Nachdenklich komme ich vom Friedhof ins Pfarrhaus zurück. Eben haben wir uns von einer Frau verabschiedet, die genau am Tag ihrer Beerdigung ihren 67. Geburtstag gefeiert hätte. Die Familie hatte den Tag bewusst für den Abschied ausgesucht, denn dieser sollte trotz der großen Trauer auch ein Ausdruck ihrer Liebe und Dankbarkeit sein für all das Schöne und Gute, das die Verstorbene durch ihr Leben geschenkt hatte. So wurde die Abschiedsfeier noch einmal zum Fest für einen besonderen Menschen.
Der Tag unseres Heimgehens ist, auch wenn die Vorstellung schwerfällt, der Geburtstag zu einem neuen Leben, das uns nicht mehr genommen werden kann. Mir kommt oft eine Geschichte von Henri Nouwen in den Sinn, in der Zwillinge im Mutterleib kontrovers darüber diskutieren, ob es nun ein Leben nach der Geburt wirklich gibt.
Einer von den beiden ist skeptisch und meint, man verliere mit der Geburt schließlich die Nabelschnur, und überhaupt sei noch nie jemand nach der Geburt in den Mutterleib zurückgekehrt. Man könne also gar nichts wissen und beweisen. Vielleicht gibt es ja gar keine Mutter hinter alledem. Man könne sie schließlich nicht sehen, und vielleicht habe man sich das alles nur ausgedacht. Ein Leben nach der Geburt sei doch ziemlich unwahrscheinlich.
So vergingen die letzten Wochen im Mutterleib voller Angst, bis der Moment der Geburt gekommen war. Die Zwillinge öffneten ihre Augen. Was sie sahen, übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Wir werden geboren, um zu leben. Es gibt kein Ende, nur Wandlung und ein großes Ziel.