Im Rosenheimer Riedergarten hinter dem Pfarrhaus sehe ich ein älteres Ehepaar, das händchenhaltend auf den Wegen des kleines Parks spazierengeht. Ich sitze gerade auf einer Bank und mache in der Sonne meine Mittagspause, aber jetzt folgen meine Blicke eine Zeit lang gebannt den beiden Senioren.
Obwohl ihre Schritte schon etwas unsicher sind, wirken sie auf mich fast wie ein junges Liebespaar. Es rührt mich an, wie sie sich gegenseitig stützen und Sicherheit geben und sich dabei fröhlich unterhalten. Langsam sind sie unterwegs, als hätten sie für den Weg durch den Garten alle Zeit der Welt.
Im Laufe des Nachmittags muss ich immer wieder an das alte Paar denken. Wie schön, dass es so etwas gibt. Der Gedanke an die beiden stimmt mich froh und dankbar, aber irgendwie auch melancholisch. Nicht alle Menschen haben das Glück, im Alter einen Lebenspartner an der Seite zu haben. Manche Liebe trennt der Tod, andere schauen auf schmerzliche Trennungen zurück oder haben den „Lebensmenschen“ nie gefunden.
Die Gottesdienste zu den Ehejubiläen, ob goldene oder diamantene Hochzeit, sind für mich deshalb auch die schönsten Anlässe, die ich mit den Menschen feiern darf. Im Gespräch zur Vorbereitung auf den Tag erzählen mir die Jubelpaare oft, wie sie sich vor langer Zeit kennengelernt und über kurz oder manchmal auch lang zueinander gefunden hätten. Und immer ist zu spüren: Jedes Jubiläum ist ein „Dennoch-Fest“, weil zwei Menschen trotz all der Hürden und Schwierigkeiten, die das Leben immer mit sich bringt, gemeinsam auf dem Weg bleiben.