Beruhigungspille oder Lösung?

von Redaktion

Bahn äußert sich zu Knotenpunkt im Berg

Flintsbach/Oberaudorf – Die Bahn bleibt dabei, 2021 bereits will sie ihre Vorzugstrasse für den Brenner-Nordzulauf präsentieren. Und bis auf Weiteres einen Vorschlag einer Initiative prüfen: Ein besonders kritischer Knotenpunkt könnte zwischen Flintsbach und Oberaudorf im Berg verschwinden.

Diesen Vorschlag von Inntal 2040 stellten Vertreter der Bahn, unter ihnen Gesamtprojektleiter Matthias Neumaier, gestern in Rosenheim vor. Nicht ohne ihre Bereitschaft zum Dialog zu beteuern: Ebenso wichtig wie der Vorschlag an sich scheint der Bahn die Botschaft zu sein, dass man auch während und nach dem Raumordnungsverfahren für Anregungen der Öffentlichkeit offen sei.

Trasse soll 2021
präsentiert werden

Derzeit ist die Regierung von Oberbayern am Zuge. Sie prüft die fünf von der DB Netz AG vorgelegten Grobtrassen auf ihre Raumverträglichkeit. Vier Monate danach, so sagte es gestern Bahn-Sprecher Franz Lindemair, wolle man den DB-Favoriten vorstellen.

Optimistisch äußerte sich bei dem Termin in Rosenheim auch Matthias Neumaier. „Wir sehen den Ergebnissen der Raumordnung erwartungsvoll entgegen“, sagte er. „Damit beginnt die entscheidende Phase der Trassenauswahl.“

Auffällig: Der Neuigkeitswert der Termine ist an sich überschaubar. Der Zeitplan stand bereits Ende Juli, als die Frist für Stellungnahmen von Kommunen, Behörden, Verbänden, Organisationen und Bürgern endete. Was die Bahn außerdem mitteilen wollte, ist ihre Bereitschaft zum Dialog. „Die Themen der Region kennen wir aus dem Dialogprozess“, so Matthias Neumaier. „Sie fließen in die Bewertung der Grobtrassen mit ein.“

Als Beispiel für diesen Einfluss der Öffentlichkeit auf die Planungen stand die Verlegung der südlichen Verknüpfungsstelle in den Berg im Mittelpunkt, vorgeschlagen von Inntal 2040. Diese Tunnellösung für die Zusammenführung von neuer mit alter Bahntrasse würde die Gemeinden im engen Inntal voraussichtlich spürbar entlasten.

Was Matthias Bernhardt als Bürgermeister von Oberaudorf denn auch uneingeschränkt begrüßt: „Das ist eine Lösung nicht nur für Oberaudorf, sondern auch fürs gesamte Inntal.“ Er verweist auf einen Gemeinderatsbeschluss von Ende Juni: Einstimmig habe man sich hinter den Vorschlag von Inntal 2040 gestellt. Die Tunnellösung, so führt er aus, würde seine Gemeinde vor dem Schlimmsten bewahren. Davor, vom Verkehr zerschnitten zu werden, mit verheerenden Auswirkungen aufs Leben im Ort, auf die Bauern und auf den Tourismus.

Brennerdialog: Plan
nur Beschwichtigung

Anders sieht das Ganze die Initiative Brennerdialog. Deren Sprecher Jürgen von Benitz-Wildenburg sieht in diesem Vorschlag und seiner Präsentation lediglich eine „Beruhigungsspille und Beschwichtigung“. Der Vorschlag sei unrealistisch, eine schlechte Öko-Bilanz sei auch noch zu erwarten. Im Übrigen sei nicht klar, wofür Inntal 2040 überhaupt stehe. „Dahinter stecken zehn, 20 Personen mit komischen Interessen“, sagt er.

Inntal 2040 arbeite überdies nicht mit Brennerdialog zusammen. Eine Kooperation der Initiativen wirkt auch nicht eben naheliegend. Während der Vorschlag von Inntal eine Lösung für eine Neubautrasse darstellt, beharrt Brennerdialog auf dem Ausbau der Bestandsstrecke.

„Hut ab“, sagt hingegen Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher. Der Planer der Initiative sei ein Profi, der Vorschlag sehr gut – auch weil er nahelegt, dass generell im Berg oder unter der Erde gebaut werden könne. „Ich habe immer gesagt, dass die Trasse unterm Inn durch muss“, sagt Lederwascher. „Wenn es nach der Verknüpfung in offener Bauweise weitergeht, dann habe ich nichts davon.“ Sein Fazit: „Im Berg und im Boden muss gebaut werden. Das ist das Nonplusultra.“

Die Bahn selbst muss ihre Haltung zum Vorschlag erst noch finden. Der Vorschlag hält sich über weite Strecken an die Grobtrassen der Deutschen Bahn. Lediglich im Bereich zwischen Oberaudorf und Flintsbach am Inn müsste der Trassenverlauf angepasst werden, um die Verknüpfungsstelle im Berg herzustellen.

Bis dahin findet‘s die Bahn gut. „Wir begrüßen Vorschläge aus der Region“, sagt Neumaier. „Ein Austausch mit den Verantwortlichen hat stattgefunden.“ Dann kommt das Aber: „Eine Realisierung erscheint Stand heute schwer vorstellbar.“ Grund dafür sind Sicherheitsvorschriften, die – Stichwort „Begegnungsverbot“ – eine eigene Tunnelröhre für jedes Gleis vorsehen. Eine Verknüpfung in Berg wäre ein Widerspruch in sich. Einerseits.

Andererseits möchte Franz Lindemair die Hoffnung am Leben halten. „Wir sind dabei, alles auszuloten“, beteuert er. „Es würde viele Probleme lösen.“

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