Rosenheim – Unwetter-Chaos in der Region: Bis in die Abendstunden hinein waren gestern weit über 1000 Kräfte von Feuerwehren, THW und Wasserwacht im Einsatz, um den Überflutungen Herr zu werden. Heftige Regenfälle hatten in der gesamten Region Bäche und Flüsse über die Ufer treten lassen. Häuser und Straßen standen unter Wasser. Abschnittsweise musste auch die Autobahn A8 gesperrt werden.
Bis zu 100 Liter
pro Quadratmeter
Die Unwetterwarnungen für die Region hatten sich in der Nacht auf gestrigen Dienstag bewahrheitet. Starkregenfälle mit teils über 100 Litern Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde ließen insbesondere die kleineren Bäche und Flüsse anschwellen – während die „Großen“, also Inn, Mangfall und die Tiroler Ache, keine allzu großen Probleme bereiteten. Die Deiche hielten den Wassermassen stand. Wasserwirtschaftsamts-Chef Paul Geisenhofer schätzte die Hochwasserlage als zehn- bis 20-jährliches Ereignis ein – kein Vergleich zum Jahr 2013 mit dem Jahrhunderthochwasser der Mangfall.
Erster Einsatz um
3.30 Uhr morgens
Anders die Lage abseits von den großen Flussläufen: Hier ließen die Regenmassen Bäche und Gräben über die Ufer treten, Keller liefen voll, Straßen wurden unpassierbar, landauf, landab.
Der erste Einsatz in der Nacht auf Dienstag: in den frühen Morgenstunden gegen 3.30 Uhr, im Gemeindegebiet Tuntenhausen. Weiter ging es im Raum Bruckmühl, es folgten Notrufe aus Höhenmoos und Rohrdorf – und irgendwann ging es für die Hilfskräfte nur noch Schlag auf Schlag: Alarmierungen in der gesamten Region, bis zum Abend sollten es über 450 Einsätze werden. Allein im Landkreis Rosenheim waren nach Angaben von Kreisbrandrat Richard Schrank über 1100 Feuerwehrler im Einsatz, zudem rund 50 Kräfte des THW und etwa 20 von der Wasserwacht.
Kleintransporter versinkt auf B15
Einer der Schwerpunkte: eine vollkommen überflutete B15 auf Höhe Hochstätt, wo auf einer Länge von 400 Metern das Wasser einige Meter hoch stand. Ein dort liegengebliebener Kleintransporter konnte nicht mehr geborgen werden – er versank laut Einsatzleiter Schrank vollständig in den Fluten. Mit einer Hochleistungspumpe der Feuerwehr Rosenheim wurde schließlich bis in die Nacht hinein versucht, die Wassermassen abzupumpen – um baldmöglichst die B15 wieder für den Verkehr freigeben zu können. Mit der Vollsperrung verbunden: ein Verkehrschaos rund um Hochstätt und nördlich von Rosenheim.
Darüber hinaus arg vom Hochwasser gebeutelt: der kleine Ort Kirchdorf bei Raubling. Hier war ein Bach über die Ufer getreten, hatte an die 40 Häuser geflutet. Auch hier gingen die Einsätze – Feuerwehr und THW waren mit Hochwasserpumpen vor Ort – bis spät in die Nacht.
Von mehreren Sperrungen war den gesamten Tag über die Autobahn A8 betroffen: in den Morgenstunden auf Höhe Frasdorf/Achenmühle, wo aufgrund von Überflutungen Vollsperrungen notwendig waren; in den Nachmittags- und Abendstunden dann auf Höhe Grabenstätt sowie im Bereich Wasserwiesen/Ausfahrt Rosenheim-West. Bis zum Abend konnten Feuerwehren und THW das Wasser mithilfe von rund 4000 Sandsäcken so weit zurückdrängen, dass der Verkehr zumindest einspurig in Fahrtrichtung Salzburg vorbeigeleitet werden konnte.
„Wildniscamp“ geräumt
Groß war die Aufregung in der Nacht auf Dienstag am Jenbach in Bad Feilnbach: Hier musste gegen 3 Uhr nachts das „Wildniscamp“ geräumt werden. Die Bergwacht brachte zwölf Jugendliche in Sicherheit.
Riesige Seen bilden sich auf Feldern
Auch das Stadtgebiet Rosenheim war von den massiven Regenfällen betroffen. Keller und Tiefgaragen standen unter Wasser, zahlreiche Straßen wurden überflutet, insbesondere im Bereich Pang (Auerbach) sowie in Westerndorf bei Pang, wo die Kalten und Nebenbäche über die Ufer traten. Auf Wiesen und Feldern bildeten sich riesige Seen. An der Kalten bei Hohenofen wurde gar die Hochwassermarke von 2013 erreicht.
Weitere Informationen rund um das Hochwasser unter www.ovb-online.de.