Nutzen auch ohne Antikörper

von Redaktion

Interview Warum das RKI die Feilnbach-Studie weiter für wichtig hält

Bad Feilnbach – Deutschlands erster Covid-19-Patient behauptet, seit April keine Antikörper gegen das Corona-Virus mehr zu haben. Was aber heißt das für die Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Bad Feilnbach? Die OVB-Heimatzeitungen fragten nach bei Projektleiterin Dr. Claudia Santos-Hövener.

Patient 1 gibt an, keine Antikörper mehr zu haben. Darüber hinaus gibt es Studien, die zum selben Ergebnis kommen: Antikörper können wieder verschwinden. Wie sind Ihre Erkenntnisse?

Da gibt es verschiedene Studien, die zeigen, dass der Antikörpernachweis runtergeht. Aber dazu können wir noch nichts sagen. Es ist so, dass wir die Erkenntnisse anderer Studien einbeziehen, und dann kann man das hochrechnen. Man muss auch die Sensitivität und Spezifität verschiedener Testungen betrachten (Sensitivität bedeutet, wie sicher ein Test Krankheit erfasst, Spezifität gibt an, wie sicher ein Test einen Gesunden erkennt).

Würde das nicht die Studie des RKI in Bad Feilnbach entwerten?

Wir wenden ein aufwendiges und konservatives Verfahren an. Zum Beispiel machen wir einen Neutralisationstest, um Wechselwirkungen mit anderen Viren auszuschließen. Wir tun das, was wir tun können. Es kann sein, dass bei einigen Menschen tatsächlich keine Antikörper nachzuweisen sind. Wir fragen aber auch, wer eine Infektion hatte, also würden die uns nicht komplett durch die Lappen gehen. Wie viele von denen, die angegeben haben, dass sie infiziert waren, jetzt keine Antikörper mehr haben: Auch das wäre eine wichtige Erkenntnis.

Die Studien ergeben überhaupt ein uneinheitliches Bild. Die einen berichten von geringer Letalität, die anderen, zuletzt aus Italien, lassen Corona als viel gefährlicher sogar für Junge erscheinen…

Das liegt an der Population. Man muss sich die Grundgesamtheit der Bevölkerung ansehen. Wenn da mehr Ältere leben, mehr Menschen mit Vorerkrankungen, dann ist die Wahrscheinlichkeit auf eine höhere Sterblichkeit größer, als wenn man sich eine Bevölkerung mit vielen jungen und gesunden Menschen anschaut. Dann die Möglichkeiten der Versorgung, die haben auch einen Einfluss darauf, wie viele Menschen sterben, ebenso, wie schnell sie zum Arzt gehen. Da gibt es sehr viele unterschiedliche Faktoren.

Was können Sie denn nun schon über Bad Feilnbach sagen?

Wir wissen, dass wir über die erforderliche Marke von 2000 Teilnehmern gekommen sind. Wir sind in der Phase der Laborauswertung. Wir sind optimistisch, dass wir Ende August Ergebnisse haben werden. Es wird dann eine Pressekonferenz vor Ort geben.

Was Ihre Studie angeht: Zeichnen sich Trends in Bad Feilnbach ab?

Nein, noch nicht. Derzeit wird immer noch die lange Version des Fragebogens von den Teilnehmern eingeholt, deswegen können wir da nichts sagen. Wir haben die Fragen nach verschiedenen Veranstaltungen in den Fragebogen aufgenommen, und der kann noch bis in den August hinein ausgefüllt werden. Was Sie übrigens gerne nochmals schreiben könnten…

…ja, bitte?

Unsere Bitte, dass die Leute weiter mitmachen. Wir wollen die Leute an dieser Stelle nochmals daran erinnern. Wir wollen ja, dass möglichst viele von den Teilnehmern an unserer Studie auch dabei mitmachen und auch den langen Fragebogen ausfüllen.

Ob zum Beispiel so etwas wie das Alpen-Brass-Festival als Beschleuniger gewirkt hat?

Oder ob es, wie Bürgermeister Anton Wallner sagt, Rückkehrer aus dem Skiurlaub waren. Wirsehen uns die Reisetätigkeit genauso an wie viele andere Bereiche, wie soziale Kontakte, Schulabschluss, Verhalten in Alltag und Freizeit, gesundheitsrelevantes Verhalten, körperlicher Zustand und Vorerkrankungen, Ernährung und vieles mehr.

Müssen sich einige Feilnbacher Sorgen machen, man forsche sie aus?

Die Antworten sind nicht zu einer Person zurückzuverfolgen, die Menschen bleiben anonym.

Interview: Michael Weiser

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