Rosenheim – Düstere Zahlen hinterlässt die erste Welle der Corona-Pandemie in der Region: 222 Corona-Tote gibt es offiziell in Stadt und Landkreis Rosenheim zu beklagen – so viele wie in kaum einer anderen Region in Bayern und mehr als in so manch einem Bundesland. Deutschlandweit zählt der Raum Rosenheim bei den Corona-Toten zu den traurigen Spitzenreitern. Mit 199 registrierten Todesfällen im Landkreis und 23 im Stadtgebiet von Rosenheim ist die Region mit ihren gut 324000 Einwohnern ähnlich stark betroffen wie beispielsweise ganz Berlin (224) und Sachsen (225). Weitaus weniger Tote zu beklagen haben bislang Brandenburg (169), Bremen (56), Mecklenburg-Vorpommern (20), Sachsen-Anhalt (65) sowie Schleswig-Holstein (160), Thüringen (186) und das Saarland (174). Die bis dato am schwersten betroffenen Bundesländer sind Nordrhein-Westfalen mit knapp 1800 Corona-Toten, umgerechnet zehn pro 100000 Einwohner; Baden-Württemberg mit etwa 1860 Sterbefällen, umgerechnet 17 pro 100000 Einwohner; und an der Spitze Bayern mit knapp 2640 Verstorbenen und damit 20 pro 100000 Einwohner.
Vergleich mit den Nachbarlandkreisen
In Bayern kristallisieren sich ein paar wenige Regionen heraus, die besonders hart von SARS-CoV-2-Infektionen betroffen waren: Neben den Kreisen Tirschenreuth, Wunsiedel und Neustadt/Waldnaab und den aktuell schwer gebeutelten Kreisen Dingolfing-Landau und Straubing sind es im Süden insbesondere Rosenheim und Traunstein. Hier lassen neben den Infiziertenzahlen von knapp 750 je 100000 Einwohner im Landkreis Traunstein und 900 Fällen pro 100000 Einwohner im Landkreis Rosenheim vor allem die Covid-19-Sterbefälle aufhorchen.
Traunstein ist mit bislang 88 Corona-Toten vergleichsweise schwer betroffen. Mehr Tote haben bayernweit nur der Landkreis München mit 91 Sterbefällen, Tirschenreuth mit 139, die Region Rosenheim mit 222 und letztlich die Stadt München mit 223 Verstorbenen.
Weitaus geringere Todeszahlen liegen aus den westlichen und nördlichen Nachbarlandkreisen vor: Miesbach hatte seit Beginn der Pandemie elf Corona-Tote zu beklagen bei gut 600 Positivfällen; Ebersberg fünf Tote bei rund 540 Fällen; und Mühldorf 27 Verstorbene bei über 520 Erkrankungen. Höchst unterschiedlich waren die Städte und Gemeinden im Raum Rosenheim von Covid-19 betroffen. Zu den regionalen „Hotspots“ mit vielen Infizierten zählten zu Beginn der Pandemie insbesondere Nußdorf, Bad Feilnbach und Aschau. Dort waren zwischen 19 und 20 Fälle pro 1000 Einwohner aufgetreten. Der landkreisweite Durchschnitt lag bei neun Fällen je 1000 Einwohner; in der Stadt Rosenheim: acht Fälle pro 1000 Einwohner. Ebenfalls stark betroffen waren in dieser Zeit Kiefersfelden (11), Bad Aibling (12), Kolbermoor (10), Riedering (14), Bernau (13) sowie der Raum Wasserburg (12) mit Albaching (12), Edling (13) und Soyen (13). Die Fallzahlen in die Höhe schnellen ließen in den ersten Wochen insbesondere lokale Ausbrüche in Altenheimen – was mit ein Grund für die vergleichsweise hohe Sterblichkeitsrate in der Region sein könnte. Schwer betroffen waren unter anderem das Seniorenheim St. Lukas in Bad Feilnbach und das Seniorenheim Priental in Aschau (insgesamt 18 Corona-Tote, wir berichteten).
Dies spiegelt sich auch in der Altersstruktur der Corona-Sterbefälle wider. Von den Verstorbenen waren sieben Personen unter 60 Jahren. 145 Tote waren über 80 Jahre alt. Wobei das erste offizielle Corona-Todesopfer am 20. März ein Mann mittleren Alters war: Sepp Mangstl, „Musimoasta“ der Höhenrainer Blaskapelle und stellvertretender Dirigent der Dreder Musi, der im Alter von 54 Jahren die SARS-CoV-2-Infektion nicht überlebte. Insgesamt 122 Menschen starben allein in den Romed-Kliniken an Covid-19. Und die Dunkelziffer? Kam es in der Hochphase der ersten Welle zu einer Übersterblichkeit in der Region? In einzelnen Städten und Gemeinden spiegelt sich das in den Sterbefällen des ersten Halbjahres (Stichtag 30. Juni) wider. In Aschau beispielsweise waren Ende Juni bereits mehr Menschen verstorben (73) als 2019 (72). Ebenso im Standesamtsbezirk Stephanskirchen, der neben der Großgemeinde noch Prutting, Söchtenau und Vogtareuth umfasst. Hier waren im ersten Halbjahr bereits 79 Sterbefälle zu verzeichnen, 2019 waren es 64.
Letzte Sterbefälle
im Juli vermeldet
Auch die Stadt Rosenheim erklärt mit Blick auf die Sterberate (erstes Halbjahr 2020: 614; 2019 gesamt 1114): Im Zeitraum März bis Mai sei es zu einer vergleichsweise erhöhten Anzahl an Sterbefällen gekommen. Ähnlich das Bild im Raum Wasserburg, wo im ersten Halbjahr bereits 308 Verstorbene zu vermelden sind. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 waren in dem Standesamtsbezirk, der neben der Stadt Wasserburg die Gemeinden Albaching, Amerang, Babensham, Edling, Eiselfing, Griesstätt, Pfaffing, Ramerberg, Rott und Soyen umfasst, 441 Sterbefälle zu verzeichnen. Die vorläufig letzten Corona-Todesfälle vermeldete das Gesundheitsamt Rosenheim Mitte Juli. Seit rund sechs Wochen ist zumindest auf diesem Gebiet Ruhe eingekehrt, die Zahlen stagnieren – wenn auch die Infektionszahlen an sich seit Anfang August wieder kontinuierlich ansteigen. Auch in den Kliniken befinden sich wieder erste Infizierte in stationärer Behandlung.