Klosterkirche geschlossen

von Redaktion

Massive Rissbildungen im Gewölbe – Begutachtungen bis Herbst

Oberaudorf –Seit Ende Juli ist der Hauptraum der Klosterkirche Reisach geschlossen. Grund dafür sind sichtbare Verformungen mit einhergehender Rissbildung in der Raumschale des Gewölbes. Laut einer Pressemitteilung des Staatlichen Bauamtes Rosenheim ist ein Herabfallen von Putz nicht auszuschließen. Deshalb soll der Hauptraum so lange geschlossen bleiben, bis ein „detaillierter Befund nach der näheren Begutachtung der Bauteile“ vorliegt. Wie lange sich diese Untersuchungen noch hinziehen und wie umfangreich sie angelegt werden müssen, sei noch nicht abschätzbar, so Ursula Lampe, Pressesprecherin des Staatlichen Bauamtes.

Die Prüfungen
seien „langwierig“

Anfang dieses Jahres sei damit begonnen worden, die Bausubstanz des gesamten Klosters nach und nach auf Verkehrssicherheit und auf das Einhalten öffentlich-rechtlicher Bestimmungen zu prüfen, erklärt Lampe auf Nachfrage. Die Prüfungen würden nicht nur die Frage beinhalten, ob unmittelbare Gefahren durch herabfallende Bauteile bestehen, sondern noch viele weitere. Zum Beispiel, ob es Schadstoffe gibt, die verbaut wurden oder wie der Zustand der Strom- und Wasserleitungen ist. Auch ob ausreichend Rettungswege vorhanden seien, müsse geklärt werden.

Darüber hinaus werde auch geprüft, ob Um- und Anbauten ordnungsgemäß genehmigt oder genehmigungsfähig seien. Allein schon wegen der Größe der Liegenschaft seien solche Prüfungen „langwierig“, erläutert Lampe. Zudem müssten die Bestandsunterlagen teilweise sehr aufwendig zusammengetragen werden.

Die Begutachtungen würden sich vermutlich noch bis in den Herbst hinein ziehen. „Zusätzlich müssen die in der Raumschale des Kirchengewölbes festgestellten Risse noch einmal eingehender untersucht werden. Inwieweit die Gebäudeteile des Klosters sanierungsbedürftig sind, muss untersucht werden. Konkretere Sanierungspläne gibt es bislang nur für die stark beschädigte Turmfassade. Man prüft bereits restauratorische Maßnahmen.

„Zudem finden erste Abstimmungen mit der Denkmalpflege statt“, so Lampe.

Zu den Sanierungskosten konnte die Pressesprecherin keine Details nennen: Die Entscheidung und Prüfung obläge der Regierung von Oberbayern beziehungsweise dem Freistaat Bayern.

Bevölkerung hofft auf
baldige Lösung

Die vorsorgliche Schließung des Hauptraums beschäftigt auch die Oberaudorfer Pfarreien und das Dekanat Inntal: „Für die Katholische Kuratie ist diese Maßnahme nach der Schließung des Klosters am 1. Januar dieses Jahres ein weiterer schmerzlicher Verlust. Die Klosterkirche ist aufgrund der Größe ein wichtiger Kirchenraum der Kuratie. Besonders in der jetzigen Zeit ist die Raumgröße in Bezug auf die Corona-Vorschriften von Bedeutung“, teilte Rudolf Hitzler, Verwaltungsleiter der Pfarrverbände Brannenburg-Flintsbach und Oberes Inntal, auf Nachfrage mit. Sorgen bereiten vor allem die kirchlichen Feste und Feiern wie Erstkommunion und Weihnachten, die in kleineren Kirchen weitaus schwieriger umzusetzen seien: „Die Kuratie hofft nun sehr, dass sich der erste Befund der Schäden in der Klosterkirche nicht erhärtet und diese bald wieder für die Menschen zugänglich sein wird“, sagt Hitzler.

Der Bevölkerung liege es am Herzen, dass eine nachhaltige Lösung gefunden werde. Auch hoffe man, dass das Vereinsleben, das durch die Schließung der Klosterräume zum Stillstand gekommen sei, bald wieder stattfinden könne. „Das Kloster Reisach war viele Jahrzehnte Mittelpunkt für das kulturelle und geistliche Leben im Inntal und dem benachbarten Tirol.“

Eckdaten zum Kloster

Erbaut wurde die barocke Klosterkirche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (von 1737 bis 1739). Eine umfangreiche Sanierung des Gebäudes sei letztmalig 1974 erfolgt, teilte das Bauamt mit. Ende des vergangenen Jahres hat die Ordensgemeinschaft „Teresianische Karmel“ ihr Nutzungsrecht aufgegeben, seither befindet sich das Kloster im Besitz des Freistaates (wir berichteten).

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