Bad Feilnbach – Rund sechs Prozent der 8500 Einwohner von Bad Feilnbach haben bereits eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 durchgemacht. So viel lässt sich nach der ersten Auswertung der Studie „Corona-Monitoring lokal“ des Robert-Koch-Instituts (RKI), die gestern vor Ort vorgestellt wurde, schon einmal sagen.
Der ermittelte Dunkelzifferwert in der Kommune, die im März/April als Corona-Hotspot galt, lag dabei niedriger, als vielfach erwartet: Es gab 2,6-mal mehr Infektionen als bislang bekannt. Männer und Frauen waren gleich häufig betroffen. Am häufigsten angesteckt hatte sich die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen.
Keine Antikörper
trotz positiver Tests
14,5 Prozent der Personen mit Antikörpernachweis hatten keine typischen Krankheitssymptome verzeichnet, 85,5 Prozent der Getesteten mit Antikörpern hatten mindestens eines der Symptome. Bei 39,9 Prozent der Erwachsenen, die im Fragebogen angegeben hatten, bereits positiv auf das Virus getestet worden zu sein, konnten keine Antikörper mehr nachgewiesen werden. „Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass keine Immunität besteht“, so Projektleiterin Dr. Claudia Santos-Hövener. Doch sei auch dies ein wichtiger Punkt, dem man nachgehen werde.
Sie betonte aber auch, dass es sich bei den Zahlen erst einmal nur um Eckdaten handele. Von daher blieben viele mit Spannung erwarteten Fragen offen. Beispielsweise warum sich Bad Feilnbach gleich am Anfang der Pandemie zu einem Corona-Hotspot entwickelt hatte, wo Ansteckungsherde gelegen haben könnten, wie sich Infektionsketten entwickelt haben oder wer unter welchen sozialen Rahmenbedingungen besonders betroffen war. „Dies alles wird jetzt erst im Nachgang untersucht, bei der Auswertung der Langzeitfragebögen“, teilte die Projektleiterin mit.
2153 und damit 60 Prozent aller eingeladenen Bad Feilnbacher Bürger über 18 Jahren hatten an der Untersuchung teilgenommen – „ein sehr guter Wert“, wie Dr. Santos-Hövener bekräftigte. Ausgewählt worden waren sie durch eine repräsentative Zufallsstichprobe aus dem Einwohnermeldeamt. Vom 23. Juni bis 4. Juli wurden vor Ort jeweils ein PCR-Rachenabstrich gemacht, Blutproben entnommen sowie Fragebögen ausgefüllt. Akute Infektionen wurden nicht festgestellt.
Auch wenn man die Bad Feilnbacher Daten nicht auf andere Gemeinden übertragen könne, seien sie doch aussagekräftig, um die Ursachen für das dynamische Infektionsgeschehen und die Auswirkung der ergriffenen Maßnahmen zu erkennen, betonte Dr. Santos-Hövener. Insgesamt wolle man acht bis zehn Gemeinden untersuchen, um ein umfassendes Bild zu bekommen. Zudem sei angedacht, die Teilnehmer in ein oder zwei Studienorten im Herbst erneut zu testen, um Aufschluss über eventuelle mehrfache Infektionen zu bekommen.
Als besorgniserregend bezeichnete Dr. Osamah Hamouda, Leiter der Abteilung für Infektionsepidemiologie am RKI, die aktuelle Entwicklung: „Wir haben schon zu Beginn der Pandemie gesehen, wie schnell die Fallzahlen plötzlich ansteigen können. Erst sieht es langsam aus, dann wird es rasend schnell. Wir dürfen den Zeitpunkt nicht verpassen, ab dem wir das Geschehen nicht mehr kontrollieren können. Dieser Zeitpunkt ist jetzt.“ Eindringlich appellierte er, weiter die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) einzuhalten. Denn: „Entscheidend ist nicht der Ort, an dem man sich aufhält, sondern wie man sich verhält.“