Steinplatten auf der Suche nach kleinen Versteinerungen. Auch wenn der erste Ehrgeiz nach den ersten erfolglosen Hammerschlägen nachlässt, so schnell lassen sie nicht locker. Deshalb ab in die Ausgrabungsstätte gleich nebenan.

„Ich hab schon einen Haifischzahn“, freuen sich nach kurzer Zeit alle vier. Zum Ende des Rundgangs sollten Eltern auf jeden Fall Zeit einplanen, denn im Museum gibt es nach den originalgetreu gefertigten Dinos auch die Exponate echter Dinosaurier verschiedener Sammlungen zu sehen.

Der Schlosspark als Klassenzimmer

Seit 65 Millionen Jahren ausgestorben üben Dinosaurier auf Kinder und Erwachsene noch immer eine große Faszination aus. Statt Rockmusik steht der Schlosspark Tüßling in diesem Jahr ganz im Zeichen der Urzeitwesen. Schlossherrin Stephanie Gräfin Bruges von Pfuel sprach mit den OVB-Heimatzeitungen über das Dinoland und die Zeit auf dem Schloss nach dem Lockdown.

Bis Anfang Oktober verwandelt sich Ihr Schlosspark in ein großes Dino-Freilichtmuseum. Nach dem Lockdown endlich wieder eine Veranstaltung auf dem Gelände.

Plötzlich war hier auf dem Schloss gar nichts mehr los. Als die Gartentage stattgefunden hätten, war ich wehmütig. Gerade jetzt wäre der Kultursommer, der aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt wurde. Ich freue mich deshalb, dass wieder was los ist im Schlosspark. Das Dinoland ist mal etwas ganz anderes, aber das ist doch super. Gerade für Kinder ist das schön.

Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie bis Oktober?

Das lässt sich schwer sagen, weil die Besucherzahl natürlich auch von der Witterung abhängig ist. Wir rechnen mit etwa durchschnittlich 1000 Besuchern am Tag. Viele Familien verreisen vermutlich in den Ferien nicht. Das Dinoland ist ja keine Großveranstaltung.

Die Eintrittspreise sind nicht ganz günstig...

Mir wurde schon gesagt, dass der Eintritt viel Geld kostet. Aber man darf nicht vergessen, dass im Dinoland den Besuchern viel geboten wird.

Gartentage, Kultursommer – wegen Corona sind viele Veranstaltungen auf Schloss Tüßling heuer abgesagt. Wie hart trifft Sie das?

Es wurde alles abgesagt. Finanziell ist das eine Katastrophe. Der Dinopark wird das Einkommen vermutlich nicht ersetzen können. Aber es ist besser als nichts, und es passiert zumindest etwas auf dem Schlossgelände. Zu Beginn der Corona-Pandemie war ich deshalb ziemlich frustriert, aber es geht jetzt mit kleinen Schritten vorwärts. Von der bayerischen Regierung werden Kunst und Kultur vernachlässigt. Die Veranstaltungsbranche liegt am Boden, viele Pleiten werden wohl noch kommen.

Welcher Dinosaurier gefällt Ihnen am besten?

Der T-Rex und der Diplodocus. Überhaupt wird jeder Dinosaurier imposanter, je größer er ist.

INterview: Raphaela Lohmann

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