Heißer Kampf gegen Corona

von Redaktion

Seit gestern ist die Test-Station für Urlaubsrückkehrer in Betrieb

Kiefersfelden – Seit Donnerstag 7 Uhr ist die Corona-Teststation an der A93 in Betrieb. Rund um die Uhr können sich Rückkehrer aus dem Urlaub an der Rastanlage Inntal-Ost auf Corona testen lassen. Und zwar freiwillig, egal ob aus einem Risikogebiet oder einer anderen Region, sagt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamts Rosenheim. Für die Urlauber eine Erleichterung, für die Rettungskräfte ein Kampf mit der Hitze.

Am frühen Morgen ist es noch vergleichsweise ruhig, ohne Wartezeiten. „Es muss sich erst noch rumsprechen, dass man sich testen lassen kann und wie das funktioniert – per Drive-In eben“, sagt Hierl. Die Entscheidung, eine Teststation einzurichten, sei schließlich recht kurzfristig gefallen.

15000 Test-Sets in
der Nacht geliefert

Lediglich eineinhalb Tage Vorlauf gab es für das Bayerische Rote Kreuz (BRK), sagt Stefan Müller, stellvertretender Kreisgeschäftsführer in Rosenheim. Genügend Testmaterial sei aber vorhanden, noch in der Nacht seien 15000 Test-Sets geliefert worden. Neben dem BRK seien die Ambulanz Rosenheim, die DLRG Bad Aibling, die Johanniter Unfallhilfe Wasserburg, der Malteser Hilfsdienst Rosenheim und das Technische Hilfswerk Rosenheim an der Aktion beteiligt.

Der Ablauf der Tests funktioniert so: Die zu testende Person wird mit Ausweis und Versichertenkarte registriert. Außerdem muss sie ihr Einverständnis erklären, dass die Daten anonym an das Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt werden. Dies dient der Corona-Warn-App. Sollte der Test positiv sein, werden auch die anderen Nutzer der Corona-App gewarnt, die mit dieser Person in Kontakt waren.

Im nächsten Schritt kommt der Abstrich: einmal von der Rachenhinterwand, einmal durch die Nase bis zur Hinterwand. Unangenehm, aber auszuhalten, kann auch die Autorin dieses Textes bestätigen, die sich ebenfalls hat testen lassen. Die Proben werden dann gekühlt aufbewahrt und täglich ans Labor geliefert, sagt Hierl.

Einer der ersten, der dieses Prozedere mitmacht, ist Dirk Rutloff aus dem Erzgebirge. Er kommt mit seiner Familie aus dem Urlaub vom Gardasee. Im Radio habe er gehört, dass er sich an der Grenze testen lassen kann. „Wir probieren das jetzt einfach mal. Sorge habe ich eigentlich nicht, dass wir uns angesteckt haben“, sagt Rutloff.

Auch Dragana Miljkovic kommt aus dem Urlaub, sie war in Serbien. Und damit in einem Risikogebiet. Miljkovic war sich dessen schon vor Reiseantritt bewusst. Ihre Familie lebt dort, die Tochter war bereits vorgefahren. Milkjovic weiß, dass sie zuhause erst mal mit der Familie in Quarantäne muss. Für sie ist die Teststation daher von Vorteil, da sie schnellstmöglich ein Ergebnis bekommt. „Ich finde das super, dass das direkt an der Grenze organisiert ist“, sagt Milkjovic. Wie lange es dauert, bis das Ergebnis kommt, weiß allerdings auch Amtsleiter Wolfgang Hierl nicht. Er rechnet derzeit mit ein bis zwei Tagen.

Für die Urlauber ein unkompliziertes Vorgehen, für die Einsatzkräfte ein immenser Aufwand. Drei Zelte sind für sie vor Ort: eines zum Ankleiden, eines zum Ausziehen und ein Aufenthaltszelt. Die Schutzanzüge werden täglich entsorgt. Nach dem Abstrich werden die Hände desinfiziert und neue Handschuhe angezogen.

Pro Schicht sind zehn bis 15 Sanitäter, die meisten ehrenamtlich, im Einsatz. Und der hat es in sich. Denn bei Temperaturen über 30 Grad ist die Arbeit eine große Belastung. Florian Epp ist als Rettungssanitäter eingesetzt. Er hat bereits viele Testungen durchgeführt, war dabei auch in Altersheimen. Nun setzt ihm die Hitze zu: „Nach einer Stunde im Schutzanzug ist man komplett durchgeschwitzt und will eigentlich nur noch raus.“

Seinem Kollegen Andreas Mitzer geht es ähnlich: „Es ist sehr, sehr anstrengend. Deutlich anstrengender als ein normaler Einsatz.“ Zwar versuchen die beiden, sich abzukühlen, trinken etwas und nehmen den Mundschutz ab. Der Schweiß fließt dennoch in Strömen, selbst das Kunststoffschild ist mit Kondenswasser angelaufen.

Umzug an den Rastplatz Heuberg

Wie lange die beiden noch in Kiefersfelden schwitzen müssen, ist nicht ganz klar. Ab 7. August soll die Teststation an den Rastplatz Heuberg umziehen, wo momentan eine Baustelle die Zufahrt versperrt. „Wir haben den Auftrag für eine Woche, dann soll die Teststation vergeben werden“, sagt Stefan Müller vom BRK.

Die weitere Planung hängt laut Müller in erster Linie davon ab, ob beispielsweise eine Testpflicht eingeführt wird, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits gefordert hat.

Merkblatt des Gesundheitsamtes

Viele beliebte Urlaubsziele stehen in der Liste der Coronavirus-Risikogebiete des Rober- Koch-Instituts. Das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim fordert die Reisenden auf, diese Liste zu beachten. In einem Merkblatt weist die Gesundheitsbehörde zudem auf die Regelungen der Bayerischen Einreisequarantäneverordnung hin. Sie regelt unter anderem, dass Reiserückkehrer aus Risikogebieten für 14 Tage in häusliche Quarantäne müssen. Das komplette Merkblatt mit allen wichtigen Informationen ist unter www.landkreis-rosenheim.de zu finden.

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